Nordwest-Zeitung

Wenn Welten auf der Bühne aufeinande­rtreffen

Oldenburge­r Ballettcom­pagnie feiert mit „Schläpfer/Jull=/Blaska> Premiere

- VON JENNIFER ZAPS

OLDENBURG – Die zweite Premiere der Ballettcom­pagnie des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters in der aktuellen Spielzeit trägt die Namen der beteiligte­n Choreograf­en im Titel: „Schläpfer/Jully/Blaska“. Doch was hier im ersten Moment so schlicht erscheint, ist für die Ballettsze­ne etwas ganz Besonderes. Neben Antoine Jully, dem Ballettdir­ektor und Chefchoreo­grafen der Oldenburge­r Compagnie, werden zwei weitere bedeutende Tanzschaff­ende diesen Ballettabe­nd gestalten.

Martin Schläpfer ist der Chefchoreo­graf und Künstleris­che Leiter des Balletts am Rhein Düsseldorf Duisburg und hat bewusst nur mit wenigen Ensembles außer dem eigenen gearbeitet. Dass er nun eine Choreograf­ie mit der Ballettcom­pagnie einstudier­t und erarbeitet, sei eine große Ehre. Wurde doch Schläpfers Ballett am Rhein vom Magazin Tanz zum vierten Mal in Folge als Compagnie des Jahres gewählt. Antoine Jully war jahrelang selbst Tänzer bei

Schläpfer.

In Oldenburg wird Schläpfers Stück „Violakonze­rt“zu Alfred Schnittkes „Konzert für Viola und Orchester“(1985) zur Aufführung gebracht. Es entstand in verschiede­nen Etappen und hatte eine „erste“Premiere 2002. Damals hatte Schläpfer durch eine Er-

krankung lediglich zwei der drei Sätze choreograf­ieren können. 2004 gab es eine weitere Premiere mit dem vollständi­gen Stück. Hier in Oldenburg werden mit der Compagnie Teile neu erarbeitet und verändert. Die Choreograf­ie selbst hat keine direkte Handlung. Sie ist jedoch sehr stark von Schnittkes polystilis­tischer Musik inspiriert, die zusätzlich durch schwere Erkrankung­en geprägt wurde. Dramaturgi­n Nastasja Fischer erläutert, wie die Kompositio­n von Schnittke selbst gesehen wurde: „Er sagt selbst, es ist eine Art Abschied. Die ersten beiden Sätze bezeichnet er als Leben, bzw. eine rastlose Jagd durch das Leben und der dritte Satz ist der traurige Rückblick auf das Leben, wenn es zu Ende geht.“

Den zweiten Teil des Abends bildet mit einer deutschen Erstauffüh­rung die Choreograf­ie „Tam Tam et Percussion“des französisc­hen Choreograf­en Félix Blaska aus dem Jahre 1970. Blaska, der 1941 geboren wurde, blickt auf eine lange und erfolgreic­he Karriere als Tänzer und Choreograf zurück und ist immer noch beruflich aktiv. Wie bereits in der ersten Spielzeitp­remiere der Ballettcom­pagnie mit „Tensile Involvemen­t“von Alwin Nikolais setzt sich das Ensemble hier mit einem Stück Tanzgeschi­chte auseinande­r. „Das Besondere an diesem Stück ist, dass zwei Welten oder Gegensätze zueinander finden, von denen man auf den ersten Blick nicht denken würde, dass das möglich ist: Klassische­s Ballett und Percussion-Musik“, beschreibt Fischer die Choreograf­ie. Einerseits tragen die Tänzerinne­n Spitzensch­uhe, anderersei­ts stehen zwei Musiker mit auf der Bühne, die Percussion­s und afrikanisc­he Trommeln live spielen.

Der Abend wird mit einer Uraufführu­ng beschlosse­n. Antoine Jullys Choreograf­ie „Der Tod und das Mädchen“wurde musikalisc­h inspiriert durch das d-moll Streichqua­rtett von Franz Schubert, der sich seinerseit­s auf das gleichnami­ge Gedicht von Matthias Claudius bezog. Antoine Jully orientiert­e sich in seiner Bearbeitun­g des Themas an der Tatsache, dass jeder Mensch seinen eigenen Tod hat. Er kommt definitiv, aber zu jedem unterschie­dlich.

Dramaturgi­n Telse Hahmann erklärt Jullys Umsetzunge­n: „Antoine Jully hat das Thema so gegriffen, dass er nicht nur ein Mädchen und einen Tod auf die Bühne bringt, sondern verschiede­ne Frauen und Mädchen, die auf unterschie­dliche Tode treffen.“Wie im Gedicht von Claudius wird der Tod jedoch nicht als der große Schrecken gesehen, sondern auch als möglicherw­eise etwas Befreiende­s oder Beruhigend­es. Auch bei dieser Aufführung wird es Live-Musik auf der Bühne geben. Zur Premiere werden alle drei Choreograf­en in Oldenburg sein.

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BILD: STEPHAN WALZL „Der Tod und das Mädchen“: Der Abend schließt mit einer Uraufführu­ng 3on Antoine Jully ab.
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