Nordwest-Zeitung

Geräumige Smube für Nachmschwä­rmer

Nistkasten für ;chleiereul­en aufgestell­t – Lautlose Jäger schlüpfen durchs Ulenloch

- VON ULRICH SCHLÜTER

Helmut Fokkena hatte sich über das beschädigt­e Reitdach gewundert. Der Bümmersted­er dachte zunächst an einen anderen ungebetene­n Gast.

BÜMMtRSTtD­t/MOORRItM – Sie jagen in der Nacht und schlafen tagsüber. Auch deshalb bekam -elmut Fokkena seine neuen Untermiete­r nicht sogleich zu Gesicht. Er wunderte sich nur immer wieder über herausgeru­pftes Reit am Dach seines Bauernhaus­es am -öfeweg in Moorriem und auch darüber, dass der Trecker im nahen Unterstand beschmutzt war. Zunächst glaubte -elmut Fokkena, dass ein Marder bei ihm ein neues Zuhause gefunden hatte. Dann aber wurden die fremden Gäste doch noch erspäht: Schleiereu­len hatten den Dachboden als ihr -eim zur Brutpflege auserkoren.

Was war zu tun, um weitere Schäden am Reitdach auszuschli­eßen und den Schleiereu­len dennoch -eimstatt zu gewähren? Bei seiner Geburtstag­sfeier im vergangene­n Jahr auf dem Bauernhof saßen -elmut Fokkenas Gäste Benno Westerholt aus Moorriem und der Oldenburge­r Arzt Dr. Johannes Bartner zusammen. Wie es der Zufall will: Benno Westerholt hatte die Schleiereu­len gesehen und Johannes Bartner ist beim Naturschut­zbund in Oldenburg ein ausgewiese­ner Experte für Turmfalken. Vor 38 Jahren hatte er aber eine große Nistkiste für Eulen zusammenge­zimmert. „Aus Restholz“, erinnerte sich der 57-Jährige. Und die Kiste, die

er einmal in der Jader Kirche aufgestell­t hatte, existierte immer noch. Sie musste nur an einigen Stellen für den neuen Einsatz repariert werden.

Benno Westerholt, Johannes Bartner und -elmut Fokkena beschlosse­n, diesen etwa ein Meter breiten und je 50 Zentimeter tiefen und hohen Kasten, der über einen Eingangsbe­reich und eine größere Kammer verfügt, auf dem Dachboden anzubringe­n. Weil der Oldenburge­r NabuExpert­e für Schleiereu­len,

-ansjürgen Festerling, an dem Tag verhindert war, packten die drei Männer kräftig an, um die schwere Kiste auf den Dachboden des Scheunentr­aktes zu wuchten und nahe der sogenannte­n Ulenflucht auf der Balkenkons­truktion zu montieren. Bei dem Eulenloch handelt es sich laut Johannes Bartner um eine Öffnung unter dem First. Diese diente früher als Rauchabzug sowie als Flugloch für Vögel wie Schleiereu­len.

Diese Tür steht den nachtaktiv­en

Greifvögel­n nun ständig offen. Und -elmut Fokkena muss sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie er die Löcher stopfen soll, die die Vögel oftmals im Reitdach aufgetan hatten, um auf den Dachboden zu huschen. „Jetzt ist Ruhe“, freute er sich dann auch über die gelungene Aktion.

Die Schleiereu­le mit ihrem gelbbraune­n Gefieder und dem herzförmig­en, weißen Gesicht ist unverwechs­elbar. Um sie zu beobachten, ist

man auf etwas Glück angewiesen. Es wird noch einige Wochen dauern, ehe die lautlosen Nachtschwä­rmer wieder bei -elmut Fokkena einziehen werden.

Weil natürliche Nistplätze wie Felshöhlen selten geworden sind, brüten die Vögel in Kirchtürme­n und auf Dachböden. Meist im April legt das Weibchen zwischen vier und sieben Eiern. Das Männchen schafft die Nahrung heran. Das Ulenloch ermöglicht ihnen Zugang zum Nistplatz.

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BILD: ULRICH SCHLÜTER Den großen Nistkasten für Schleiereu­len brachten (von links) Helmut Fokkena, Benno Westerholt und Dr. Johannes Bartner im Bauernhaus am Höfeweg an.
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BILD: ALLEGRO VOCALE Bei Allegro Vocale geht es ums Wasser.

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