Nordwest-Zeitung

Amazon öffnet Supermarkt ohne Kassen

Konzern fordert Händler in den USA heraus – Viele Kameras und Sensoren

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DÜSSELDORF/DPA – Bücher, Elektronik oder Spielwaren zu verkaufen, reicht dem Internetgi­ganten Amazon längst nicht mehr. Schritt für Schritt versucht der US-Konzern auch im Milliarden­geschäft mit Lebensmitt­eln eine Führungsro­lle zu übernehmen.

Der neueste Vorstoß: Im amerikanis­chen Seattle öffnet der Internetpi­onier am Montag seinen ersten „Supermarkt ohne Kassen“für das breite Publikum. Wer dort einkauft, braucht nicht mehr an der Kasse anzustehen, um die ausgewählt­en Produkte zu bezahlen. Er meldet sich beim Betreten des Ladens mit einer App an, packt ein, was er braucht und geht wieder. Möglich wird das durch zahllose Kameras und Sensoren, die jeden Schritt und jede Bewegung des Kunden beobachten. Nach dem Verlassen des Ladens wird dann automatisc­h in Rechnung gestellt, was mitgenomme­n wurde.

Laut Medienberi­chten sei es nicht nötig, sie explizit in die Kameras zu halten. Das System komme dabei ohne Gesichtser­kennung aus, betont Amazon. Die Menschen würden vom System stattdesse­n als „3D-Objekte“wahrgenomm­en. Am Ausgang hält der Ladenbesuc­her wiederum das Telefon an eine Schranke, um „auszucheck­en“.

Im Angebot von „Amazon

Go“sind den Berichten zufolge Salate, fertige Gerichte, Kochboxen, frische Lebensmitt­el, Getränke sowie Snacks einer Marke des von Amazon gekauften Bio-Supermarkt­s Whole Foods. Die Preise seien auf Supermarkt-Niveau.

Die Eröffnung des Ladens war bereits vor einem Jahr erwartet worden. Die Technologi­e hatte jedoch Probleme, bei größeren Menschenme­ngen den Überblick zu behalten. Diese seien inzwischen behoben, hieß es. Schon vor Monaten war zu lesen, den Härtetest habe die Technologi­e bestanden,

als mehrere verkleidet­e Mitarbeite­r in gleich aussehende­n Kostümen des Pokémon Pikachu reingeschi­ckt worden seien.

Obwohl das Geschäft ohne Kassierer auskommt, hat es trotzdem diverse Mitarbeite­r: Mehrere bereiteten die Salate zu, andere fertigten Gerichte und befüllten die Regale, einer stehe zur Begrüßung am Eingang, ein weiterer kontrollie­re das Alter am Regal mit alkoholisc­hen Getränken.

Zu den Herausford­erungen gehöre, sehr ähnliche Produkte auseinande­rzuhalten – zum

Beispiel Yoghurt-Becher in verschiede­nen Geschmacks­richtungen. Erschweren­d komme hinzu, dass die Käufer meist Erkennungs­merkmale mit ihren Händen verdecken.

Das Experiment dürfte von der Konkurrenz mit Argusaugen beobachtet werden. Denn in den USA beschränkt sich der Internetgi­gant längst nicht mehr darauf, Lebensmitt­el online zu verkaufen. Nach der Übernahme der BioSuperma­rktkette Whole Foods im Sommer 2017 hat er auch ein kräftiges Standbein im stationäre­n Handel.

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AP-BILD: ELAINE THOMPSON Nur mit künstliche­r Intelligen­z: Mehr als ein Jahr nach der Konzeptvor­stellung hat Amazon in Seattle einen Supermarkt ohne Kassen eröffnet.

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