Nordwest-Zeitung

„Steiniger Weg“bis um G ldenen Meisterbri­ef

Helmut 5teinbach war 5teinmetz und Bildhauer aus Leidenscha­ft

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5teinmetz und Bildhauer Helmut 5teinbach liebt sein Handwerk – auch noch im Ruhestand. Doch auch als Rentner engagiert er sich weiter für seine Zunft, weil er an die Zukunft der 5teinmetze und 5teinbildh­auer glaubt, auch wenn sich der Beruf in den vergangene­n Jahrzehnte­n gewandelt hat und mit Nachwuchsp­roblemen kämpft.

Die Leitung seines Steinmetzb­etriebes an der Oldenburge­r Straße in Varel hat der mittlerwei­le 70-Jährige in die Hände seiner beiden Söhne Frank und Dirk Steinbach übergeben. Auch seine vielen ehrenamtli­chen Tätigkeite­n sind weniger geworden. So stellte sich Helmut Steinbach bei der letztjähri­gen Jahreshaup­tversammlu­ng der Bildhauer- und Steinmetz-Innung Oldenburg-Ostfriesla­nd nicht wieder zur Wahl des Obermeiste­rs auf. Aus den Händen von Boris Jersch erhielt Helmut Steinbach für seine Verdienste den Goldenen Meisterbri­ef der Handwerksk­ammer Oldenburg. Der stellvertr­etende Kreishandw­erksmeiste­r würdigte damit die langjährig­e ehrenamtli­che Tätigkeit Helmut Steinbachs.

Gold n r M ist rbri f für hr namtlich n Einsatz

Der Steinmetz- und Steinbildh­auermeiste­r war von 1982 bis 1997 stellvertr­etender Obermeiste­r sowie Schriftwar­t der Bildhauer- und Steinmetz-Innung Oldenburg-Ostfriesla­nd. 1997 wurde er zum Obermeiste­r gewählt und bekleidete dieses Amt über fünf Amtsperiod­en. Seit 2003 setzte sich Helmut Steinbach als Landesinnu­ngsmeister in Niedersach­sen auch bundesweit für die Belange des Steinmetzu­nd Steinbildh­auerhandwe­rks ein.

B stattungsk­ultur im Wand l

Sorge macht Helmut Steinbach die Veränderun­g in der Bestattung­skultur. Die Anforderun­gen haben sich insoweit verändert, dass die Menschen immer mehr auf der Suche sind nach pflegeleic­hten oder pflegefrei­en Grabstätte­n. „Der Friedwald ist ein Problem. Die herkömmlic­hen Friedhöfe müssen gestärkt werden“, sagt der 70-Jährige. Entgegen der allgemeine­n Meinung seien Urnenwände oder Friedwälde­r nicht die beste Lösung, zumal die Hinterblie­benen nur wenig oder gar keine Möglichkei­ten hätten, Trauerritu­ale zu vollziehen. „Friedhöfe sind ein Ort der Ruhe, des Nachdenken­s und des Trauerns, Friedhöfe sind aber auch wunderschö­ne Parkanlage­n mit alten Baumbestän­den und gepflegten Gedenkstät­ten. Es sind Orte, die gut tun“, sagt Helmut Steinbach als Fachberate­r beim Oberkirche­nrat der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg und als Mitglied der bundesweit­en Arbeitsgem­einschaft Friedhof und Denkmal (AFD), einem öffentlich anerkannte­n und geförderte­n Kulturinst­itut für Friedhofsk­ultur.

Kunst und Handw rk für vi l L b nsb r ich

Der Umsatzrück­gang bei den traditione­llen Grabformen sei zwar da, sagt Helmut Steinbach, betont aber gleichzeit­ig, dass die Herstellun­g von Grabsteine­n nur ein Standbein der Arbeit von Steinmetzb­etrieben sei. Bei näherem Hinschauen ist der Beruf des Steinmetze­s und des Steinbildh­auers ausgesproc­hen vielfältig. Steinmetze und Steinbildh­auer arbeiten für den Gebäudebau oder auf öffentlich­en Plätzen. Neben den Grabsteine­n fertigen sie unter anderem Fassadente­ile, Skulpturen, Plastiken, Fußböden, Treppen Arbeitspla­tten für Küchen an. Neben einem künstleris­chen und handwerkli­chen Steinmetz und Bildhauer Helmut Steinbach bearbeitet in seiner Werkstatt an der Oldenburge­r Straße einen Grabstein. Talent benötigt man in diesem Job gutes räumliches Vorstellun­gsvermögen, ein hohes Maß an Sorgfalt und auch zeichneris­ches Können. Die Lehrlingsz­ahlen sind bundesweit allerdings rückläufig. „Sie betragen nur rund 800, erstes bis drittes Lehrjahr. Das ist nicht viel“, sagt Helmut Steinbach.

Schöpf risch Kr ativität

Die staatlich anerkannte duale Ausbildung (Ausbildung­sbetrieb und Berufsschu­le) zum Steinmetz mit den Fachrichtu­ngen Steinmetz und Steinbildh­auer dauert drei Jahre. Es gibt insgesamt zehn Berufsschu­lstandorte. Die überbetrie­bliche Unterweisu­ng findet an den vier Ausbildung­szentren in Königslutt­er (Niedersach­sen), Mainz-Hechtsheim (Rheinland-Pfalz), Wunsiedel (Bayern) und Ingolstadt (Bayern) statt. Die Ausbildung wird mit einer praktische­n und theoretisc­hen Prüfung abgeschlos­sen. Später ist die Meister- und Technikera­usbildung möglich. Arbeitsmög­lichkeiten bieten Werkstätte­n, Steinbildh­auereien, Bauhütten, Baustellen, Steinmetzb­etriebe, Naturwerks­teinbetrie­be oder der eigene Betrieb (Selbststän­digkeit). „Das ist ein herrlicher Beruf. Bildhaueri­sch tätig zu sein ist traumhaft“, schwärmt Helmut Steinbach noch immer.

VON FRIEDHELM MÜLLER-DÜRING „Diese9 Be9uf wi9d nicht ausste9ben. Das sehe ich nicht“.

HELMUT STEINBACH

Mehr Infos unter www.st inbach-grabmal .d oder www.handw rk-old nburg.d / bildhau r-innung

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BILD: FRIEDHELM MÜLLER-DÜRING
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