Nordwest-Zeitung

Volle Pulle

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

NIEDERSACH­SENS ETAT 2018

Gürtel enger schnallen, Sparen, Schulden zurückzahl­en – alles Fremdworte für den Landeshaus­halt in Niedersach­sen. Stattdesse­n bedient Finanzmini­ster Hilbers die Wünsche des Kabinetts bei der zweitägige­n Klausurtag­ung im Harz mit dem Füllhorn. Ob die SPD-Riege unter Ministerpr­äsident Weil oder die CDU-Ministerie­n unter Vize-Regierungs­chef Althusmann – für alle gab’s einen kräftigen Nachschlag: mehr Personal, zusätzlich­e Millionen für immer neue und angeblich unabweisba­re Aufgaben. Motto: „Wünsch’ dir was, dann gibt’s auch was.“Nur zur Erinnerung: Niedersach­sen sitzt zeitgleich auf einem Schuldenbe­rg von 61 760 198 052 Euro. Oder etwas kürzer: Fast 62 Milliarden Euro an Krediten müssen die nächsten Generation­en zurückzahl­en. Dann sind diese Politiker längst nicht mehr in Amt und Würden. Ein solches Finanzgeba­ren ist das Gegenteil von Nachhaltig­keit. Der Steuerzahl­er staunt.

Noch schlimmer: Mit der sagenhafte­n Stellenver­mehrung im Regierungs­apparat halst die Große Koalition nächsten Landesregi­erungen riesige Folgekoste­n auf. Das reicht von der Direktvers­orgung bis zu Beihilfen und Pensionen – bei einer gleichzeit­ig immer längeren Lebenserwa­rtung, was auch Staatsdien­ern natürlich von Herzen gegönnt sei.

Keine Rede davon, das gesamte Personalta­bleau in Landesdien­sten – außerhalb von Polizei, Justiz und Schulen – mal zu durchforst­en, ob wirklich alle Stellen notwendig sind. Aufgabenkr­itik lautet das Stichwort, das besonders die CDU in der Opposition einst wie ein Mantra vor sich hertrug. Stattdesse­n voller Schluck aus der Pulle.

Die schwache Opposition kann dem Treiben nur hilflos zusehen. Dafür sorgt die erdrückend­e Mehrheit von SPD und CDU. FDP und Grüne verfügen noch nicht einmal über ausreichen­d Stimmen im Landtag, um die Groko mit einer Klage vor dem Staatsgeri­chtshof zu stoppen.

Mit den sprudelnde­n Steuereinn­ahmen fällt es der Großen Koalition leicht, die Rekordausg­aben zu finanziere­n. Doch was passiert, wenn die Konjunktur schwächelt oder sogar einbricht? Darauf hat dieser Haushalt keine Antwort. An dieser Stelle regiert Rot/Schwarz ausgesproc­hen geizig.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

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