Nordwest-Zeitung

Land zahlt für 5000 neue Kita-Plätze

Nroße Koalition verabschie­det Nachtragsh­aushalt für 2018 – 776 Millionen 2uro Mehrausgab­en

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Noch fehlen die Wünsche der Fraktionen von SPD und CDU. Das Paket kostet auch noch.

FAD SACHSA/HANNOVER – Die idyllische Winterland­schaft von Bad Sachsa im Harz hat offensicht­lich abgefärbt auf das Klima in der rot-schwarzen Landesregi­erung. „Ich bin gut gelaunt zurückgeko­mmen“, lobt Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) die wunderbare­n zwei Tage an der ehemaligen Zonengrenz­e in einer Luxusherbe­rge. Eine regelrecht­e Frischzell­enkur. Seit Bad Sachsa sind die einst erbitterte­n Wahlkampfg­egner – Weil und sein Herausford­erer im Landtagswa­hlkampf, Bernd Althusmann (CDU) – sogar per Du. Nahezu das gesamte Kabinett aus SPD und CDU duzt sich.

Dastörtauc­hFinanzmin­ister Reinhold Hilbers (CDU) nicht die Harmonie in der Großen Koalition. Im Gegenteil: Niedersach­sens oberster Kassenwart öffnete die Steuer-Schatulle für Mehrausgab­en von 776 Millionen Euro im sowieso schon RekordHaus­halt des Landes von insgesamt 31,7 Milliarden Euro, die in diesem Jahr ausgegeben werden. „Wir schlagen mit der Großen Koalition ein neues Kapitel auf“, schwärmt Wirtschaft­sminister Althusmann. „Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht“, ergänzt Weil. Wohl wahr. Noch nie hat eine Landesregi­erung in Niedersach­sen mehr Geld ausgegeben.

Zur Stellenver­mehrung in den Ministerie­n kommen noch 1000 Lehrer sowie 500 Polizeianw­ärter und 250 Mitarbeite­r in der Polizeiver­waltung hinzu. In den Kitas werden 5000 zusätzlich­e Plätze geschaffen. „Verteilt über das ganze Land“, erläutert Ministerpr­äsident Weil, der zudem auf die garantiert­e Gebührenbe­freiung zum nächsten KitaJahr nach den Sommerferi­en verweist. „Darauf können sich die Eltern verlassen“, betont Weil – auch wenn die Gespräche mit den Kommunen über die Verteilung dieser Kosten noch nicht abgeschlos­sen seien. Unklar ist ebenfalls noch die Zukunft der Sprachförd­erung in den Kitas. Was bisher in den Händen von Schullehre­rn liegt, soll in den Aufgabenbe­reich der Kitas selbst wandern. Damit würden 450 Lehrkräfte aus Schulen von dieser Aufgabe entlastet. „Die Wandertage zwischen Kita und Schule entfallen“, sagt Weil.

Weitere Brocken im Landeshaus­halt: Um 113 Millionen Euro steigen die Ausgaben für unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e, der Unterhalts­vorschuss des Staates für zahlungsun­willige Elternteil­e – meist Väter – beträgt 155 Millionen Euro und die Anpassung von Beihilfen und Versorgung der Staatsdien­er schlägt mit 83 Millionen Euro zu Buche. Hinter dem Etatposten „diverse Einzelmaßn­ahmen kleineren Umfangs“– Katastroph­enschutz, Meisterprä­mie, Straßenbau­Planung und Prostituie­rtenschutz beispielsw­eise – stecken immerhin 101 Millionen Euro. Keine Peanuts.

Soweit die Wünsche der Landesregi­erung an den Nachtragsh­aushalt für 2018. Das Zahlenwerk spiegelt jedochnoch­garnichtdi­eWünsche der Koalitions­fraktionen von SPD und CDU wider. Schon unter Rot/Grün meldeten die Parlamenta­rier noch erhebliche Zusatzwüns­che an, die der Finanzmini­ster anschließe­nd erfüllen musste. Diesmal prescht der CDUHaushäl­ter Ulf Thiele (Uplengen) vor: „Die CDU-Landtagsfr­aktion wird weitere für das Land wichtige Projekte aufrufen. Wir machen uns für mehr Richter und Staatsanwä­lte stark. Wir wollen zusätzlich­e Investitio­nen in die kommunalen Straßen und den ländlichen Wegebau ermögliche­n. Und wir wollen zusätzlich­e Studienplä­tze für Lehramtsst­udenten schaffen.“Eine lange Liste.

Die FDP vermisst jeden Sparwillen bei der Großen Koalition. „Als Minister Hilbers noch auf der Opposition­sbank saß, hat er mit uns für eine sparsame Finanzpoli­tik gekämpft. Davon ist leider nichts mehr übrig“, kritisiert der FDP-Finanzpoli­tiker Christian Grascha. Unter Rot/ Schwarz werde das Geld „mit vollen Händen ausgegeben“. Und Grünen-Haushälter Stefan Wenzel vermisst die „notwendige Vorsorge für schwere Zeiten“.

KOMMENTAR, SEITE 4

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DPA-BILD: PFÖRTNER Eine romantisch­e Kulisse: Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU, links) und Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) gehen in Bad Sachsa mit Mitglieder­n der Landesregi­erung spazieren. Bei der Klausurtag­ung wurde über die Arbeit der kommenden Jahre...

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