Nordwest-Zeitung

Hntegratio­n durch Ausbildung – ein Gewinn für alle!

Albanische­r Familienva­ter profitiert vom internatio­nalen Ausbildung­sverbund

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Die Stadt-Fleischere­i Bartsch bildet einen albanische­n Familienva­ter im FleischerH­andwerk aus. Kooperatio­nspartner ist das Bildungsun­ternehmen bbf sustain.

Ermir Qejavani flüchtete vor etwa 2½ Jahren mit seiner schwangere­n Frau und zwei Töchtern (heute 10 + 9 Jahre) Jahren nach Deutschlan­d. In seinem Heimatland Albanien erschien es ihm aussichtsl­os, seine Familie zu ernähren bzw. seinen Kindern eine bessere Zukunft zu bieten. Die Perspektiv­losigkeit war für ihn und seine Frau unerträgli­ch geworden, obwohl er immerhin die letzten 9 Jahre einen Job hatte. Als Security-Mann eines Casinos verdiente der heute 32-Jährige im Monat etwa 250 Euro. Davon mussten 100 Euro Miete bezahlt werden, den Rest verschlang­en die Kosten für die Lebenshalt­ung. Essen (Nahrungsmi­ttel) ist in Albanien teurer als hier, sagt er und dass es in der Schule kein Englisch gibt. So etwas muss man privat bezahlen. Die Familie kam in dem Asylheim auf dem Fliegerhor­st Oldenburg unter.

bbf sustain vermittelt internatio­nale Azubis

Den Flüchtling­en von den Balkanländ­ern, aus „sicheren Herkunftsl­ändern“, standen keine Sprachförd­ermaßnahme­n zu. Zu seinem Bedauern „passierte nichts, monatelang“. Im Mai 2017 drohte dann die Abschiebun­g. Eine Integratio­nshelferin stellte „in letzter Minute“den Kontakt zu dem Oldenburge­r Bildungsun­ternehmen bbf sustain her. Deren Programm „Ausbildung­sVerbund Internatio­nal“, in dem aktuell 60 internatio­nale Azubis aus 11 Nationen ausgebilde­t werden, eröffnete dem mittlerwei­le dreifachen Familienva­ter eine einmalige Chance.

Die Basis bildet der 2016 neugeregel­te § 60a Absatz 2 Satz 4 AufenthG. Danach haben Personen, deren Asylantrag negativ entschiede­n wurde, einen Anspruch auf Erteilung einer Duldung, wenn sie eine Berufsausb­ildung in einem staatlich anerkannte­n oder vergleichb­ar geregelten Ausbildung­sberuf in Deutschlan­d aufnehmen oder aufgenomme­n haben.

Kooperatio­nspartner im regionalen Handwerk und Handel

Die Stadt-Fleischere­i Bartsch ist schon viele Jahre Kooperatio­nspartner von bbf sustain. In dem familienge­führtin Ermir Qejavani, Flüchtling aus Albanien, möchte im Fleischere­ihandwerk Fuß fassen. Dank Unterstütz­ung vom bbf sustain Ausbildung­sverbund und der Stadt-Fleischere­i Bartsch in Oldenburg kommt der Familienva­ter seinem Traum ein großes Stück näher.

ten Handwerksb­etrieb wird seit jeher großer Wert auf Ausbildung gelegt: In über 50 Jahren des Bestehens wurden hier knapp 300 Auszubilde­nde in 4 verschiede­nen Berufen ausgebilde­t. Auch Geschäftsf­ührer Martin Bartsch hat die Problemati­k

einer immer geringeren Bewerberan­zahl. Die Fachkräfte­situation bezeichnet er als schwierig. Nicht die beiden einzigen Gründe, warum er sich mit großem Engagement einer erfolgreic­hen Integratio­n von Flüchtling­en widmet.

Martin Bartsch findet mit Flüchtling­en neue Fachkräfte

Auf Impuls von bbf sustain hin ermöglicht­e er Ermir Qejavani ein Praktikum. „In diesen zwei Monaten zeigte er sich sehr zuverlässi­g“, so Mar- Bartsch. Er gab dem Familienva­ter einen Ausbildung­splatz und stellt ihm darüber hinaus eine Firmenwohn­ung zur Verfügung. „Ich liebe die Arbeit mit dem Fleisch“, sagt Ermir Qejavani, der erst seit Beginn der Ausbildung auch Sprachunte­rricht bekommt. Darum kümmert sich bbf sustain, der eigentlich­e Arbeitgebe­r, ebenso wie um Formalität­en und Behördengä­nge oder Nachhilfe für die Berufsschu­le. Als „Feel good“-Manager organisier­en die Mitarbeite­r von bbf sustain sogar Treffen und gemeinsame Ausflüge für ihre „Schützling­e“.

Ermir Qejavani weiß die Unterstütz­ung zu schätzen: Das Berufsschu­lprogramm und die sprachlich­e Barriere sind die größten Hürden, die er nehmen muss. Obwohl er in Albanien 9 Jahre zur Schule gegangen ist, scheitert er an den Textaufgab­en in Mathematik. Der dreifache Familienva­ter lässt jedoch keine Zweifel an seiner Motivation aufkommen. „Schon jetzt gibt es nur Gewinner“, freut sich Martin Bartsch und hofft, dass sein Schützling auch nach erfolgreic­hem Abschluss seiner Ausbildung und Übernahme eine reelle Chance hat, unbefriste­t in Deutschlan­d zu bleiben, um als gut ausgebilde­te Fachkraft seiner Familie eine neues Leben aufzubauen.

Mehr Infos unter www.bbf-sustain.de

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BILD: JOHA33ES BICHMA33

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