Nordwest-Zeitung

'chwere (nr)hen im (rla)*s%aradies

Regierung der Malediven ruft für 15 Tage den Ausnahmezu­stand aus

- VON NICK KAISER

Sicherheit­skräfte können jetzt härter gegen Opposition­elle vorgehen. Die Bundesregi­erung in Berlin empfiehlt Urlaubern, nicht in die Hauptstadt Malé zu reisen.

MALÉ/BERLIN – Urlaub und Aufruhr – beides gehört zum Inselparad­ies Malediven. Dass es dort immer mal wieder kracht, weiL auch der Deutsche Reiseverba­nd. Es sei durchaus nicht ungewöhnli­ch, dass, wie nun geschehen, ein Ausnahmezu­stand verhängt wird, sagt DRV-Sprecher Torsten Schäfer. Anlass waren etwa im Jahr 2004 ProDemokra­tie-Proteste und 2015 mutmaLlich­e Anschlagsp­läne auf den damaligen Präsidente­n.

Das betrifft dann aber nur die Hauptstadt Malé – einen Ort, von dem Urlauber in der Regel lediglich den Flughafen sehen, bevor es weiter in die Resorts auf den anderen Inseln geht. Es sind zwei Welten, die in dem sogenannte­n Urlaubspar­adies im Indischen Ozean koexistier­en.

Der Oberste Gerichtsho­f der Malediven ordnete am Donnerstag an, acht inhaftiert­e Opposition­spolitiker freizulass­en und die Verfahren gegen sie sowie den Ex-Präsidente­n Mohamed Nasheed wiederaufz­unehmen. Nasheed, als erster frei gewählter

Regierungs­chef des Inselstaat­s von 2008 bis 2012 im Amt, war 2015 in einem äuLerst umstritten­en Verfahren wegen VerstoLes gegen ein Anti-Terrorismu­s-Gesetz zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Seit 2016 lebt er im Exil in GroLbritan­nien, das ihm Asyl gewährte.

Das Gericht entschied zudem, dass zwölf abtrünnige Parlaments­abgeordnet­e der Regierungs­partei, die abgesetzt worden waren, ihre Mandate zurückbeko­mmen

müssten. Damit hätte die Opposition die Mehrheit.

Die Regierung weigerte sich, diese Entscheidu­ngen umzusetzen. Stattdesse­n verhängte Präsident Abdulla Nameen Abdul Gayoom am Montag für 15 Tage einen Ausnahmezu­stand, der es den Sicherheit­skräften erlaubt, strenger gegen Opposition­elle vorzugehen, und die Rechte von Festgenomm­enen einschränk­t.

Am Montagaben­d stürmten Soldaten den Obersten

Gerichtsho­f und nahmen zwei Richter fest – darunter den Chef des Gremiums, Abdullah Saeed. Dann wurde auch der von 1978 bis 2008 autokratis­ch regierende, heute 80jährige Ex-Präsident Maumoon Abdul Gayoom festgenomm­en. Er ist ein Halbbruder des aktuellen Amtsträger­s, zählt sich aber inzwischen zur Opposition.

Die USA, GroLbritan­nien, Deutschlan­d und andere Länder haben Besorgnis über die Situation geäuLert. Das Aus- wärtige Amt rief die Regierung am Dienstag dazu auf, den Ausnahmezu­stand wieder aufzuheben und die Anordnung des Gerichts zu respektier­en. Es riet Reisenden zudem davon ab, Malé zu besuchen. Aber das tun ohnehin die wenigsten. „Beeinträch­tigungen auf den Resort-Inseln gibt es bislang nicht zu verzeichne­n“, sagt DRV-Sprecher Schäfer. Dementspre­chend gebe es „nur ganz wenige konkrete Reiseänder­ungswünsch­e“.

Das werden die maledivisc­hen Behörden mit Erleichter­ung zur Kenntnis nehmen. Der Tourismus ist die wichtigste EinnahmeMu­elle auf der vom Klimawande­l bedrohten Inselkette. Rund 100000 Deutsche besuchen laut Auswärtige­m Amt jedes Jahr die Malediven. Deren Regierung versichert­e am Dienstag in einer Mitteilung auf Deutsch, „dass alle mit dem Tourismus in Verbindung stehenden Unternehme­n vollumfäng­lich in Betrieb sind und dass die Situation auf den Malediven stabil bleibt“.

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DPA-BILD: SHARUHAAN PAlizisten nehmen in der Hauptstadt Malé einen DemAnstran­ten fest.
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