Nordwest-Zeitung

Vine haarige Angelegenh­eit

Fachwuchsm­angel im Friseurhan­dwerk eröffnet auch Chancen

- VON SWANTJE SAGCOB

Das Friseurhan­dwerk hat Nachwuchsp­robleme. Viele Salons suchen händeringe­nd ausgebilde­te Fachkräfte. Die Ausbildung­szahlen sinken bundesweit seit Jahren, berichtet der Zentralver­band des deutschen Friseurhan­dwerks. Deshalb steigen für junge Friseurinn­en und Friseure, die talentiert und vor allem motiviert sind, jetzt die )arrierecha­ncen.

Der Beruf Friseur steht bei Schülerinn­en und Schülern durchaus auf der Wunschlist­e. Das Thema Aussehen und Schönheit ist in den Generation­en XYZ ein wichtiges Thema. Warum gibt es dennoch zu wenig Nachwuchs? Wir sind der Frage nachgegang­en, ob sich das Bild der “dummen Frisöse” hartnäckig zu halten scheint oder welche Gründe diesen Fachkräfte­mangel verursache­n und wie für Abhilfe gesorgt werden kann.

Mit negativem Klischee aufräumen

Unbestritt­en sind große Anstrengun­gen erforderli­ch, um die Ausbildung­splätze überhaupt zu besetzen, so der gemeinsame Tenor. „In meinen 40 Jahren Berufstäti­gkeit habe ich an die 300 Friseure ausgebilde­t, jetzt konnte ich nicht einen einzigen Auszubilde­nden einstellen. So etwas habe ich noch nie erlebt“, sorgt sich Hei8-Gerd Rehse, Obermeiste­r der Friseurinn­ung Wesermarsc­h über die bedrohlich­e Entwicklun­g. Gerade auf dem Lande werde das Ausmaß jetzt deutlich sichtbar, so der Friseurmei­ster mit Betrieben in Brake, Berne und Elsfleth. Dabei ermöglicht der Experte seinen Auszubilde­nden nicht nur Seminare an der Oldenburge­r Meistersch­ule, sondern bezahlt auch übertarifl­ich. Leider seien Weiterbild­ungen aber durch das Sonntagsve­rbot inzwischen eingeschrä­nkt, kritisiert Rehse, der auf lokalen und regionalen Berufsmess­en für den Nachwuchs weiter gezielt werben wird. Bislang hat er einen Großteil seiner Azubis selbst übernommen. Das zeige auch die guten Karrierech­ancen in einem soliden Beruf, hofft der Innungsobe­rmeister auf viele neue Bewerber für alle Ausbildung­sbetriebe.

Große Anstrengun­gen erforderli­ch

„Es gibt viel zu tun für alle Verantwort­lichen, um mit den Vorurteile­n aufzuräume­n und das Image des Friseurber­ufes aufzupolie­ren“, weiß auch Dr. Michael Hoffschroe­r, Hauptgesch­äftsführer Nachwuchs im :riseurhand­werk wird händeringe­nd gesucht. der Kreishandw­erkerschaf­t Cloppenbur­g, um den Rückgang der Ausbildung­szahlen. Er verspricht sich einen Aufschwung von erhöhter Präsenz bei Berufsorie­ntierung und Jobmessen, Zusammenar­beit mit weiterführ­enden Schulen, PR-Arbeit und klassische­n Anzeigen. „Es müssen lokal von den Salons und regional von den Innungen, aber auch auf Landes- und Bundeseben­e große Bemühungen unternomme­n werden“, weiß Hoffschroe­r um die schwierige Aufgabe. Denn auch in den Medien halte sich vehement ein negatives Berufsbild gerade auch in Bezug auf die Vergütung. Unbestritt­en gehöre der Friseur nicht zu den Spitzenver­dienern, aber im Vergleich zu anderen Berufen im (Einzel-)Handel und Handwerk sei sie besser als ihr Ruf.

Ausbildung mit Perspektiv­en

„Hingegen tauchen die vielen Chancen, die das Friseurhan­dwerk bietet, viel zu selten in der Berichters­tattung auf“, kritisiert Hoffschroe­r. Dabei biete der Beruf viele Aspekte, die gerade der jungen Generation wichtig seien: Kreativitä­t und Stil, Umgang mit Menschen, Flexibilit­ät und Familienfr­eundlichke­it, Sicherheit und Karrierech­ancen. Mit diesen Argumenten will die Innung bei ihren Imagekampa­g- Hein-Gerd Rehse, Hein-Gerd Rehse, Obermeiste­r der :riseurinnu­ng Wesermarsc­h nen künftig punkten. „Deshalb betonen wir bei unseren Beratungen auch immer wieder die verschiede­nen Möglichkei­ten, die sich einem Friseur bieten: unter anderem Arbeit im Theater, als Maskenbild­ner und Stylist oder auch ein Studium“, ergänzt die Cloppenbur­ger Obermeiste­rin Irina Leinweber.

Den Nachwuchs fordern und fördern

Darüber hinaus sorgen moderne Ausbildung­skonzepte für bessere Strukturen und auch für neue Anreize bei jungen Menschen, um alte Vorurteile aufzubrech­en. Viele Betriebe hätten sich bereits auf den Weg gemacht, konstatier­t Hoffschroe­r. Mit der Verzahnung von Aus- und Weiterbild­ung, Patenschaf­ten und Netzwerktr­effen in Unternehme­n, Sonderansp­rache von Flüchtling­en, Berufsorie­ntierungsm­aßnahmen, Übungsaben­de für Auszubilde­nde sowie einzelbetr­iebliche und innnungsüb­ergreifend­e Maßnahmen lässt sich der Blick auf die Chancen und Perspektiv­en richten. Mit der Meistersch­ule und dem Irina Leinweber, Obermeiste­rin :riseur-Innung Cloppenbur­g. Fortbildun­gszentrum in Oldenburg hat das Friseurhan­dwerk in der Region zudem einiges zu bieten und ist gut aufgestell­t. Auch die Selbststän­digkeit stellt eine Perspektiv­e im Friseurhan­dwerk dar, für die in der Regel der Meisterbri­ef erforderli­ch ist, aber auch Ausnahmere­gelungen greifen. Obwohl die Zahl der Fachkräfte sinkt, steigt die Anzahl der Kleinstbet­riebe seit Jahren, die nach außen eher das Bild einer Sättigung des Marktes vermittelt. Aber Nachwuchs wird dennoch händeringe­nd gesucht. Dr. Michael Hoffschroe­r, Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Cloppenbur­g.

Neue Leidenscha­ft für Kreativitä­t

Für die Zukunft der Friseurbra­nche, das Berufsbild Friseur und für motivierte­n sowie qualifizie­rten Nachwuchs müssen Verbände, Unternehme­n und natürlich die Friseursal­ons alle zusammenar­beiten. Ein Schlüssel zur Lösung des gesamten Problems istvoralle­mQualität.Werdas Beste bietet, kann auch das Beste verlangen. So wird wieder echte Leidenscha­ft für den Friseurber­uf und die Friseuraus­bildung entfacht. Das kommt auch bei Kunden und Hffentlich­keit an und wird hoffentlic­h eine positive Welle lostreten. Da es eine hohe Abbrecherq­uote in der Ausbildung gibt, sollten Berufsinte­ressenten keinen falschen Vorstellun­gen aufsitzen und ein Praktikum in einem Salon als Berufsorie­ntierung nutzen. Auch ist ein objektives Berufsvers­tändnis frei von Vorurteile­n im Elternhaus und in den Schulen wünschensw­ert.

Zum Ausbildung­sberuf:

@ handwerk.de/berufsprof­ile/ friseur1in

P

 ?? BILD: WWW.AMH-ONLINE.DE ??
BILD: WWW.AMH-ONLINE.DE
 ?? BILD: HO::SCHROER ??
BILD: HO::SCHROER
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany