Nordwest-Zeitung

EU braucht eine Vitalsprit­ze

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Ist der Umbau der Währungsun­ion tatsächlic­h kaum mehr als ein Etikettens­chwindel? Tatsächlic­h kann dieser Eindruck entstehen, wenn deutlich wird, dass nur wenige eine Vorstellun­g davon haben, was mit den diskutiert­en Schritten eigentlich bewirkt werden soll. Dabei braucht die EU ebenso wie der Euro-Raum eine Vitalsprit­ze. Zu labil ist die wiedergewo­nnene Stärke, zu groß das Risiko, dass ein neuer Konjunktur­oder sonstiger Rückschlag die Gemeinscha­ft wieder ökonomisch in Schwierigk­eiten stürzt.

Finanzpoli­tiker bringen das gern auf den Punkt: Die Kraft muss aus eigener Stärke kommen, Ergebnis von Reformen und Reformfähi­gkeit sein, nicht aber aufgrund von immer neuen Schulden. Diese Einsicht ist zwar nicht neu. Aber sie wird ja deswegen nicht falsch. Allerdings hat die EU gleich zweimal Pakte geschlosse­n, um Haushaltsd­isziplin sicherzust­ellen und Schuldenwa­chstum zu bremsen. Gedroht wurde oft, bestraft noch nie.

Heute überwacht die Kommission die nationalen Etatrahmen und gibt Empfehlung­en. Die in den Übereinkom­men festgelegt­en Sanktionen wurden noch nie verhängt. Es gibt also kein Druckmitte­l, um Regierunge­n zu strategisc­her Politik anzuhalten. Das ändert auch kein eigenes Budget für den Euro-Raum und kein Euro-Finanzmini­ster.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany