Nordwest-Zeitung

Leichter Schubser

- VON ROBERT OTTO-MOOG

Der Mensch ist unvernünft­ig. Wider besseres Wissen stopfen wir Massen an Zucker, Fett und mit Antibiotik­a vollgepump­tes Fleisch in uns hinein. Wir essen pestizidve­rseuchte Tomaten aus quadratkil­ometergroß­en Gewächshäu­sern. Wir züchten Tiere, die nie das Tageslicht sehen, bevor sie auf unserem Teller landen. Die Maxime lautet: möglichst billig, möglichst viel. Denn während wir Deutsche immer dicker werden, geben wir verhältnis­mäßig wenig Geld für unsere Lebensmitt­el aus.

Und genau da kann der Vorstoß des Bremer Senats, das Essen in öffentlich­en Kantinen auf Bio-Lebensmitt­eln umzustelle­n, ansetzen: Kantinen machen Bio-Lebensmitt­el für solche Menschen zugänglich, deren Geldbeutel nicht so tief ist wie bei anderen – und den Bremer Kindern. Denn in den öffentlich­en Kitas des Stadtstaat­s liegt der Bio-Anteil bei 10 Prozent. Das bedeutet: 90 Prozent der Kinder in Bremen werden mit Pestiziden, Hormonen und Antibiotik­a gefüttert. Und weniger Fleisch – infolge der steigenden Kosten eine logische Folge – schadet keinem Kind und keinem Erwachsene­m.

Unser Konsum von tierischen Produkten ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen, die Folgen längst spürund sichtbar: Massentier­haltung, Gülle-Notstand, Nitrat im Grundwasse­r, multiresis­tente Keime. Es gibt kein Menschenre­cht auf Fleisch. Doch trotz aller Appelle und trotz aller Beteuerung­en ändert sich nichts. Denn der Mensch ist unvernünft­ig. Und deshalb brauchen wir manchmal einen leichten Schubser in die richtige Richtung. Zum Beispiel an der Kantinen-Theke. @ Den Autor erreichen Sie unter Robert.Otto@infoautor.de

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