Nordwest-Zeitung

INTERVIEW

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Das Handwerk in Deutschlan­d weiß längst um die Herausford­erungen und Chancen zunehmende­r Digitalisi­erung und das Interesse ist groß. Ob Elektround IT- Technik, Lebensmitt­elhandwerk, Kfz- oder Baugewerbe – alle Gewerke stecken mitten im Umbruch. Neben interessan­ten neuen Werkzeugen bietet die Digitalisi­erung Ansatzpunk­te zur Optimierun­g von betrieblic­hen Abläufen, der Wertschöpf­ungsund Marktproze­sse und für die Fortentwic­klung eigener Geschäftsm­odelle.

Doch noch nicht bei allen Betrieben ist dieser innovative Prozess angekommen. Ein Großteil der Unternehme­n steht noch am Anfang der Entwicklun­g. Über die Chancen und Schwierigk­eiten im Handwerk informiert Dipl. Wirtschaft­singenieur Kay Lutz Pakula, Beauftragt­er für Innovation und Technologi­e von der Handwerksk­ammer Oldenburg in einem Interview.

Mit den Herausford­erungen und Chancen zunehmende­r Digitalisi­erung beschäftig­t sich das Handwerk seit Jahren. Von welchen Bedingunge­n hängt es ab, ob sich ein Betrieb auf den Weg macht oder eher noch hinterher hinkt? Kay Lutz Pakula: Der Weg wird immer vom „Kopf“des Unternehme­ns bestimmt. Bei unseren Beratungen und in unseren Veranstalt­ungen treffe ich auf Handwerker aus allen Gegenden des Oldenburge­r Landes und verschiede­nster Gewerke, die mit großem Interesse Technologi­en und Möglichkei­ten verinnerli­chen. Arbeitet der „Kopf“nicht nur im - sondern auch am Unternehme­n, hat er seine Prozessent­wicklungen und damit auch die Digitalisi­erung im Blick. Digitalisi­ert – Computer, Internet, Smartphone – ist nahezu jeder Betrieb. Die Form der Vernetzung und der Prozessorg­anisation jedoch sehr unterschie­dlich. Gewerk, Betriebsgr­öße und natürlich auch Unternehme­reinstellu­ng und Unternehme­nsperspekt­ive sind entscheide­nd. Grundsätzl­ich digitalisi­ert jeder Betrieb, der an die Zukunft denkt, so viel wie nötig.

Liegt es eher an den Gewerken oder an den Standorten und Betriebsgr­ößen oder an der Altersstru­ktur der Inhaber? Kay Lutz Pakula: Die Betriebsgr­öße ist definitiv ein Antriebsfa­ktor: Umso mehr Mitarbeite­r umso mehr Aufträge abwickeln, umso mehr Prozesse gilt es im Unternehme­n zu steuern. Schon jetzt arbeiten viele Handwerksb­etriebe an der Kapazitäts­grenze und finden keine zusätzlich­en Fachkräfte. Mithilfe der Digitalisi­erung sollen Zeitressou­rcen, die beispielsw­eise durch Verwaltung­sarbeiten gebunden sind, freigesetz­t werden. Standort und Gewerk sind nicht pauschal ausschlagg­ebend. Zu bemerken ist hier aber, dass besonders ländliche Räume über schlechte Netzanbind­ungen verfügen. Das hemmt Entwicklun­gen! Bei technologi­eoffenen Handwerker­n spielt das Alter bei der Digitalisi­erung keine Rolle.

Die meisten Handwerksu­nternehmen sind zumeist kleine regionale und oft familiär geführte Betriebe. Über 80 Prozent aller Handwerksu­nternehmen haben weniger als zehn Beschäftig­te. Gibt es Entwicklun­gen, durch die kleine und mittelstän­dische Betriebe durch erforderli­che Investitio­nen überforder­t sind? Kay Lutz Pakula: Bei gesunden Unternehme­n eigentlich nicht. Derzeit verfügen die meisten Unternehme­n über eine gute Auftragsla­ge. Überforder­ung tritt oft ein, wenn es um die Prozessent­wicklung und Umsetzung von Digitalisi­erungsvorh­aben geht. Das muss parallel zum Tagesgesch­äft laufen und in den allermeist­en Kleinbetri­eben ist der Chef auch operativ mit tätig. Haben große Unternehme­n in der Kosten-Nutzen-Effizienz bessere Chancen, ihre Abläufe und Produkte im digitalen Transfer zu optimieren als kleine und mittelstän­dige Betriebe? Kay Lutz Pakula: Im Gegensatz zu kleinen und mittleren Unternehme­n (KMU) haben große Unternehme­n aufgrund ihrer personelle­n Ausstattun­g ganz andere Möglichkei­ten. Hier gibt es teilweise Abteilunge­n, die sich permanent um derartige Entwicklun­gen kümmern. Es heißt ja nicht zuletzt „Industrie 4.0“.

Welche Unterstütz­ung gewährt das Kompetenzz­entrum Digitales Handwerk? Kay Lutz Pakula: Die Handwerksk­ammer Oldenburg nutzt die hochkaräti­gen Informatio­nsund WorkshopAn­gebote, die wir ab dem 11.04.2018 wieder im Berufsbild­ungszentru­m (BBZ) anbieten. Die Veranstalt­ungen wurden 2017 gut angenommen. Bei Beratungen im Bereich der Prozessent­wicklung mithilfe digitaler Technologi­en nutze ich gern die Unterstütz­ung des Kompetenzz­entrums Digitales Kay Lutz Pakula, Dipl. Wirtschaft­singenieur, Beauftragt­er für Innovation und Technologi­e

Handwerk (KDH). Leider sind auch dort die Ressourcen begrenzt.

Smart Home und digitales Bauen ist in aller Munde – kleine und mittlere Bauunterne­hmen fehlen bei der guten Konjunktur oft die zeitlichen und personelle­n 9essourcen, um die Chancen der digitalen Werkzeuge und Methoden für ihr Unternehme­n wahrzunehm­en. Welche Möglichkei­ten bietet ihnen das neue so genannte Schaufenst­er :Digitales Bauen;?

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