Soul Jazz bringt auch die Stuhlbeine zum Tanzen
„Uncle Hammond’s Soul Jazz Movement“begeistert – Soli rücken Musiker ins Rampenlicht
OLDENBURG – Das Gemurmel auf den Stühlen verstummt, als die Lichter ausgehen. Gemächlich betritt „Uncle Hammond“die Bühne. Weißes Hemd, weißes Jackett. Rote Fliege, grauer Hut.
Dass bereits sämtliche Blicke auf ihn gerichtet sind, lässt den Musiker scheinbar unberührt. In aller Ruhe schlendert er über die noch immer dunkle Bühne, als wäre es sein Wohnzimmer. Eine alte Stehlampe steht an der Ecke. Er schaltet sie ein, sie wirft das Licht auf den heimlichen Star des Abends, eine über 60 Jahre alte Hammond Orgel, Modell B3, Baujahr ’53. Er setzt seine Brille auf, begibt sich in Sitzposition – und dann erweckt er den Jazz zum Leben.
Im ausverkauften Wilhelm 13 gastiert das erst seit kurzem bestehende „Uncle Hammond’s Heißer Jazz auf voller Bühne: Beim Jazzkonzert mit „Uncle Hammond’s Soul Jazz Movement“ging es im Wilhelm 13 körperbetont zu.
Soul Jazz Movement“. Bei fast allen Musikern handelt es sich um Studierende – teils an der Uni Oldenburg, teils an der Hochschule für Künste in Bremen.
Gert „Uncle Hammond“Lueken wiederum ist Leiter der Rotenburger Kreismusikschule. In der Vergangenheit spielte er in vielen Rock- und Jazz-Formationen. Nun widmet er sich den Klassikern des Jazz, insbesondere denen der 60er Jahre.
Nach einer kurzen Improvisation auf der Orgel schließt sich der Rest der Band an. Allesamt in schwarzen Anzügen gekleidet, begeben sich die Musiker an ihre Instrumente und legen los.
Bereits der erste Song stellt klar, um welches Maß an Virtuosität es sich bei diesem Konzert handelt, und das ist nicht gering. Spätestens bei „Sideman“, dem zweiten Stück, „von unserem guten Freund Dr. Lonnie Smith“,
wie Bassist Fabian Schulz ankündigt, zeigt sich, dass das Publikum problemlos auch ohne Stühle zurechtkommen würde, denn überall ist Bewegung zu entdecken.
Der Groove lädt zum Tanzen ein, und „Uncle Hammond“zeigt in einem umfangreichen Solo, was aus seinem Instrument herauszuholen ist. Ebenso Christopher Stolz am Saxophon und Nicolai Raabe an der Gitarre, die ihr Können beweisen.
Generell tragen die Soli einen hohen Stellenwert – und keiner kommt zu kurz. Die nahtlosen Übergänge bieten den Zuhörern kaum Gelegenheit, das Resultat ausreichend zu würdigen. Sie tun es natürlich trotzdem – immerzu und mit Begeisterung.
Besonders gut zu beobachten ist dies etwa bei Lee Morgans „The Sidewinder“. Hier tritt vor allem Gitarrist Dominik Banaschek in den Vordergrund. Wenn während seines ausführlichen Solos die gesamte Band von den geraden Vierteln zum Swing übergeht, könnte der Groove kaum intensiver sein.
Nach der über zweistündigen Setlist, bei der auch Balladen dabei sind, wird den Musikern quasi keine Wahl gelassen, noch zumindest eine Zugabe zu spielen. Wer immer Gefallen hat an anspruchsvollem Jazz, dem sei diese Formation ans Herz gelegt.