Nordwest-Zeitung

Maria Engelmann hat sich ihre Zukunft „maßgeschne­idert“

Von null 5chnall zur 2. Bundessieg­erin im 5chneiderh­andwerk und Platz 2 bei „Die gute Form“

- VON PETER KRATZMANN

Maria Engelmann ist 2. Bundessieg­er 2017 der Handwerksk­ammer Oldenburg im Ausbildung­sberuf Maßschneid­erin.

Als Maria Engelmann (23) aus Goldensted­t 2011 ihren erweiterte­n Realschula­bschluss meisterte, war sie überzeugt davon, dass ihre berufliche Zukunft in einem Büro und damit am Schreibtis­ch liegen würde. Sie besuchte zunächst weiter das Gymnasium, um ihr Abitur zu basteln. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, heißt es bekanntlic­h im Volksmund.

Ausz ichnung n v rh lf n zum M ist rkurs

„Es war damals eine schwierige Zeit. Meine Eltern trennten sich, Pubertät, Flausen im Kopf. Ich habe das Gymnasium geschmisse­n“, erzählt die sympathisc­he 23-Jährige im Gespräch. Aus heutiger Sicht könnte man sagen: Zum Glück. Denn Maria Engelmann ist zweite Bundessieg­erin der Handwerksk­ammer Oldenburg im Ausbildung­sberuf Maßschneid­erin mit Schwerpunk­t Damen. Ganz nebenbei erreichte sie ebenfalls auch auf Bundeseben­e noch einen zweiten Platz im Leistungsw­ettbewerb des Deutschen Handwerks – Verband Schneider unter dem Titel „Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“. Und es kommt noch besser. Vor zwei Wochen erhielt die Goldensted­terin die Zusage durch die Kammer für ein Weiterbild­ungsstipen­dium zum Meisterkur­s. Das

Aus dem Hobby wurde ein Beruf: Maßschneid­erin Maria Engelmann. bedeutet ab August 2018 ein Jahr Vollzeitku­rs mit Endziel Meisterprü­fung.

„Damit habe ich nie gerechnet. Ich habe mir nach der Schule immer gesagt: Du bist keine Kreative“, lächelt die Bundessieg­erin fast ein Stück verlegen. Doch dazu hat sie keinen Anlass, denn hinter ihren Leistungen braucht sich die Maßschneid­erin wahrlich nicht zu verstecken.

Oma und Mutt r als Vorbild

„Alles fing an, als ich zu einer Silberhoch­zeit eingeladen worden war. Ein Kleid von der Stange kaufen wollte ich nicht. Da erinnerte ich mich an meine Oma Maria. Sie ist Schneideri­n und Mama Maria Hobbynäher­in.“Maria besorgte sich einen passenden Schnitt für das Kleid. „Ich hatte wirklich null Schnall, als ich den genauer betrachtet­e.“Doch was half es. Ran an die Nähmaschin­e. Zwei Tage vergingen und das gute Stück war zusammenge­näht. „Je länger ich an dem Kleid saß, desto mehr machte mir es Spaß. Praktisch arbeiten mit den Händen. Das war’s. Daraus entstand der Berufswuns­ch Schneideri­n zu werden.“

In Goldensted­t bewarb sich Maria um eine Ausbildung im Modeatelie­r Zurwellen, bei Inhaberin Britta Zurwellen. Sie erhielt die Zusage zur drei- jährigen Ausbildung ab August 2014. Von Juni bis August lernte sie zuvor ihre künftige Lehrstelle schon einmal im Praktikum besser kennen.

Bei Britta Zurwellen erlernte sie das Handwerk der Maßschneid­erin von der Pike auf. Vom anfänglich­en Knöpfeannä­hen immer ein Stück Fachwissen und Handwerk mehr. Im dritten Lehrjahr nähte Maria ein komplettes Kleid oder auch eine Hose alleine. „Ich habe dort viel gelernt und konnte oft selbststän­dig arbeiten“, lobt sie ihre Ausbildung­sstätte.

G s ll nstück bn t d nW g

Zur anstehende­n Gesellenpr­üfung schneidert­e Maria Engelmann einen roten Hosenanzug aus Wollsatin und Wildseide. Ein Gesellenst­ück, das nicht nur bei der Prüfung mit Auszeichnu­ng als Kammersieg­erin gefiel, sondern sie auch Landessieg­erin werden ließ und auf Bundeseben­e den zweiten Platz einbrachte. „Damit hatte ich nie gerechnet. Ich weiß heute noch gar nicht, was ich dazu Dem gelungenen Gesellenst­ück wird bald ein Meisterstü­ck folgen. sagen soll. Freue mich aber natürlich riesig.“Das dann noch der zweite Platz im Leistungsw­ettbewerb des Deutschen Handwerks – Verband Schneider „Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“hinzukam und nun auch das Meister-Stipendium, ist mehr als Maria je erwartet hat.

Stip ndium ab August

Zuhause hat sie sich nun ein Zimmer als eigene Nähstube eingericht­et. Mit voller Ausstattun­g von Nähmaschin­e bis zur Bügelstati­on. Erledigt werden immer mal wieder Einzelauft­räge. Daneben arbeitet sie in Vollzeit in einem Bäckergesc­häft. Das alles aber nur bis zum Stipendium-Beginn im August.

Was nach dem Meistertit­el kommt, hält sich die 23-Jährige noch ein Stück offen. Vielleicht Studium, vielleicht Selbststän­digkeit oder Anstellung? „Jetzt freue ich mich erst einmal auf das einjährige Stipendium. Dann werden wir sehen….“

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