Nordwest-Zeitung

Intrige lenkt HSV schon wieder ab

Aufsichtsr­at wollte Bruchhagen und Todt st0rzen – Sonntag gegen 96

- VON ANDREAS FRANK

In Hamburg geht es um alles – nur nicht um Fußball. Auch in Hannover verdrängt die geplante Mehrheits0­bernahme von Präsident Kind das Sportliche.

HAMBURG – Sportlich fast am Ende (der Tabelle), finanziell schwer angeschlag­en und nun durch interne Machtspiel­chen weiter ins Zwielicht geraten: Beim krisengesc­hüttelten Fußball-Bundesligi­sten Hamburger SV gibt es scheinbar nichts, was es nicht gibt. Eine intrigante Personalpo­sse schwächt den Club vor dem wichtigen kleinen Nordderby an diesem Sonntag (18 Uhr) gegen Hannover 96 wieder einmal zur Unzeit.

Wie Hamburger Medien berichtete­n, soll Aufsichtsr­atsmitglie­d Felix Goedhart seine fünf Kollegen aufgeforde­rt haben, Vorstandsb­oss Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt zu stürzen. Dies wurde in die Öffentlich­keit durchgesto­chen und hat zu massiven internen Kontrovers­en geführt.

„Ich bin sehr enttäuscht, dass clubschädi­gende Unruhe geschürt wird“, ließ Aufsichtsr­atschef Andreas Peters mitteilen. Vor der Neuwahl des Kontrollgr­emiums am Dienstag kommender Woche und Sind in Hamburg wahrlich nicht um ihre Aufgabe zu beneiden: Jens Todt (links) und Heribert Bruchhagen

zwei Wochen vor der Mitglieder­versammlun­g des HSV ist das vereinsint­erne Klima vergiftete­r denn je.

Der 53-jährige Goedhart soll bei seinem „Putschvers­uch“gefordert haben, Bruchhagen durch den HSV-Finanzvors­tand Frank Wettstein zu ersetzen. Nachwuchs-Sportdirek­tor Bernhard Peters sollte den Posten von Todt übernehmen. Pikantes Detail: Der Aufsichtsr­at

kann den Sportchef gar nicht feuern, dies fällt ins Aufgabenge­biet des Vorstands.

Dessen Vorsitzend­er meldete sich wie zuvor Peters nur mit einem Statement zu Wort. Bruchhagen: „Es ist doch normal, dass sich angesichts unserer prekären sportliche­n Situation im Aufsichtsr­at eine Diskussion entwickelt, die über die Position des Trainers hinausgeht. Unser Fokus aber liegt voll- ständig auf dem wichtigen Spiel gegen Hannover.“

Angesichts der brenzligen Lage verstand nicht jeder in der Hansestadt, dass Todt in der Winterpaus­e auf Transferak­tivitäten verzichtet­e. Offensicht­lich aber auch, weil Investor Klaus-Michael Kühne, anders als in den Vorjahren, diesmal keine zusätzlich­en Millionen springen ließ.

Dies bestätigte der 80-Jährige in einem Interview mit der „Hamburger Morgenpost“. „Ich wurde aber auch nicht angefragt, und man hat öffentlich erklärt, dass man meine Hilfe nicht in Anspruch nehmen wolle. Selbstvers­tändlich habe ich mir Verstärkun­gen gewünscht“, äußerte Kühne, der den HSV für den Kampf um den Klassenerh­alt „ganz und gar nicht gut aufgestell­t“sieht. Der HSV befinde sich in einer prekären Lage. Es fehlten Neuverpfli­chtungen in der Winterpaus­e.

Auch bei Hannover 96 läuft nicht alles rund. Die angestrebt­e Übernahme der Mehrheit am Verein durch ClubPräsid­ent Martin Kind steht auf wackligen Füßen. Der DFB will am Montag entscheide­n – nach Medieninfo­rmationen sehr wahrschein­lich gegen Kind. Die DFL erklärte, es sei „bislang keine Entscheidu­ng in Bezug auf den Antrag von Hannover 96 und Martin Kind hinsichtli­ch der Erteilung einer Ausnahmege­nehmigung von der 50+1-Regel getroffen“worden.

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DPA-BILD: WAGNER
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