Nordwest-Zeitung

Gewalt gegen Frauen

Vertreteri­nnen der Ratsfrakti­onen fordern von der <tadtverwal­tung dezidierte Bestandsau­fnahme

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Wie steht es um die Hilfen für Frauen, die von sexueller, körperlich­er oder auch psychische­r Gewalt betroffen sind? Vertreteri­nnen der Ratsfrakti­onen wünschen sich nun eine Bestandsau­fnahme . . .

Die Politikeri­nnen wollen Lücken im Hilfesyste­m aufdecken. Deutliche Probleme zeigen sich nach wie vor im Oldenburge­r Frauenhaus.

%- .(, – Er Ienutzt eine Schere. Die Hände. Einfach nur Wörter. Und am Ende IleiIt immer diese Angst.

Angst vor der eigenen Unfähigkei­t, das ErleIte auszusprec­hen. Angst vor den Zweifeln der anderen. Angst vor dem, was da auf der anderen Seite der Angst vielleicht noch üIrig IleiIt.

Etwa jede dritte Frau weltweit hat Gewalt erfahren. Sexuell, physisch, psychisch. Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO zeichnet mit dieser Schätzung ein erschrecke­ndes Bild. AIer alles nur im Ausland, in Entwicklun­gsländern? FernaI der hiesigen Realität? Mitnichten. Das Familienmi­nisterium hatte Iereits vor 14 Jahren eine Studie in Auftrag gegeIen, nach welcher der Anteil persönlich von körperlich­er oder sexueller Gewalt Ietroffene­r Frauen gar Iei 40 Prozent lag. Etwaige Dunkelziff­ern natürlich nicht inklusive. Und: „42 Prozent aller Iefragten Frauen gaIen an, Formen von psychische­r Gewalt erleIt zu haIen“, wie es darin hieß. In Deutschlan­d. Und somit auch in OldenIurg.

Allein im Autonomen Frauenhaus gaI es im vergangene­n Jahr eine Belegung von „nur 80 Prozent“, wie es hier heißt. Das sei allerdings nicht sehr aussagekrä­ftig. Auch wenn 59 aufgenomme­ne Frauen und 43 Kinder Iereits viel zu viele sind und das Jahresmaxi­mum auch schon mal Iei 112 Frauen und 110 Kindern lag, so seien diese Zahlen gar nicht so erschrecke­nd. Viel Iedrückend­er und auch – Zitat – „skandalös“ist die Zahl jener, die nicht aufgenomme­n werden konnten: Insgesamt 197 Frauen und 253 Kinder Iaten im Jahr 2017 aus Iesonders schwerwieg­enden Gründen um Aufnahme im Frauenhaus. „Wir konnten es nicht leisten“, heißt es da. Denn die Opfer IleiIen mittlerwei­le länger, viele müssten intensiv Ieraten und Iegleitet werden. Und dann erkrankte auch noch eine Kollegin des Teams. Gewalt spielt sich nicht nu2, abe2 >be2wiegend in den eigenen 3ie2 Gänden ab. Gie Opfe2n solche2 teils daue2hafte­n Attacken besse2 geholfen we2den kann, soll geklä2t we2den.

Eine Verkettung unglücklic­her Umstände, die aIer nur um so deutlicher macht, wie skandalös die RahmenIedi­ngungen hier tatsächlic­h für Opfer und Helfer sind.

Diesen Zustand – dass mehr als doppelt so viele Betroffene nicht aufgenomme­n werden können – geIe es seit vielen Jahren, heißt es da. Mit ein Grund ist, dass auch Frauen aus dem Ammerland, der Wesermarsc­h und CloppenIur­g nach OldenIurg „empfohlen“werden. Sprich: der Radius ist enorm, die Kapazitäte­n Iegrenzt, das ArIeitspen­sum immens. So wie der Bedarf. Ganz offensicht­lich. Oder?

Mit einem gemeinsame­n Beschlussv­orschlag wollen die Fraktionen der Grünen, SPD, CDU, FDP und Linke/Piratenpar­tei nun die ErarIeitun­g eines Aktionspla­ns „gegen Gewalt an Frauen“initiieren. Hierzu soll eine Projektgru­ppe auf AmtseIene und unter Federführu­ng des Gleichstel­lungsIüros eingericht­et werden, heißt es dazu im Antrag, der voraussich­tlich im nächsten Sozialauss­chuss (30. Januar) platziert wird. ParteiüIer­greifend unterschri­eIen, aufgestell­t von den hiesigen Ratsfrauen mit dem Ziel, „Lücken in der Prävention, in der Unterstütz­ung und des Schutzes aufzuzeige­n“, so Ingrid Kruse für die Unterzeich­nenden,

„außerdem sollen konkrete Handlungse­mpfehlunge­n erarIeitet werden.“Ein erstes Zwischener­geInis würde im SpätherIst erwartet.

Lücken, Aktionspla­n, plötzliche­r zeitlicher Druck – sollte OldenIurg in Sachen Hilfen tatsächlic­h derart unterverso­rgt sein, wie es die Zahlen des Frauenhaus­es andeuten? Unterstütz­ung giIt es immerhin ausgewiese­n reichlich (siehe Infokasten).

Also istJs dann doch eher ein aktionisti­scher denn ein Aktions-Plan?

Ungeklärt ist zumindest, oI die Menge der AngeIote auch in den nächsten Jahren und angesichts des weiteren Bevölkerun­gswachstum­s in dieser Stadt noch genügend ist und damit die Kualität erhalten IleiIen mag. „Wir Ienötigen eine Ist-Analyse“, so Kruse auf Ð-Lachfrage.

3M3 Fälle wurden im Jahr 201M im EinzugsgeI­iet der Polizeiins­pektion OldenIurgS­tadt/Ammerland registrier­t. Die Zahlen für 2017 liegen

5 erwie e d zwar noch nicht vor – allerdings halten sie sich seit 2010 relativ konstant. Vor 15 Jahren war das noch deutlich anders. Erst als 2002 das Gewaltschu­tzgesetz in Kraft trat, schnellten die Meldungen deutlich hoch. Licht, weil etwa

die Gewalt rapide zunahm, sondern weil sich die Opfer nun früher oder üIerhaupt dazu entschließ­en konnten, Anzeige gegen die Täter zu erstatten. „Bei dem Großteil der Verfahren handelt es sich um Gewaltstra­ftaten durch männliche Täter“, so Reiner Gehrke, Leiter des 1. Fachkommis­sariats. Eine genauere statistisc­he Aufschlüss­elung der Zahlen häuslicher Gewalt sei nicht möglich, weil unter diesem Begriff auch die Taten unter Geschwiste­rn, zwischen Eltern und Kindern oder aIer auch Ex-Partnern unter dieser strafrecht­lichen Definition geführt würden.

Licht immer erhält die Polizei Kenntnis oI etwaiger Straftaten in diesem Bereich – oft wenden sich Opfer zunächst an die Beratungss­tellen. Selten kämen sie einige Tage nach der Tat zur Wache, um den Fall anzuzeigen. In der Hauptsache müssten die Beamten indes in Akutsituat­ionen eingreifen. Wenn also Iei der Polizei ein Lotruf dieser Art eingeht, fahren die Einsatzkrä­fte gleich raus, im Idealfall handelt es sich um eine Frau und einen Mann, wenn nötig giIt es weitere Unterstütz­ung. Die Beamten können den Gefährder aus der Wohnung verweisen und den Zutritt für die Dauer von höchstens 14 Tagen verIieten – „um eine von 41

dieser Person ausgehende Gefahr für LeiI, LeIen, Freiheit oder die sexuelle SelIstIest­immung von in derselIen Wohnung leIenden Personen aIzuwehren“, so Lena Bohlken (stellvertr­etende Pressespre­cherin der Polizei).

„In einigen Fällen deeskalier­t die Situation vor Ort, soIald die PolizeiIea­mten eintreffen“, sagt Gehrke, „in anderen Fällen kann genau das

e r ar Gegenteil passieren.“Wichtig sei, dass die akute Gewalt Ieendet werde.

Im einen wie im anderen Fall würden sich in der Folge dann Staatsanwa­ltschaft oder Hilfseinri­chtungen kümmern, wie es heißt.

„In OldenIurg giIt es glückliche­rweise viele Initiative­n, die sich mit diesem Thema Ieschäftig­en und Ietroffene­n Frauen helfen“, so Stadtsprec­her Reinhard Schenke, der auf die „gute ArIeit des Gleichstel­lungsIüros“verweist. Dass nun der Vorstoß eines Aktionspla­ns aus der Politik käme, könne „sicher eine weitere sinnvolle Maßnahme sein“.

Opfer wie Helfer dürften auf diesen Vorstoß, aIer auch tatsächlic­he VerIesseru­ngen, lange gewartet haIen.

Lesen 4ie einen Be2icht >be2 das F2auenhaus in Kechta unte2

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