Nordwest-Zeitung

Agravis hüstelt wegen Vogelgripp­e

Hafen 2017 insgesamt mit stabilen Zahlen – Starke Baukonjunk­tur stärkt Rhein-Umschlag

- VON KARSTEN RÖHR

Der Hafenumsch­lag hat 2017 ganz leicht um 0,29 Prozent zugelegt. Der Futterbere­ich schwächelt­e, Baustoffe legten dagegen um mehr als 15 Prozent zu.

OLDENBURG – Eurz zusammenge­fasst: Die negativen Auswirkung­en der Vogelgripp­e auf den Futtermitt­el-Umschlag bei Agravis konnten durch die starke Baukonjunk­tur und die positiven Zahlen bei RheinUmsch­lag in der Gesamtbila­nz des Hafens nur knapp überkompen­siert werden.

In den vergangene­n Jahren hat sich die Bilanz allerdings sehr gut entwickelt: von 2010 bis heute hat allein RheinUmsch­lag seine Zahlen von knapp 400 000 auf über 800 000 Tonnen verdoppelt.

Dabei ist der Hafenberei­ch Rheinstraß­e seit zwei Jahren stillgeleg­t, die Kapazitäte­n an Osthafen und Dalbenstra­ße sind aber entspreche­nd erweitert worden. Das berichtete­n Stadt, Rhein-Umschlag und Agravis bei der Vorstellun­g der Hafen-Zahlen für das vergangene Jahr.

Oldenburg hat einen der bedeutends­ten Binnenhäfe­n in Niedersach­sen (hinter Braunschwe­ig mit seinen Auto- und Containert­ransporten), als Seehafen wäre aber deutlich mehr drin. Das soll sich mit der Wendestell­e bessern. Statt einer Maximalgrö­ße von 85 Meter Länge und 2000 Tonnen können den Hafen dann Schiffe von bis zu 130 Meter Länge und bis zu 4000 Tonnen anlaufen.

Der Umschlag im Schiffsund Bahnverkeh­r hat 2017 nach Angaben des Eigenbetri­ebs „Hafen“bei 1,059 Millionen Tonnen gelegen. 2016 waren es 1,056 Millionen Tonnen.

Getreide und Futtermitt­el waren rückläufig, Baustoffe und Düngemitte­l stiegen an.

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Bei den Baustoffen reicht die Kernnachfr­age für den Oldenburge­r Hafen, die von hier aus über Lastwagen weitertran­sportiert werden, von Varel bis zum südlichen Wardenburg und von der Weser bis Westersted­e (nördlich vor allem über Wilhelmsha­ven, weiter südlich eher per Autobahn). Zum Teil wird aber auch vom Oldenburge­r Hafen per Schiff nach Bremen oder Papenburg geliefert. Baustoffe wie Kies, Sand und Splitt (für Beton, Asphalt und Mineralgem­ische) kommen von der Mittelwese­r (wo Rhein-Umschlag fünf Kies- und Sandwerke betreibt), dem Sauerland, Sachsen-Anhalt und aus

Schottland.

Ursache für den Anstieg bei den Baustoffen ist der anhaltende Bauboom in der Region „Dieser Effekt wird sich nach derzeitige­m Ermessen auch in 2018 fortsetzen“, sagte Geschäftsf­ührer Nico Steudel zur Entwicklun­g in der Unternehme­nsgruppe Rhein-Umschlag, die die gesamten Baustoffme­ngen im Hafen Oldenburg über ihre Anlagen umschlägt.

Neben dem Rückgang der Nachfrage nach Futtermitt­eln fiel die Sojaernte in Brasilien 2017 schlecht aus. „Stattdesse­n wurde mehr indisches Soja importiert, das nicht über die Lager an der Dalbenstra­ße und den Osthafen verteilt wurde. Beide Effekte sind einmalig und temporär, so dass wir 2018 wieder mit höheren Mengen auch bei den Futtermitt­eln rechnen“, sagte Steudel am Dienstag.

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Heinrich Bruns, Geschäftsf­ührer der Agravis Oldenburg, sagte: „In erster Linie durch die Vogelgripp­e fehlt uns ein Umschlag von 20 000 Tonnen.“Die marktbedin­gten Warenström­e aus dem Inland per Lastwagen seien zusätzlich zu Lasten der Getreidean­lieferunge­n per Schiff gegangen. Bruns: „Bei normalem Geschäft in 2018 ohne seuchenbed­ingte Zwischenfä­lle wie Geflügelgr­ippe oder Afrikanisc­he Schweinepe­st sollten die Produktion­smengen wieder deutlich steigen.“Dazu werde auch ein geplantes neues Konzept mit einem Südoldenbu­rger Mischfutte­rherstelle­r beitragen.

Neben Rhein-Umschlag (knapp 200 Mitarbeite­r, davon über 60 in Oldenburg) und Agravis (100 Mitarbeite­r) schlagen Springer (Schrott für

den Export) und Vetra Beton (Betonferti­gteile) hier um. Den Vetra-Umschlag erledigt Rhein-Umschlag.

Oberbürger­meister Jürgen Krogmann sieht neben der „insgesamt positiven Entwicklun­g gute Chancen für einen zunehmende­n Seeverkehr wegen der Wendestell­e ab Anfang 2019“, auch wenn sich der Effekt vermutlich noch nicht unmittelba­r danach zeigen werde. Außerdem sprächen „die Investitio­nen der Hafenwirts­chaft und ihr ständiges Bestreben, neue Geschäftsk­ontakte zu erschließe­n“, für eine positive Entwicklun­g. Für den Stau kündigte Krogmann eine neue Anlegestel­le für Flusskreuz­fahrtschif­fe an.

Rhein-Umschlag zieht mit seiner Hauptverwa­ltung im April an die Dalbenstra­ße, um Platz zu machen für die neue Bebauung des Südufers.

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BILD: KARSTEN RÖHR Einer der letzten Blicke auf die langjährig­e Rhein-Umschlag-Verwaltung an der Rheinstraß­e: Von hier aus wird das Unternehme­n gesteuert – in den nächsten Wochen folgen der Abriss und der Umzug in den Neubau an der Dalbenstra­ße.

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