Nordwest-Zeitung

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48-jähriges Tier nach Vollnarkos­e wieder wach – Pferde-Dentist schleift Kanten ab

- VON PEER KÖRNER UND ANNE-SOPHIE GALLI

HODENHAGEN – Eines der bundesweit ältesten Nashörner hat seine erste Zahn-OP überstande­n. Kurz zuvor steckte der Arm von Veterinär Carsten Vogt am Montagaben­d noch bis zum Ellbogen im Maul seiner zwei Tonnen schweren Patientin Doris. Dann schaute der Mediziner zu seinen Kollegen: „Der Zahn kommt einfach nicht heraus.“Mehr als zwei Stunden hatte Vogt das Gebiss der alten Dame mit der Hand und Röntgenauf­nahmen untersucht. Auch hatte er versucht, einen abgebroche­nen Zahn mit verschiede­nen Zangen herauszudr­ehen, vergeblich. Vogt traf die Entscheidu­ng, die Operation bald zu beenden und die spitzen Stellen des Zahns einfach abzuschlei­fen.

„Eine noch längere OP wäre für Doris gefährlich geworden“, sagte Vogt. Die Nashornsen­iorin lebt im Serengeti-Park Hodenhagen, sie hat mit ihren 48 Jahren fast ihre ganze Lebenserwa­rtung erreicht. Seit einigen Wochen hat sie kaum gefressen, der Wildtier- und Freizeitpa­rk vermutete ein Zahnproble­m und rief Vogt. Der ist eigentlich Pferdetier­arzt, aber in Deutschlan­d gibt es keine Nashornzah­nspezialis­ten und Pferde- und Nashorngeb­isse ähneln sich.

„Bei uns gab es einen derartigen Eingriff noch nie“, Carsten Vogt behandelt den Zahn der 48 Jahre alten Nashorndam­e.

sagte Park-Sprecherin Asta Knoth. Auch aus anderen Parks in Deutschlan­d sei ihr nichts Vergleichb­ares bekannt. Um dem Wildtier in den Mund zu schauen, hatten es Pfleger mit einem Betäubungs­pfeil zuvor in eine Vollnarkos­e versetzt. Bald merkte Vogt, dass dem Nashorn ein Zahn abgebroche­n war. Auch hatte der Dickhäuter viel Zahnstein, die spitzen Stellen hatten das Tier im Mund verletzt. Mit einem Hammer brach Vogt den Zahnstein ab, aber den Zahn bekam er nicht heraus.

„Es gibt keine Instrument­e für die Behandlung von Nashörnern“, sagte Knoth. So wurde eine fast zwei Meter lange Zange angefertig­t, um dem Tier das Maul aufhalten zu können. Beim Versuch den Zahn zu entfernen, zerbrachen zwei kleinere Zangen. Das Abschleife­n gelang aber. Wenige Minuten nach der Operation wachte Doris wieder auf und lief nach anfänglich­em Wanken rasch wieder wie gewohnt umher. „Wir hoffen, dass Doris jetzt wieder ohne Schmerzen fressen kann“, sagte Knoth.

In freier Wildbahn gibt es noch rund 20 000 südliche Breitmauln­ashörner, in Hodenhagen leben zehn der Tiere.

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DPA-BILD: HOLLEMANN

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