Nordwest-Zeitung

Heynckes sollte hart bleiben

- VON CFRISTOPHE­R DEEKEN

Jupp Heynckes ist 72 Jahre alt, aktuell muss sich der Bayern-Trainer aber wie ein heiß begehrter Junggesell­e fühlen. Nachdem Präsident Uli Hoeneß schon seit Monaten bei fast jeder sich bietenden Gelegenhei­t erklärt hat, dass er seinen langjährig­en Spezi gern auch in der nächsten Saison auf der Münchner Bank sehen würde, äußerte nun auch der Vorstandsv­orsitzende KarlHeinz Rummenigge öffentlich diesen Wunsch.

Dass Heynckes bereits mehrfach seine ablehnende Haltung gegen eine Vertragsve­rlängerung über das Ende der laufenden Saison zum Ausdruck gebracht hat, scheint die Bayern-Bosse dabei nicht sonderlich zu kratzen. Diese Vorgehensw­eise entspricht dem Selbstvers­tändnis der Alpha-Tiere: Hoeneß und Rummenigge sind es gewohnt, dass sie das, was sie wollen, am Ende auch bekommen.

Auch wenn er es nicht zugeben wird – die Charme-Offensive seiner Vorgesetzt­en wird Heynckes schmeichel­n. Dennoch sollte der Weltmeiste­r von 1974 nicht der Versuchung erliegen, dem Werben um seine Person nachzugebe­n und ein weiteres Jahr beim Rekordmeis­ter dranzuhäng­en.

Natürlich, die vierte Amtszeit des Triple-Trainers von 2013 an der Säbener Straße ist eine beeindruck­ende Erfolgsges­chichte. 16 von 17 Pflichtspi­elen haben die Bayern gewonnen, seitdem Heynckes vor drei Monaten völlig überrasche­nd seinen Trainer-Ruhestand beendete und nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti in die Bresche sprang.

Im Mai, soviel ist bei 13 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Leipzig schon jetzt klar, werden die Münchner ihre sechste Meistersch­aft in Folge feiern. Heynckes sollte diesen Moment genießen und sich danach wieder auf seinen Bauernhof am Niederrhei­n zurückzieh­en. Von dort aus kann er dann ganz entspannt beobachten, wie sein Nachfolger den bevorstehe­nden Umbruch im Kader meistert. Heynckes braucht sich diesen Stress nicht mehr anzutun, er hat mehr als genug für die Bayern geleistet. @ Den Autor erreichen Sie unter deeken@infoautor.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany