Ufregung um Keime im Meer
GESUNDHEIT Multiresistente Bakterien in Gewässerproben gefunden
Der :orddeutsche Rundfunk berichtet über Keime, die unempfindlich gegen Antibiotika sind. Das Gesundheitsamt des Landkreises wartet auf die konkreten Ergebnisse.
BAD ZWISCHENAHN – Mit der Meldung, dass in Badegewässern und Flussläufen multiresistente Bakterien – potenzielle Krankheitserreger – gefunden wurden, sorgte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) am Dienstag für Aufsehen.
Eine der Stellen, an denen für die Untersuchungen des Senders Proben genommen wurden, war die Badestelle am Zwischenahner Meer in Rostrup. Wie an allen untersuchten Stellen wurden auch dort multiresistente Bakterien gefunden. Diese Bakterien sind unempfindlich gegen mehrere Antibiotika.
Im Zwischenahner Meer wurden demnach Bakterien des Typs Escherichia coli (E. Coli) gefunden, die gegen drei von vier Standard-Antibiotikaklassen resistent sind – in
anderen Gewässern waren allerdings mehr und noch widerstandsfähigere Bakterien gefunden worden.
Was der Landkreis sagt
Die fragte beim Gesundheitsamt des Landkreises nach, wie die Erkenntnisse dort bewertet werden und wie der Landkreis generell mit der Frage von multiresistenten Bakterien in Gewässern umgeht. Das Zwischenahner Meer werde, wie alle anderen Badegewässer, nach der EUBadegewässerrichtlinie untersucht, erklärt Ralph Korczak, stellvertretender Leiter des Gesundheitsamtes. Dabei werde auch das Vorkommen von E. Coli und anderen Keimen überprüft. Werde bei diesen Untersuchungen eine bestimmte Keimzahl überschritten, könne ein Badegewässer gesperrt werden.
Gute Badewasserqualität
„Die Untersuchung der vergangenen Jahre zeigte eine mikrobiologisch gute Badewasserqualität“, heißt es dazu in einer Antwort von Amtsarzt Elmar Vogelsang auf eine Anfrage des NDR – keine erhöhte oder gefährliche Zahl von Keimen
also. Untersuchungen auf multiresistente Erreger gab es bisher nicht, sie seien in der Badegewässerrichtlinie auch nicht vorgesehen.
Ob eine solche Untersuchung sinnvoll sei, könne er derzeit nicht sagen, ergänzte Korczak. Um das zu bewerten müsse man das Gesamtbild der Befunde abwarten – bisher lägen die Untersuchungsergebnisse des NDR nicht vor. Es spreche allerdings grundsätzlich nichts dagegen, den Untersuchungskatalog auszuweiten, zumal der Nachweis multiresistenter Keime schnell und kostengünstig möglich sei, so Korczak: „Das ist kein Hexenwerk.“
Allerdings gebe es bisher noch nicht einmal Vergleichswerte für solche Untersuchungen. Und ob multiresistente Keime überhaupt gefährlich werden, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Für gesunde Menschen seien die Keime grundsätzlich eher nicht bedrohlich. Bei einem geschwächten Immunsystem könne es aber zu schweren Erkrankungen kommen.
Ein wesentlicher Faktor bei der künftigen Bewertung ist für Korczak die Konzentration der Keime im Wasser – und auch über die lagen dem Gesundheitsamt
bisher keine Erkenntnisse vor. Klar sei aber, dass multiresistente Erreger in Gewässern keine Vorteile gegenüber anderen Keimen hätten. „Keimbesiedlung ist immer eine Sache des Gleichgewichts. Multiresistente Keime müssen mit anderen konkurrieren. Erst wenn Antibiotika eingesetzt werden, haben sie einen Vorteil“, so Korczak – „aber niemand behandelt ein Gewässer mit Antibiotika“.
Schilling bleibt gelassen
Die Anfrage des NDR zum Zwischenahner Meer landete zuerst bei der Gemeinde Bad Zwischenahn. Dort sieht Bürgermeister Arno Schilling das Thema relativ gelassen. „Das ist kein Thema, das speziell das Zwischenahner Meer betrifft – bei der Keimbelastung müssen wir ganz Deutschland in den Blick nehmen.“
Vo einem Bad im Zwischenahner Meer lässt sich Schilling jedenfalls nicht abhalten: „Diese Keime waren sicher da, als ich im Sommer durch das Meer geschwommen bin – und ich werde auch in diesem Jahr wieder schwimmen, obwohl der NDR die Keime jetzt gefunden hat.“