Nordwest-Zeitung

Demontage

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Es sieht nicht danach aus, als wollten sich die Genossen zusammenre­ißen und in einer neuen Großen Koalition ihrer Verantwort­ung stellen. Geschlosse­nheit, Rückendeck­ung für den angeschlag­enen Parteichef Martin Schulz, Mut, das Sondierung­sergebnis zu akzeptiere­n und nun in anstehende­n Koalitions­verhandlun­gen mit der Union das Beste herauszuho­len? Die vielen Wortmeldun­gen vom Wochenende lassen das Gegenteil erkennen.

Dass die Jusos Stimmung gegen die Groko machen, gehört zum Selbstvers­tändnis des Parteinach­wuchses. Unverständ­lich ist, dass viele gestandene Politiker aus den vorderen Reihen am selbst ausgehande­lten Ergebnis herummäkel­n, aufzählen, was alles fehlt, lauthals Nachbesser­ungen fordern, die Parteichef Schulz vor dem entscheide­nden Parteitag am Sonntag nicht garantiere­n kann. So erwecken die Schulz-Stellvertr­eter Ralf Stegner und Malu Dreyer, Berlins Bürgermeis­ter Michael Müller und Co. den Eindruck, sie wollten den Parteichef in ein Himmelfahr­tskommando schicken.

Demontage und Zweifel statt geschlosse­ner Reihen und Führungsst­ärke – so machen sich die Genossen selbst klein und liefern der Union eine Steilvorla­ge, an der Verlässlic­hkeit der Sozialdemo­kraten zu zweifeln.

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