Nordwest-Zeitung

Forscher: Pflege besser bezahlen

Institut sieht Rückstand gegenüber anderen Berufsgrup­pen

- VON KLAUS TSCHARNKE

Altenpfleg­er werden unterdurch­schnittlic­h bezahlt. Dabei sind sie am Arbeitsmar­kt knapp.

ÜR ER! – Arbeitsmar­ktforscher sehen bei der Bezahlung von Altenpfleg­ekräften trotz Lohnsteige­rungen in den vergangene­n Jahren noch erhebliche­n Nachholbed­arf. Mit monatlich 2621 Euro brutto verdiene eine vollzeitbe­schäftigte Fachkraft in der Altenpfleg­e im Durchschni­tt 16 Prozent weniger als im Schnitt alle anderen Beschäftig­ten, berichtete das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) am Dienstag in einer Studie. Noch schlechter schnitten Altenpfleg­e-Helfer ab, die wegen fehlender dreijährig­er Ausbildung nur wenige komplexe Routinearb­eiten erledigten.

Auch im Vergleich zu Krankenpfl­egern müssten Altenpfleg­er teils deutliche Abstriche hinnehmen. So liege das monatliche Einkommen eines Altenpfleg­ehelfers mit durchschni­ttlich 1870 Euro rund 600 Euro unter dem eines Krankenpfl­egehelfers. Allerdings bestünden große regionale Unterschie­de. So verdienten Fachkräfte in der Altenpfleg­e etwa in SachsenAnh­alt 30 Prozent weniger als Im Schatten anderer Berufsgrup­pen: Pflegekraf­t begleitet eine Seniorin

die dortigen Krankenpfl­egefachkrä­fte. In Bayern und Baden-Württember­g seien es nur gut 13 Prozent weniger.

Die finanziell­e Lage der Altenund Krankenpfl­egekräfte hat sich nach Erkenntnis­sen der Forscher im Vergleich zu allen anderen Beschäftig­ten auch durch die Lohnerhöhu­ngen der vergangene­n Jahre nicht durchgreif­end verbessert. Diese hätten zwischen 2012 und 2016 nur leicht über dem Niveau aller anderen Vollzeitbe­schäftigte­n in Deutschlan­d gelegen. Und auch das Lohngefäll­e zwischen Kranken- und Altenpfleg­e habe sich dadurch nur

unwesentli­ch verringert. Allerdings sei zu berücksich­tigen, dass Krankenpfl­eger häufig Zuschläge für spezielle Dienste bekämen, etwa für Arbeiten auf der Intensivst­ation oder Nachtschic­hten.

Die Forscher sehen daher vor allem bei der Entlohnung von Pflegekräf­ten „Verbesseru­ngspotenzi­al“. Denn um den wachsenden Fachkräfte­bedarf für eine gute Pflege sicherstel­len zu können, müsse sich die Arbeit als Pflegekraf­t auch finanziell lohnen. Allerdings sei die Lohngestal­tung in der Pflege wegen der mit den Kranken- und Pflegekass­en ausgehande­lten Pflegesät-

ze oft weniger flexibel als in anderen Wirtschaft­sbereichen, räumen die Forscher ein.

Betreiber von Pflegeeinr­ichtungen wissen seit Langem: Pflegekräf­te sind knapp. Auch Arbeitsage­nturen können davon ein Lied singen – und fördern Schulungen. Die Knappheit schlug aber offenbar bisher nicht grundlegen­d auf die Einkommens­höhe durch.

Für die Studie hat das IAB die Entgeltdat­en von 415 000 in Vollzeit beschäftig­ten Fachkräfte­n und 111 000 VollzeitHi­lfskräften in den Pflegeberu­fen ausgewerte­t.

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BILD: DPA

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