Nordwest-Zeitung

Auf drei Wegen der Gülle Herr werden

Gloßes dreijährig­es Projekt „Wirtschaft­sdüngerman­agement Niedersach­sen“

- VON KLAUS-PETER JORDAN

Hauptziel ist die Senkung der Nitratbela­stung in den Böden im Westen Niedersach­sens. Die Landwirte im Osten sollen den Wirtschaft­sdünger aufnehmen. Auch die Logistik spielt eine Rolle.

OLDENBURG – Auch der 5. Nährstoffb­ericht für Wirtschaft­sdünger für Niedersach­sen, der demnächst vorgelegt wird, wird zeigen: „Wir haben bei bedarfsger­echter Düngung landwirtsc­haftlicher Flächen immer noch viel zu viel Gülle, Mist und Gärreste aus Biogasanla­gen im Westen Niedersach­sens“, nimmt Wilhelm Schepers von der bei der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen angesiedel­ten Düngebehör­de in Oldenburg das Ergebnis vorweg.

Eine Überdüngun­g der Felder führt zu erhebliche­n Nitratbela­stungen von Böden und gefährdet das Grundwasse­r. Landesregi­erung und Landwirtsc­haftskamme­r haben deshalb 2016 das dreijährig­e Projekt „Wirtschaft­sdüngerman­agement Niedersach­sen“gestartet. Hauptziel ist es, die Nitratbela­stung im Westen Niedersach­sens zu reduzieren und den Wasserschu­tz zu sichern. Hierfür stellt das Land fast eine Million Euro zur Verfügung.

Das Projekt besteht aus drei Teilen. In den Wirtschaft­sdünger-Überschuss­gebieten, wie den Landkreise­n Cloppenbur­g, Vechta, Osna-

DüßHk, Diepholz und Emsland, sollen „praxisgere­chte Lösungen für die Nährstoffv­erbringung“erarbeitet werden, um die Nitrat- und Phosphorbe­lastung zu reduzieren. „Hierzu gehören eine effiziente­re Düngung mithilfe neuer Verfahren, Änderungen bei der Fütterung der Tiere, aber auch die Verringeru­ng der Tierbestän­de, z.B. im Rahmen der Tierwohl-Initiative­n“, zählt Schepers auf. In Modellbetr­ieben wird inzwischen solche Praxis getestet.

Thema Aufbereitu­ng

Ein zweiter Projekttei­l beschäftig­t sich mit dem Aufbau einer zertifizie­rten Logistik für den Transport von Gülle, Mist und Gärresten in Ackerbaure­gionen wie dem östlichen Niedersach­sen. Hierzu gehört auch die Vorab-Aufbereitu­ng

des Wirtschaft­sdüngers, damit nicht, wie im Fall der Gülle, hauptsächl­ich Wasser durch das Land gefahren werden muss.

Im dritten Projekttei­l geht es um die Verwertung des organische­n Wirtschaft­sdüngers in Ackerbaure­gionen. Hier sollen Lösungen für geschlosse­ne Nährstoffk­reisläufe – Wirtschaft­sdünger auf die Felder für den Getreidean­bau, der dann zur Fütterung von Nutztieren verwendet wird, deren Gülle wieder auf die Felder ausgebrach­t wird – erarbeitet werden. Außerdem soll so in den Ackerbaure­gionen Mineraldün­ger eingespart werden. Und es muss Lagerraum für den flüssigen und festen organische­n Dünger geschaffen werden.

Die drei Teile des Projekts zeigen: Es gibt nicht nur ein Mengenprob­lem bei Gülle,

Mist und Gärresten; es gibt auch ein Verteilung­sproblem. „Und die Problemati­k hat sich seit Juni vergangene­n Jahres durch das neue Düngerecht noch verschärft“, berichtet Schepers. Es reduziert – vereinfach­t ausgedrück­t – die Düngungsmö­glichkeite­n mit Gülle.

Problem Nachfrage

Die tierhalten­den Betriebe müssten daher eigentlich noch mehr Gülle & Co. exportiere­n. Die Nachfrage in den Ackerbaube­trieben aber geht aus mehreren Gründen zurück. Auch hier wirkt sich das restriktiv­ere Düngerecht aus. Zudem fehlt es an Lagerraum. Die angegebene­n Nährstoffg­ehalte von Stickstoff und Phosphor in der gelieferte­n Ware sind oft zu ungenau. Die Preise für alternativ­en Mineraldün­ger

sind günstig. Und nicht zuletzt fürchten die Ackerbauer­n im westlichen Niedersach­sen, dass die dortige Bevölkerun­g Gülle und Mist nicht akzeptiert.

Die Folge: Die Zeiten, als Ost-Landwirte für Wirtschaft­sdünger Geld auf den Tisch legten, sind vorbei. Heute zahlen die Landwirte im Westen Niedersach­sens für das Abfahren ihrer Gülle. Damit die Ackerbauer­n um Braunschwe­ig und Hildesheim in Zukunft überhaupt auf Wirtschaft­sdünger aus Cloppenbur­g und Vechta zurückgrei­fen, nennt Schepers vor allem eine Bedingung: „Wir brauchen ein Produkt, das mit Mineraldün­ger konkurrier­en kann, lagerfähig und geruchsarm ist.“Sonst droht in Südoldenbu­rg nicht nur dem Grundwasse­r der Kollaps.

 ?? BILD: LANDWIRTSC­HAFTSKAMME­R NIEDERSACH­SEN/WILHELM SCHEPERS ?? 3ülle, Mist und Gärreste sollen aus dem Westen Niedersach­sens in die Ackerbaure­gionen Ost-Niedersach­sens gebracht werden und dort Mineraldün­ger ersetzen.
BILD: LANDWIRTSC­HAFTSKAMME­R NIEDERSACH­SEN/WILHELM SCHEPERS 3ülle, Mist und Gärreste sollen aus dem Westen Niedersach­sens in die Ackerbaure­gionen Ost-Niedersach­sens gebracht werden und dort Mineraldün­ger ersetzen.
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