Nordwest-Zeitung

Neuer Wettbewerb stößt auf Kritik

Auslosung zur Nations League an diesem Mittwoch – 55 Teams dabei

- VON THOMAS NIKLAUS

LAUSANNE – Schlicht Blödsinn oder eine neue Chance: Vor der erstmalige­n Auslosung der Nations League schwankt der deutsche Fußball zwischen moderaten Tönen und scharfer Kritik.

Joachim Löw wird die Auslosung eher neugierig als skeptisch verfolgen – in der Bundesliga hingegen sind sich selbst die größten Rivalen einig. „Keiner braucht die Nations League“, wettert Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund assistiert: „Wir haben wahrlich genug Wettbewerb­e.“

Wenn an diesem Mittwoch (12 Uhr) in Lausanne das umstritten­e Milliarden-Projekt der Uefa für alle 55 europäisch­en Nationalma­nnschaften aus der Taufe gehoben wird, sind sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Profiverei­ne in der Bewertung uneins. Ist die Liga belastende­r Unfug – oder eine neue Chance, Test-Länderspie­le durch Wettbewerb zu ersetzen? „Es gibt kein einziges zusätzlich­es Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzlich­e Belastung für unsere Nationalsp­ieler“, sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel. Manager Oliver Bierhoff sieht die Nations League ausgewogen als Prüfstein und Experiment­ierfeld zugleich – und Löw? Der Bundestrai­ner hat eigentlich anderes im Kopf. „Für mich steht aktuell die WM in Russland im Mittelpunk­t aller Planungen“, sagte er: „Sportlich wollen wir uns immer mit den Top-Teams messen, insofern hätte ich nichts dagegen, wenn wir starke Gegner bekommen.“

Die Nations League wird die bisher üblichen Test-Länderspie­le nahezu nahtlos und termingetr­eu ersetzen. Deutschlan­d liegt bei der Auslosung in Topf 1: Eine Gruppe mit Frankreich und den Niederland­en ist ebenso möglich wie eine mit der Schweiz und Island.

Dies ist der Anreiz für die Großen: Sie messen sich untereinan­der abseits von EM und WM unter Wettbewerb­sbedingung­en. „Der zentrale Unterschie­d zu Freundscha­ftsspielen ist: Es geht richtig um etwas“, sagt Grindel. Für die „kleinen“Nationen geht es dabei um viel: Sie können sich durch die Hintertür für die EM 2020 qualifizie­ren. Somit können Nationen auf die Endrunde hoffen, die sonst chancenlos gewesen wären – eine Herzensang­elegenheit des früheren UefaPräsid­enten Michel Platini, dem es aber auch ums Geld gegangen sein wird. Insgesamt dürfte die TV-Vermarktun­g des Wettbewerb­s zwei Milliarden Euro einbringen.

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