Hochverdient
Es sind spannende Zahlen, die da von den Umfrage-Instituten kommen: Gleich drei von ihnen sehen die SPD unter 20 Prozent. Damit existiert in Deutschland nur noch eine „große“Partei – aber gleich fünf „kleine“. Die Sozialdemokraten haben sich dieses Desaster selbst zuzuschreiben. Das gilt inhaltlich und personell.
Die Strategen im Willy-Brand-Haus sollten sich nämlich einmal fragen, wen sie eigentlich als Wähler erreichen wollen. Beim hart arbeitenden Steuerzahler jedenfalls dürften Themen wie „mehr Familiennachzug“und „noch mehr deutsches Geld für Brüssel“keineswegs auf jubelnde Zustimmung stoßen. Wenn er dann noch sieht, dass selbst bei überlaufenden Staatskassen die SPD nicht etwa darauf dringt, diejenigen massiv zu entlasten, die den Karren ziehen, sondern sie mit einer halben Soli-Abschaffung abspeist, dann ist klar, warum mancher keine Lust mehr auf SPD hat. Wenn wochenlang nur von denjenigen die Rede ist, die auf absehbare Zeit keinen Beitrag zum Gemeinwesen leisten werden, nicht aber von denen, die dies tun, dann sind 18 oder 19 Prozent hochverdient.
Schließlich das Personal: Andrea Nahles wollte der CDU nach der Wahl eins „in die Fresse“geben. Heute bereitet sie die Partei darauf vor, Merkels Kanzler-Karriere zu verlängern. Ralf Stegner, der Pöbelkönig der deutschen Politik, meinte noch Anfang Oktober: „Absage an Große Koalition ohne jede Hintertür! Basta!“Heute verhandelt er fleißig über eben jene „abgesagte“Groko. Martin Schulz, der am 20. November noch vorgab, er fürchte Neuwahlen nicht, die Groko sei „abgewählt“, giert heute nach einem Ministeramt unter Angela Merkel.
Wer aber ein solch angespanntes Verhältnis zu Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit pflegt, der ist auch mit einem Wählerzuspruch von weniger als 20 Prozent noch richtig gut bedient. @ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de