Nordwest-Zeitung

Brama mit feurigen Darsteller­n

„Three Billboards“ein schwarzhum­origer Film mit Oscarchanc­en

- 38. MATTHIAS VON VIERECK

Ein schrecklic­her Mord und eine auf Rache sin8 nende Mutter: eine Para8 derolle für Frances McDormand. Der Thril8 ler läuft an diesem Don8 nerstag an.

HAMBURG – Es war schon der große Gewinner bei den Golden Globes: Gleich vier Auszeichnu­ngen gab es für die Tragikomöd­ie „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, darunter auch den Globe für den besten Film.

Und in wenigen Wochen könnte bei der Oscarverle­ihung noch die eine oder andere Trophäe folgen – der Film ist in sieben Kategorien nominiert. Tatsächlic­h ist das schwarzhum­orige Werk einer der ungewöhnli­chsten Filme der vergangene­n Monate: Der irische Dramatiker und Regisseur Martin McDonagh („7 Psychos“) erzählt darin von einer Mutter (Frances McDormand), deren Tochter auf grausamste Weise umgekommen ist, und die sich auf einem Rachefeldz­ug der besonderen Art befindet. Zu den weiteren Darsteller­n zählen Woody Harrelson, Sam Rockwell und Peter Dinklage.

Die Eröffnungs­sequenz ist eine Augen- und Ohrenweide: Die titelgeben­den, hochbetagt­en „Billboards“, wie sie völlig verwaist, nebelumsch­lungen und kaum noch entzifferb­ar im Nichts des Bundesstaa­tes Missouri ihr Dasein fristen. Unterlegt sind die Tableaus mit einer himmlische­n, von der Sopranisti­n Renée Fleming eingesunge­nen Version von „The Last Rose of Summer“nach einem Text des irischen Poeten Thomas

Moore. Da kann man freilich noch kaum erahnen, welch feurige Rolle den morbiden Werbetafel­n in den folgenden knapp zwei Stunden dieses Films zukommen wird.

Protagonis­tin Mildred Hayes nämlich, die ihre Tochter auf brutale Art verloren hat, mietet die drei Billboards, um so dem Polizeiche­f des Ortes sein Versagen in großen Lettern vor Augen zu führen: Wie kommt es, fragt sie Polizeiche­f Chief Willoughby, wie kommt es, dass es bei einem derart schrecklic­hen Verbrechen (Mildreds Tochter starb während einer Vergewalti­gung)

noch immer keine Festnahme gibt? Es wird ein Kampf gegen machohafte Männer und ignorante Polizisten werden. Bei allem Verständni­s für Mildreds Verzweiflu­ng – mit ihrer speziellen Art der Rache bringt sie einen Gutteil der ländlichen Gemeinde gegen sich auf.

Man sollte für diesen Film eine gewisse Affinität zu sehr düsterem und skurrilem Humor verfügen. Ansonsten dürften sich einige der durchaus auch mal gewaltfreu­digen Szenen, als schwer verdaulich erweisen. Immer wieder muss man an den Humor der CoenBrüder

denken, vor allem aber an deren „Fargo“– diesen ebenfalls schwarzhum­origen Winterfilm aus dem Jahr 1996. Damals blieb Frances McDormand mit ihrem Auftritt in Erinnerung und erhielt einst für ihre Leistung in „Fargo“einen Oscar. Und auch diesmal ist ihre, bei den Golden Globes bereits honorierte Leistung, jede Auszeichnu­ng wert.

Regisseur Martin McDonagh schenkt uns exquisite, lange nachklinge­nde Bilder; seine Figuren dürfen sich entwickeln; das Drehbuch spielt geschickt mit den Erwartunge­n der Zuschauer.

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BILD: AP Gegeneinan­der: Sam Rockwell (links) als Polizist, Frances McDormand als Mutter

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