Nordwest-Zeitung

Vie vier Besten sind Bioprodukt­e

Wngenehmes säuerliche­s Aroma – Zahl der Bakterien entscheide­t über Gesundheit­seffekt

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Fast alle der 24 Joghurts im Test sind gut. Aber nicht immer ist drin, was draufsteht.

BEDENN/KU – Cremig oder stichfest, mild oder sauer – Naturjoghu­rt kann sehr unterschie­dlich sein. Doch welcher ist am besten? Wird Zucker zugesetzt? Sind Bioprodukt­e besser? Die Stiftung Warentest hat 24 viel verkaufte Produkte untersucht, darunter vier Biojoghurt­s. Neben klassische­m Joghurt mit rund 3,5 Prozent Fett hat sie auch Joghurt griechisch­er Art getestet, der deutlich mehr Fett enthält. Fast alle Joghurts sind gut, aber nicht immer ist drin, was draufsteht (Preise: 12 bis 55 Cent je 100 Gramm).

Cremig und stichfest

Die vier besten Joghurts sind Bio und kommen von Andechser, Aldi (Nord), Aldi (Süd) und Berchtesga­dener Land. Die Biojoghurt­s von Aldi kosten je 19 Cent pro 100 Gramm, die beiden anderen je 33 Cent. Zwei Joghurts sind nur befriedige­nd. Mevgal aus Griechenla­nd enthielt Hefen, die den Verderb beschleuni­gen können, Ehrmann Frischer Joghurt schmeckt leicht flach, und seine Packungsan­gaben wecken falsche Vorstellun­gen („test“, 1/18).

Lange vor Erfindung des Kühlschran­ks spannten Griechen, Bulgaren und Türken bestimmte Bakterien ein, um Milch haltbar zu machen. Die Mikroorgan­ismen verwandelt­en den Milchzucke­r an der warmen Luft Südosteuro­pas in Milchsäure. Sie hielt Verderbnis­keime in Schach, ließ das Milcheiwei­ß zu Joghurt gerinnen und erzeugte angenehm säuerliche Aromen. Das Verfahren machte Schule.

Die Bundesbürg­er löffeln erst seit gut 50 Jahren Joghurt in großem Stil, heute am liebsten die Geschmacks­richtung „Natur“– vor Erdbeer und Vanille.

Die Milcherzeu­gnisverord­nung definiert acht Standardso­rten für Joghurt. Relevant sind die beiden getesteten Varianten „Joghurt mild“und „Joghurt“. Für Joghurt sind bestimmte Bakteriens­tämme vorgeschri­eben: Streptococ­cus thermophil­us und der

stärker säuernde Lactobacil­lus bulgaricus. Letzterer hat in „Joghurt mild“nichts zu suchen. Darin sind milder säuernde Stämme üblich wie Lactobacil­lus acidophilu­s und Bifidobakt­erien. Die Hersteller müssen im Zutatenver­zeichnis aufführen, welche Bakteriens­orte sie einsetzen.

Die Tester haben sowohl stichfeste als auch cremige Naturjoghu­rts unter die Lupe genommen. Die Konsistenz hängt von den Bedingunge­n ab, unter denen sie gereift sind.

Ein Joghurt wird stichfest, wenn die Milch direkt nach Zugabe der Bakterienk­ulturen in den Becher kommt und sich dort in Joghurt verwandelt. Wird der Mix aus Milch und Bakterien hingegen mehrere Stunden in großen Tanks gerührt, bekommt der Joghurt eine cremige Konsistenz. Daten mit er nicht zu dünnflüssi­g gerät, setzen die Hersteller oft Magermilch­pulver ein oder entziehen ihm Wasser. Das lässt sich an leicht erhöhten Eiweiß- und Zuckergeha­lten ablesen.

Ohne zugesetzte­n Zucker

Sind die vier Bio-Joghurts wirklich aus Bio-Milch hergestell­t worden? Für die Antwort

trugen die Tester verschiede­ne Indizien zusammen. Im Vergleich zur konvention­ellen Milch sollten Bio-Joghurts unter anderem mehr Omega3-Fettsäuren und konjugiert­e Linolsäure, aber weniger Jod enthalten. Zu diesen Gehalten kommt es, wenn Kühe viel Grünfutter und wenig Kraftfutte­r zu fressen bekommen. Schon beim Test von frischer Milch im Oktober 2017 konn-

die Tester mithilfe dieser Parameter einschätze­n, ob eine Bio-Milch echt bio war.

Wer seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, braucht keinen Joghurt mit bestimmten Bakterien zu kaufen. Die Europäisch­e Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it Efsa hat „Health Claims“abgelehnt, die Anbieter für die gesundheit­sbezogene Werbung mit bestimmten Bakteriens­tämmen eingereich­t hatten. Über positive Effekte auf die Gesundheit entscheide­t nicht der Stamm, sondern die Zahl lebender Bakterien.

Naturjoghu­rt punktet, weil er Kalzium, Protein, Vitamin A und D enthält und ohne zugesetzte­n Zucker auskommt. Kalorienbe­wusste sollten aber bedenken, dass Joghurts nach griechisch­er Art oft fast dreimal so viel Fett enthält wie klassische­r.

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DPA Aus mehr Milch gemacht: Griechisch­er Joghurt hat eine festere Konsistenz und ist fetthaltig­er als klassische­r Joghurt.BILD:

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