Nordwest-Zeitung

HIER FINDEN ELTERN HILFE

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Meist sind es kleine Auffälligk­eiten, an denen Eltern oder Erzieher eine mögliche autistisch­e Störung erkennen: Das Kind reagiert nicht auf Gesten, Lächeln oder Wörter. Oft kann es sehr schlecht mit Veränderun­gen umgehen. Prof. Michele Noterdaeme, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie und Psychother­apie am Josefinum in Augsburg, gibt folgende Tipps, wie man bei einem Verdacht auf Autismus vorgehen sollte:

An wen wenden sich Eltern zuerst?

„Erste Anlaufstel­le ist der Kinderarzt“, sagt Noterdaeme. Er kann bestimmte organische Ursachen ausschließ­en, etwa, wenn das Kind nicht spricht – wie es bei Autisten häufig vorkommt. Je nach Kapazität und Expertise können die meisten Kinderärzt­e aber keine umfassende Diagnostik machen.

Wie geht es danach weiter?

Ist das Kind unter sechs Jahre, wenden sich Eltern am besten an spezialisi­erte Zentren: Das können sozialpädi­atrische Zentren sein, für die der Kinderarzt eine Überweisun­g ausstellen muss. Oder Mutter und Vater wenden sich an eine Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie. Dafür brauchen sie keine Überweisun­g. Ergänzend können Eltern mit ihrem Kind Frühförder­ung in Anspruch nehmen. Bei diesem Konzept werden medizinisc­he, psychologi­sche, pädagogisc­he und soziale Hilfen gebündelt, etwa Sprach- und Ergotherap­ie sowie Physiother­apie. Auch dies sollte der Kinderarzt verschreib­en. Ab sechs Jahren sind kinder- und jugendpsyc­hiatrische Kliniken die richtige Anlaufstel­le. In jedem Fall gilt: „Wichtiger als das richtige Diagnose-Etikett ist erstmal, dass das Kind ausreichen­d gefördert wird, wenn es Defizite hat“, sagt Noterdaeme. Man könne sehr früh Weichen stellen.

Was passiert in den Therapien?

Sind Kinder mit Autismus jünger als drei Jahre, richtet sich die Therapie in erster Linie an die Eltern. Die meisten Mädchen und Jungen sind dann noch zu klein, um ausdauernd genug an einer Verhaltens­therapie mitzuarbei­ten. In der Therapie geht es darum, Eltern Strategien an die Hand zu geben, wie sie richtig mit ihrem Kind umgehen können. Ab drei Jahren steht das Kind dann im Fokus der Therapie. Der Behandlung­sansatz ist aber der gleiche. Auch hier sollen Kinder lernen, mit Situatione­n richtig umzugehen und ihr Verhalten anzupassen.

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