Leichter Schubser
Der Mensch ist unvernünftig. Wider besseres Wissen stopfen wir Massen an Zucker, Fett und mit Antibiotika vollgepumptes Fleisch in uns hinein. Wir essen pestizidverseuchte Tomaten aus quadratkilometergroßen Gewächshäusern. Wir züchten Tiere, die nie das Tageslicht sehen, bevor sie auf unserem Teller landen. Die Maxime lautet: möglichst billig, möglichst viel. Denn während wir Deutsche immer dicker werden, geben wir verhältnismäßig wenig Geld für unsere Lebensmittel aus.
Und genau da kann der Vorstoß des Bremer Senats, das Essen in öffentlichen Kantinen auf Bio-Lebensmitteln umzustellen, ansetzen: Kantinen machen Bio-Lebensmittel für solche Menschen zugänglich, deren Geldbeutel nicht so tief ist wie bei anderen – und den Bremer Kindern. Denn in den öffentlichen Kitas des Stadtstaats liegt der Bio-Anteil bei 10 Prozent. Das bedeutet: 90 Prozent der Kinder in Bremen werden mit Pestiziden, Hormonen und Antibiotika gefüttert. Und weniger Fleisch – infolge der steigenden Kosten eine logische Folge – schadet keinem Kind und keinem Erwachsenem.
Unser Konsum von tierischen Produkten ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen, die Folgen längst spürund sichtbar: Massentierhaltung, Gülle-Notstand, Nitrat im Grundwasser, multiresistente Keime. Es gibt kein Menschenrecht auf Fleisch. Doch trotz aller Appelle und trotz aller Beteuerungen ändert sich nichts. Denn der Mensch ist unvernünftig. Und deshalb brauchen wir manchmal einen leichten Schubser in die richtige Richtung. Zum Beispiel an der Kantinen-Theke. @ Den Autor erreichen Sie unter Robert.Otto@infoautor.de