Nordwest-Zeitung

Kuschelkat­ze fährt die Krallen aus

R5 Jahre Vox – Mit Eigenprodu­ktionen guten Ruf erarbeitet – Häufiger Quotensieg­er

- VON ;ON@S>?RIK SCHMIDT

Als Vox auf 6endung ging, sollte er der Privatsend­er für Intellektu­elle sein. 6eitdem hat er eine erstaunlic­he Wandlung durchgemac­ht.

KÖLN – Bernd Reichart hat ein schönes Büro in der Kölner Zentrale seines Senders Vox. Schaut er aus dem Fenster, sieht der Geschäftsf­ührer ein Stadt-Panorama, das sich seit Jahrzehnte­n kaum verändert hat. Mittendrin steht der Kölner Dom. Auf der anderen Seite des Raums, an der Wand seines Büros, hat sich zuletzt allerdings viel verändert. Dort hängen Plakate der bekanntest­en Vox-Gesichter: Etwa die Juroren aus der „Höhle der Löwen“und Fernsehkoc­h Tim Mälzer aus „Kitchen Impossible“. Die Bilder sind ziemlich neu. Es sind Sendungen, die Vox erst vor einigen Jahren ins Programm genommen hat – die den Sender aber bereits definieren wie der Dom die Stadt Köln.

Die Stimmung in der VoxZentral­e ist aus zwei Gründen gelöst. Zum einen feiert man an diesem Donnerstag Geburtstag. Vor 25 Jahren, am 25. Januar 1993, flimmerte erstmals das Vox-Logo über deutsche Bildschirm­e. Zum anderen hat sich der Sender Mit Kugel: Bernd Reichart, Geschäftsf­ührer des Fernsehsen­ders Vox

aus der RTL-Gruppe einen guten Ruf mit neuen Eigenprodu­ktionen erarbeitet. Geschäftsf­ührer Reichart erklärt selbstbewu­sst: „Vox soll nicht die dritte oder vierte Option sein – sondern auch mal die erste. Und das gelingt uns mittlerwei­le immer häufiger.“

Der Weg dahin war allerdings mit Kurven und auch

Sackgassen verbunden. Angetreten war Vox als eine Art Privatsend­er für Intellektu­elle: unterhalts­am, aber mit Anstand und Seriosität.

Schon ein Jahr nach Sendestart drohte das Aus. Im April 1994 ging Vox in die Liquidatio­n, mehr als 250 Mitarbeite­r mussten gehen. Die Rettung kam schließlic­h aus Amerika.

Medienunte­rnehmer Rupert Murdoch stieg ein, der Sender richtete sich neu aus – und berappelte sich. Vox wurde zum sogenannte­n Wohlfühlse­nder mit eher weichen Themen. Ganz wichtig waren Kochen, Autos und Reisen. 1997 ging „Kochduell“mit Britta von Lojewski auf Sendung, ein Vorbote der großen Koch- show-Welle. Hinzu kamen US-Serien. Wer an „Ally McBeal“denkt, hat heute noch sofort das Vox-Logo mit der roten Kugel vor Augen.

Und heute? Geschäftsf­ührer Reichart verneint die Traditions­linien seines Senders nicht. Auch nicht die Anfänge als Intellektu­ellen-Kanal: „Das ist immer noch Teil der Marke. Wir sind auf das Erbe stolz. Als Markenkern hätte es aber nicht gereicht, um zu überleben.“Vox sei heute breiter aufgestell­t.

Viele Investitio­nen flossen in den vergangene­n Jahren in Eigenprodu­ktionen. Der Mut zahlte sich aus. „Die Höhle der Löwen“, „Club der roten Bänder“oder „Sing meinen Song“fuhren und fahren beste Quoten ein und bedrängen in der Primetime die Platzhirsc­he der Senderland­schaft.

Geschäftsf­ührer Reichart berichtet, dass seinem Sender in Image-Studien fast immer die Attribute Wohlfühlen, Nähe und Vertrauen zugerechne­t werden. Er findet das gut, sieht es aber auch als Zeichen, dass noch mehr frischer Wind rein muss. „In der letzten Studie kam dann heraus, dass Vox – wenn es ein Tier wäre – eine Katze ist. Ein liebevolle­r, charmanter Begleiter“, sagt er. „In der Primetime werden wir aber zum Gepard. Da wollen wir nicht kuscheln, sondern fahren auch mal die Krallen aus.“

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DPA-BILD: MICHAEL KAPPELER

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