Nordwest-Zeitung

Fatale Folgen drohen

- VON HERMANN GRÖBLINGHO­FF

Im Jahr 2013 war es die Bundeskanz­lerin, die mit ihrer Aussage „Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben“ein Verspreche­n nach der Wahl nicht einlöste. Nun ist es Martin Schulz, der die Bürger, so muss man es sagen, hinters Licht geführt hat. „In eine Regierung von Angela Merkel werde ich nicht eintreten. Ganz klar“, hatte er am 25. September 2017, einen Tag nach der Bundestags­wahl, getönt. Nun will er Außenminis­ter werden. Menschlich ist das verständli­ch, ist es doch für Martin Schulz der letzte Rettungsan­ker, um auf der politische­n Bühne weiter wahrgenomm­en zu werden. Denn seine SPD hat ihm nach der anfänglich­en Euphorie längst die Zuneigung entzogen; den Chefposten hätte der Mann aus Würselen nach dem desaströse­n Ergebnis bei der Bundestags­wahl und dem anschließe­nden Schlingerk­urs in Sachen Regierungs­bildung demnächst wohl ohnehin verloren.

Schulz’ Kehrtwende könnte allerdings zwei fatale Folgen haben: Zum einen schadet er massiv dem Ansehen von Politikern allgemein. Wer schon immer gedacht hat, dass im Wahlkampf gemachte Aussagen ohnehin nichts wert sind, wird sich bestätigt fühlen. Zum anderen könnte die Causa Schulz die Zustimmung der SPD-Basis zum Koalitions­vertrag verhindern. Der Ärger über diese Falschauss­age hat das Zeug, den unzweifelh­aften Erfolg der Sozialdemo­kraten bei den Koalitions­verhandlun­gen zu überlagern und die Stimmung ins Negative kippen zu lassen. Sollte das so kommen, wäre das das politsche Aus für Schulz – und der SPD würde bei möglichen Neuwahlen ein Debakel bevorstehe­n.

@ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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