Demontage
Es sieht nicht danach aus, als wollten sich die Genossen zusammenreißen und in einer neuen Großen Koalition ihrer Verantwortung stellen. Geschlossenheit, Rückendeckung für den angeschlagenen Parteichef Martin Schulz, Mut, das Sondierungsergebnis zu akzeptieren und nun in anstehenden Koalitionsverhandlungen mit der Union das Beste herauszuholen? Die vielen Wortmeldungen vom Wochenende lassen das Gegenteil erkennen.
Dass die Jusos Stimmung gegen die Groko machen, gehört zum Selbstverständnis des Parteinachwuchses. Unverständlich ist, dass viele gestandene Politiker aus den vorderen Reihen am selbst ausgehandelten Ergebnis herummäkeln, aufzählen, was alles fehlt, lauthals Nachbesserungen fordern, die Parteichef Schulz vor dem entscheidenden Parteitag am Sonntag nicht garantieren kann. So erwecken die Schulz-Stellvertreter Ralf Stegner und Malu Dreyer, Berlins Bürgermeister Michael Müller und Co. den Eindruck, sie wollten den Parteichef in ein Himmelfahrtskommando schicken.
Demontage und Zweifel statt geschlossener Reihen und Führungsstärke – so machen sich die Genossen selbst klein und liefern der Union eine Steilvorlage, an der Verlässlichkeit der Sozialdemokraten zu zweifeln.
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