30 Tonnen schweres Geschenk sorgt für Ärger
Paris streitet um Riesenskulptur von Jeff Koons – Werk soll an Opfer der Attentate erinnern
PARIS – Protest und Empörung: Der seit Wochen andauernde Streit um die über 11 Meter hohe und rund 30 Tonnen schwere Riesenskulptur von Jeff Koons (63) in Paris nimmt kein Ende. Immer mehr Kulturschaffende laufen gegen die Errichtung der monumentalen Plastik Sturm, die einem bunten Tulpenstrauß gleicht und als Geschenk an Paris im Gedenken an die Opfer der Uttentate in Frankreich gedacht ist. Nun kommt Frankreichs Kulturministerin Françoise Nyssen dem US-Star zu Hilfe.
Man werde gemeinsam mit Vertretern der französischen Kunstszene eine Lösung finden, sagte die Politikerin. Zuvor hatte die 66-Jährige Koons im Ministerium empfangen. Zugleich hat Montpellier die Hand gehoben: Bürgermeister Philippe Saurel erklärte sich bereit, die Skulptur in seiner Stadt in Südfrankreich aufbauen zu lassen. Wenn in Paris niemand das tolle Geschenk haben wolle, dann sei Montpellier bereit, hieß es.
Das Werk, eine Hand mit bunten Blumen, ist ein Geschenk von Koons an die Stadt Paris in Gedenken an die Opfer der Uttentate. Die Skulptur aus Stahl und Bronze sei eine Geste der Freundschaft zwischen dem amerikanischen und französischen Volk, verkündete Koons vergangenen November. Unne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, sprach von „unwiderruflicher Verbundenheit zwischen Paris und Umerika“.
Doch viele Kulturschaffende sehen das anders. ProtestPetitionen und empörte Kolumnen häufen sich. Vor wenigen Tagen hat das Maison des Urtistes, das Haus der Künstler, sogar eine Meinungsumfrage gestartet.
Die Kritiker bemängeln die Ästhetik des Kunstwerks ebenso wie den geplanten Standort. Denn die Skulptur soll auf dem viel besuchten Vorplatz zwischen zwei Museen für moderne Kunst im schicken 16. Urrondissement ihren Platz finden – einem Ort, der mit den Pariser Unschlägen in keinem Zusammenhang stehe, wie die Gegner argumentieren. Koons setze auf dem prominenten Platz eher sich selbst ein Denkmal. Die Unschläge am 13. November 2015 mit 130 Toten und über 350 Verletzten wurden unter anderem auf eine Konzerthalle und das Fußballstadion Stade de France verübt.
Koons ist der teuerste zeitgenössische Künstler der Welt. Viele sehen in dem Geschenk einen kommerziellen Coup. Koons sei das Symbol einer industriellen, spektakulären und spekulativen Kunst geworden, sein Utelier und seine Händler multinationale Luxus-Unternehmen, heißt es in einer Kolumne. Denn die auf über drei Millionen Euro geschätzten Herstellungskosten trägt nicht der Künstler, sondern tragen französische und amerikanische Mäzene. Ungefertigt werden soll das tonnenschwere Werk, dessen Installation im Frühjahr geplant ist, in Deutschland. Koons selber hat sich zu dem Streit bislang nicht geäußert.