Wenn ein Brite Deutscher werden will
2017 wurden dreizehn Menschen aus Großbritannien in Oldenburg eingebürgert
1991 kam Benedict Horsbrugh nach Oldenburg. Durch den Brexit entschied er sich jetzt für die deutsche Staatsbürgerschaft.
OLDENBURG – Benedict Horsbrugh lebt bereits seit 26 Jahren in Oldenburg. Jetzt hat er sich dazu entschieden, die deutsche Staatsangehörigkeit durch eine Einbürgerung zu erwerben. Ein maßgeblicher Grund dafür war der Brexit. „Die Entscheidung meiner Landsleute hat mich ziemlich schockiert“, sagt der 50-Jährige. Mit der Einbürgerung entschloss er sich nun gegen den Brexit und für Europa.
Im Juni 2016 stimmte die Mehrheit der Wähler für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Auch Anfang 2018 ist er immer noch fassungslos. „Es war eine haarscharfe Angelegenheit“, sagt er. „Jetzt müssen wir damit leben.“
Mit dem Entschluss in Oldenburg die deutsche Staatsbürgerschaft nach dem Brexit zu beantragen ist Horsbrugh nicht alleine. Während im Jahr 2015 nur ein Brite ein- Zu einem neuen Land bekennen: Der Brite Benedict Horsbrugh (rundes Bild) nennt Oldenburg sein Zuhause. Durch die Einbürgerung darf er jetzt auch bei deutschen Wahlen ein Kreuzchen machen.
gebürgert wurde, waren es im Brexit-Jahr 2016 neun Menschen, die sich dazu entschieden haben. Im Jahr darauf waren es noch mehr: Neben dem 50-Jährigen haben in 2017 zwölf Briten die deutsche Staatsbürgerschaft erworben. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 287 Menschen in der Huntestadt eingebürgert. Im Jahr 1991 kam der Brite aus privaten Gründen von
London in die Huntestadt. Seine damalige Frau war schwanger und sie haben sich entschlossen die Großstadt zu verlassen. „Erst war ich von der Landschaft und dem Wetter schockiert.“Doch schon bald hat er Oldenburg und die norddeutsche Art schätzen gelernt. Eigentlich wollten sie ein paar Jahre später mit ihrer Tochter nach Großbritannien zurückkehren, doch daraus wurde nichts.
Er fand einen interessanten Arbeitsplatz, die zweite und die dritte Tochter kam und auch 26 Jahre später gefällt es
ihm immer noch in Norddeutschland. Derzeit arbeitet Horsbrugh bei einem Fruchthandelsunternehmen.
Auch die Sprache war für den 50-Jährigen keine Hürde. „Eigentlich habe ich Deutsch nur durch das Sprechen gelernt“, sagt er. Doch da die Sprache auch viele Gemeinsamkeiten mit Niederländisch hat, das er auch ein wenig beherrscht, war es für ihn nicht allzu schwierig. Heute spricht er fast fließend Deutsch.
Endlich wählen: Neben dem Brexit sprach noch ein weiterer Grund für die Einbürgerung.
Das Wahlrecht. „Ich finde es politisch einfach nicht befriedigend, keine Verantwortung zu übernehmen.“Jetzt kann Horsbrugh auch in Deutschland wählen. Da er beruflich viel unterwegs ist, sieht der Brite den kleinen und handlichen Personalausweis ebenfalls als Vorteil gegenüber dem großen sperrigen britischen Pass. Dennoch ist die zweite Staatsbürgerschaft für ihn mehr als nur ein Pass und ein Perso: „Man bekennt sich zu einem Land.“
BREXIT SPEZIAL, WIRTSCHAFT, SEITE 24
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