Auf drei Wegen der Gülle Herr werden
Gloßes dreijähriges Projekt „Wirtschaftsdüngermanagement Niedersachsen“
Hauptziel ist die Senkung der Nitratbelastung in den Böden im Westen Niedersachsens. Die Landwirte im Osten sollen den Wirtschaftsdünger aufnehmen. Auch die Logistik spielt eine Rolle.
OLDENBURG – Auch der 5. Nährstoffbericht für Wirtschaftsdünger für Niedersachsen, der demnächst vorgelegt wird, wird zeigen: „Wir haben bei bedarfsgerechter Düngung landwirtschaftlicher Flächen immer noch viel zu viel Gülle, Mist und Gärreste aus Biogasanlagen im Westen Niedersachsens“, nimmt Wilhelm Schepers von der bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen angesiedelten Düngebehörde in Oldenburg das Ergebnis vorweg.
Eine Überdüngung der Felder führt zu erheblichen Nitratbelastungen von Böden und gefährdet das Grundwasser. Landesregierung und Landwirtschaftskammer haben deshalb 2016 das dreijährige Projekt „Wirtschaftsdüngermanagement Niedersachsen“gestartet. Hauptziel ist es, die Nitratbelastung im Westen Niedersachsens zu reduzieren und den Wasserschutz zu sichern. Hierfür stellt das Land fast eine Million Euro zur Verfügung.
Das Projekt besteht aus drei Teilen. In den Wirtschaftsdünger-Überschussgebieten, wie den Landkreisen Cloppenburg, Vechta, Osna-
DüßHk, Diepholz und Emsland, sollen „praxisgerechte Lösungen für die Nährstoffverbringung“erarbeitet werden, um die Nitrat- und Phosphorbelastung zu reduzieren. „Hierzu gehören eine effizientere Düngung mithilfe neuer Verfahren, Änderungen bei der Fütterung der Tiere, aber auch die Verringerung der Tierbestände, z.B. im Rahmen der Tierwohl-Initiativen“, zählt Schepers auf. In Modellbetrieben wird inzwischen solche Praxis getestet.
Thema Aufbereitung
Ein zweiter Projektteil beschäftigt sich mit dem Aufbau einer zertifizierten Logistik für den Transport von Gülle, Mist und Gärresten in Ackerbauregionen wie dem östlichen Niedersachsen. Hierzu gehört auch die Vorab-Aufbereitung
des Wirtschaftsdüngers, damit nicht, wie im Fall der Gülle, hauptsächlich Wasser durch das Land gefahren werden muss.
Im dritten Projektteil geht es um die Verwertung des organischen Wirtschaftsdüngers in Ackerbauregionen. Hier sollen Lösungen für geschlossene Nährstoffkreisläufe – Wirtschaftsdünger auf die Felder für den Getreideanbau, der dann zur Fütterung von Nutztieren verwendet wird, deren Gülle wieder auf die Felder ausgebracht wird – erarbeitet werden. Außerdem soll so in den Ackerbauregionen Mineraldünger eingespart werden. Und es muss Lagerraum für den flüssigen und festen organischen Dünger geschaffen werden.
Die drei Teile des Projekts zeigen: Es gibt nicht nur ein Mengenproblem bei Gülle,
Mist und Gärresten; es gibt auch ein Verteilungsproblem. „Und die Problematik hat sich seit Juni vergangenen Jahres durch das neue Düngerecht noch verschärft“, berichtet Schepers. Es reduziert – vereinfacht ausgedrückt – die Düngungsmöglichkeiten mit Gülle.
Problem Nachfrage
Die tierhaltenden Betriebe müssten daher eigentlich noch mehr Gülle & Co. exportieren. Die Nachfrage in den Ackerbaubetrieben aber geht aus mehreren Gründen zurück. Auch hier wirkt sich das restriktivere Düngerecht aus. Zudem fehlt es an Lagerraum. Die angegebenen Nährstoffgehalte von Stickstoff und Phosphor in der gelieferten Ware sind oft zu ungenau. Die Preise für alternativen Mineraldünger
sind günstig. Und nicht zuletzt fürchten die Ackerbauern im westlichen Niedersachsen, dass die dortige Bevölkerung Gülle und Mist nicht akzeptiert.
Die Folge: Die Zeiten, als Ost-Landwirte für Wirtschaftsdünger Geld auf den Tisch legten, sind vorbei. Heute zahlen die Landwirte im Westen Niedersachsens für das Abfahren ihrer Gülle. Damit die Ackerbauern um Braunschweig und Hildesheim in Zukunft überhaupt auf Wirtschaftsdünger aus Cloppenburg und Vechta zurückgreifen, nennt Schepers vor allem eine Bedingung: „Wir brauchen ein Produkt, das mit Mineraldünger konkurrieren kann, lagerfähig und geruchsarm ist.“Sonst droht in Südoldenburg nicht nur dem Grundwasser der Kollaps.