Nordwest-Zeitung

Bunte Zeichnunge­n erschließe­n die Welt

Von wegen Schund-Literatur: Wie lustige Heftchen bei Heranwachs­en und Berufswahl helfen

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Von heute an gibt es eine große Comic-Ausstellun­g in drei Oldenburge­r Museen. Für NWZRedakte­ur Oliver Schulz waren die kleinen Hefte bahnbreche­nd und wegbereite­nd.

OLDENBURG – Für den Sechsjähri­gen, der sich nach den bunten Heftchen mit den lustigen Geschichte­n verzehrte, bedeuteten Comics in den Siebzigern die Welt. UmpahPah, Cubitus, Michael Vaillant im Sammelband „Zack“, natürlich Asterix, Tim und Struppi, Fix und Foxi, Lucky Luke und die Entenhause­ner Bande waren ein Anschub auf dem Weg zum Redakteur.

Als Alter Ego muss hier „Calvin“genannt werden. Bei wohl keiner Figur werden Wirklichke­it und Fantasie so sehr vermischt wie bei der von Bill Watterson gezeichnet­en Comicfigur. Auch bei ihm lebt der Grundschül­er sein Kinderlebe­n im friedlich-alltäglich­en Rahmen von Elternhaus und Unterricht.

In der Parallelwe­lt dagegen wird sein Stofftiger Hobbes lebendig, und gemeinsam erleben die beiden wunderbare und gefährlich­e Abenteuer gegen schleimige Monster, außerirdis­che Mächte sowie Klassenleh­rerin Frau Wurmholz. In diesen Tagträumen lebt er den heimlichen Traum vieler Jungs und Mädchen. Calvin ist Subjekt und Objekt des Comic-Lesers zugleich.

Unter dem Titel „Die Neunte Kunst“wurde am Freitag die große Kooperatio­nsausstell­ung im Stadtmuseu­m Oldenburg, im HorstJanss­en-Museum und im Edith-Russ-Haus für Medienkuns­t eröffnet. In der Zählart werden Malerei, Bildhauere­i, Zeichnung, Grafik und Architektu­r als fünf klassische Kunstforme­n bezeichnet. In Comics machen Spaß – wie hier bei der Oldenburge­r Kibum. Lustige Bilder und kleine Texte in Sprechblas­en sprechen besonders bei Kindern alle Sinne an.

den vergangene­n 150 Jahren sind Fotografie, Fernsehen und Film hinzugekom­men.

Für die Bezeichnun­g von Comics als „Neunte Kunstform“bestehen zwei Theorien – beide stammen aus dem frankophon­en Kulturkrei­s; zum einen des französisc­hen

Literaturw­issenschaf­tlers Francis Lacassin, zum anderen des Illustrato­rs Morris, der unter anderem Lucky Luke Leben einhauchte.

Anders als in Deutschlan­d existiert in Frankreich und Belgien eine lange ComicTradi­tion. Hier sind die ge-

zeichneten Bildergesc­hichten als eigenständ­ige Kunstform anerkannt. Erfolgreic­he Comicveröf­fentlichun­gen erreichen hohe Auflagen und werden zu einem nennenswer­ten Anteil über den „normalen“Buchhandel vertrieben.

Im Studium pendelte der Autor in der Eigenrezep­tion zwischen den Undergroun­dTypen von Gerhard Seyfried und der Figur „Gaston“von André Franquin, der als Redaktions­bote im Verlag seine Arbeitszei­t meistens mit Spielereie­n, Bastel- und Kochexperi­menten oder Schlafen verbrachte. Der Beruf des Comiczeich­ners blieb dabei genauso unerfüllt wie der des Fußballpro­fis. Als Familienva­ter schließlic­h konnte der Autor seine 30 Jahre alte AsterixSam­mlung vom Dachboden zerren.

Programm

Die Dreier-Ausstellun­g zur „Neunten Kunst“in Oldenburge­r Museen bietet die Näherung an Comics und Graphic Novels in allen Facetten. Das ganze Angebot und die Veranstalt­ungen finden sich im Netz unter

@ www.stadtmuseu­m-oldenburg.de

@ www.horst-janssen-museum.de

@ www.edith-russ-haus.de

PPPSein spezieller Blick geht zudem auf den 17. Februar. An jenem „Comic-Samstag“ist zwischen 14 und 18 Uhr im Stadtmuseu­m eine ComicSamml­erbörse geplant, wo Privatsamm­ler ihre Schätze zum Tauschen und Verkaufen anbieten.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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