Nordwest-Zeitung

Ufregung um Keime im Meer

GESUNDHEIT Multiresis­tente Bakterien in Gewässerpr­oben gefunden

- VON CHRISTIAN KORTE

Der :orddeutsch­e Rundfunk berichtet über Keime, die unempfindl­ich gegen Antibiotik­a sind. Das Gesundheit­samt des Landkreise­s wartet auf die konkreten Ergebnisse.

BAD ZWISCHENAH­N – Mit der Meldung, dass in Badegewäss­ern und Flussläufe­n multiresis­tente Bakterien – potenziell­e Krankheits­erreger – gefunden wurden, sorgte der Norddeutsc­he Rundfunk (NDR) am Dienstag für Aufsehen.

Eine der Stellen, an denen für die Untersuchu­ngen des Senders Proben genommen wurden, war die Badestelle am Zwischenah­ner Meer in Rostrup. Wie an allen untersucht­en Stellen wurden auch dort multiresis­tente Bakterien gefunden. Diese Bakterien sind unempfindl­ich gegen mehrere Antibiotik­a.

Im Zwischenah­ner Meer wurden demnach Bakterien des Typs Escherichi­a coli (E. Coli) gefunden, die gegen drei von vier Standard-Antibiotik­aklassen resistent sind – in

anderen Gewässern waren allerdings mehr und noch widerstand­sfähigere Bakterien gefunden worden.

Was der Landkreis sagt

Die fragte beim Gesundheit­samt des Landkreise­s nach, wie die Erkenntnis­se dort bewertet werden und wie der Landkreis generell mit der Frage von multiresis­tenten Bakterien in Gewässern umgeht. Das Zwischenah­ner Meer werde, wie alle anderen Badegewäss­er, nach der EUBadegewä­sserrichtl­inie untersucht, erklärt Ralph Korczak, stellvertr­etender Leiter des Gesundheit­samtes. Dabei werde auch das Vorkommen von E. Coli und anderen Keimen überprüft. Werde bei diesen Untersuchu­ngen eine bestimmte Keimzahl überschrit­ten, könne ein Badegewäss­er gesperrt werden.

Gute Badewasser­qualität

„Die Untersuchu­ng der vergangene­n Jahre zeigte eine mikrobiolo­gisch gute Badewasser­qualität“, heißt es dazu in einer Antwort von Amtsarzt Elmar Vogelsang auf eine Anfrage des NDR – keine erhöhte oder gefährlich­e Zahl von Keimen

also. Untersuchu­ngen auf multiresis­tente Erreger gab es bisher nicht, sie seien in der Badegewäss­errichtlin­ie auch nicht vorgesehen.

Ob eine solche Untersuchu­ng sinnvoll sei, könne er derzeit nicht sagen, ergänzte Korczak. Um das zu bewerten müsse man das Gesamtbild der Befunde abwarten – bisher lägen die Untersuchu­ngsergebni­sse des NDR nicht vor. Es spreche allerdings grundsätzl­ich nichts dagegen, den Untersuchu­ngskatalog auszuweite­n, zumal der Nachweis multiresis­tenter Keime schnell und kostengüns­tig möglich sei, so Korczak: „Das ist kein Hexenwerk.“

Allerdings gebe es bisher noch nicht einmal Vergleichs­werte für solche Untersuchu­ngen. Und ob multiresis­tente Keime überhaupt gefährlich werden, hänge von verschiede­nen Faktoren ab. Für gesunde Menschen seien die Keime grundsätzl­ich eher nicht bedrohlich. Bei einem geschwächt­en Immunsyste­m könne es aber zu schweren Erkrankung­en kommen.

Ein wesentlich­er Faktor bei der künftigen Bewertung ist für Korczak die Konzentrat­ion der Keime im Wasser – und auch über die lagen dem Gesundheit­samt

bisher keine Erkenntnis­se vor. Klar sei aber, dass multiresis­tente Erreger in Gewässern keine Vorteile gegenüber anderen Keimen hätten. „Keimbesied­lung ist immer eine Sache des Gleichgewi­chts. Multiresis­tente Keime müssen mit anderen konkurrier­en. Erst wenn Antibiotik­a eingesetzt werden, haben sie einen Vorteil“, so Korczak – „aber niemand behandelt ein Gewässer mit Antibiotik­a“.

Schilling bleibt gelassen

Die Anfrage des NDR zum Zwischenah­ner Meer landete zuerst bei der Gemeinde Bad Zwischenah­n. Dort sieht Bürgermeis­ter Arno Schilling das Thema relativ gelassen. „Das ist kein Thema, das speziell das Zwischenah­ner Meer betrifft – bei der Keimbelast­ung müssen wir ganz Deutschlan­d in den Blick nehmen.“

Vo einem Bad im Zwischenah­ner Meer lässt sich Schilling jedenfalls nicht abhalten: „Diese Keime waren sicher da, als ich im Sommer durch das Meer geschwomme­n bin – und ich werde auch in diesem Jahr wieder schwimmen, obwohl der NDR die Keime jetzt gefunden hat.“

 ?? BILD: CHRISTIAN KORTE ?? Die Badestelle in Rostrup: Bei den aktuellen Temperatur­en lädt das Meer nicht zum Schwimmen ein. Recherchen des NDR werfen allerdings generelle Aragen zur Belastung des Wassers mit multiresis­tenten Keimen auf.
BILD: CHRISTIAN KORTE Die Badestelle in Rostrup: Bei den aktuellen Temperatur­en lädt das Meer nicht zum Schwimmen ein. Recherchen des NDR werfen allerdings generelle Aragen zur Belastung des Wassers mit multiresis­tenten Keimen auf.

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