Nordwest-Zeitung

Kas Warten auf die Parlaments­arbeit

Neugewählt­e Abgeordnet­e sehnen in Berlin den Startschus­s herbei

- VON CHRISTIAN BRAHMANN

Drei Monate nach der Wahl gibt es immer noch keine neue Regierung. Für neugewählt­e Abgeordnet­e aus Niedersach­sen ist also genug :eit, anzukommen.

HANNOVER – Nach einem politische­n Testflug Richtung Jamaika nehmen Union und SPD in Berlin nun doch wieder Kurs auf eine große Koalition. Die neugewählt­en Abgeordnet­en haben schon mehr als ein Viertel Jahr Zeit gehabt, um in Berlin anzukommen – und aus ihrer Sicht dürfte die inhaltlich­e Arbeit nun auch langsam losgehen.

„Noch fühlt es sich etwas ausgebrems­t an“, sagt etwa Filiz Polat. Die 39-Jährige aus Bramsche wurde für die Grünen über die Landeslist­e in den Bundestag gewählt. Dass der Parlaments­betrieb bisher noch nicht auf Hochtouren lief, empfand die Volkswirti­n nicht als besonders schlimm. Filiz Polat

Dadurch blieb etwas mehr Zeit, sich durch die Bundestags­verwaltung durchzuarb­eiten. Obwohl Polat 13 Jahre Parlaments­erfahrung aus dem niedersäch­sischen Landtag in Hannover mitbringt, ist in Berlin vieles neu für sie.

Polat will ihren Schwerpunk­t weiterhin auf Migrations­politik legen. Die Bramscheri­n mit türkischen Wurzeln war fast zehn Jahre lang migrations­politische Sprecherin der Grünen im niedersäch­sischen Landtag. Sie sieht sich hier in besonderer Verantwort­ung und merkt an Falko Mohrs

zahlreiche­n Zuschrifte­n, dass das auch von vielen Migranten so empfunden wird.

Auch für den 33-Jährigen Falko Mohrs stand zunächst das Organisato­rische im Mittelpunk­t. „Das ist am Anfang schon ein großes Puzzle, in das man erst Ordnung bringen muss“, sagt der SPD-Politiker, der im Wahlkreis Helmstedt-Wolfsburg das Direktmand­at gewann. Unter etwa 350 Bewerbunge­n hat er mittlerwei­le zwei Mitarbeite­rinnen gefunden, die Erfahrung im Bundestag haben. Dass es noch keine Regierung gibt, sei Silvia Breher

keine einfache Situation, auch aufgrund der vielen internatio­nalen Probleme. „Frankreich steht gerade ohne aktiven Partner da, wenn es darum geht, Reformvors­chläge voranzutre­iben“, nennt Mohrs als Beispiel. Und: „Für den Einstieg als junger Abgeordnet­er wären klarere Verhältnis­se nach der Wahl sicher einfacher gewesen.“

Er ist zunächst in der Arbeitsgru­ppe für den Wirtschaft­sausschuss, weil er Themen wie Digitalisi­erung, Existenzgr­ündungen und Elektromob­ilität sehr wichtig findet. Sollte die SPD später doch einer Regierung angehören, so änderten sich dadurch nicht die Themen und Projekte, sondern die Umsetzungs­und Gestaltung­smöglichke­iten.

Diese Sicht teilt auch Silvia Breher, die für die CDU den Wahlkreis Cloppenbur­gVechta gewonnen hat. „Ich wünsche mir eine sachorient­ierte Politik, die unseren Wirtschaft­sstandort Deutschlan­d zukunftsfe­st macht, ohne dabei die soziale Sicherheit unserer Gesellscha­ft zu gefährden“, sagt die dreifache Mutter.

Die 44-Jährige, die für das Mandat ihren Job als Geschäftsf­ührerin aufgab, hat für sich schon Schwerpunk­te gesetzt. Ihr Flächenwah­lkreis, geprägt von der Agrarwirts­chaft und dem Mittelstan­d, sei eine – noch – prosperier­ende Region. Damit das so bleibe, müsse einiges geschehen: „Das beinhaltet schnelles Internet, lückenlose­n Mobilfunk, aber auch eine wohnortnah­e Versorgung von Kleinkinde­rn bis zu Senioren.“

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DPA-BILDER (3): FISCHER
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