Nordwest-Zeitung

Gangster aus dem Ruhestand geholt

Hollywood-Mafioso Joe Pesci steht mit 75 Jahren wieder für Martin Scorsese vor der Kamera

- VON BARBARA MUNKER

Scorsese und sein Kollege Robert De Niro haben ihn überredet. In „The Irishman“spielt Pesci einen Mafiaboss. Der Film soll allerdings erst 2019 in die Kinos kommen.

LOS ANGELES – Es ist mehr als 20 Jahre her, dass Joe Pesci für Martin Scorsese in „Casino“(1995) vor die Kamera trat. Wie so oft spielte er einen Mafioso. Zuvor hatten der StarRegiss­eur und der New Yorker Italoameri­kaner schon „Good Fellas“und „Wie ein wilder Stier“gedreht. Nun tun sie es wieder. Pesci, der am Freitag 75 Jahre alt wurde, trifft auf dem Set des Mafiathril­lers „The Irishman“auf alte Freunde. Auch Robert De Niro (74), Al Pacino (77) und Harvey Keitel (78) sind dabei.

Vierte Zusammenar­beit

Es ist die neunte Zusammenar­beit von Scorsese und De Niro, die vierte für Pesci. Er mimt den Mafia-Boss Russell Bufalino. De Niro verwandelt sich in den Auftragsmö­rder Frank „The Irishman“Sheeran, dem nachgesagt wird, mehr als 25 Morde begangen zu haben. Im Auftrag der Mafia soll er 1975 den Gewerkscha­ftsboss Jimmy Hoffa Bewährtes Traum-Team der Hollywood-Gangster: Robert De Niro (2. von links) und Joe Pesci (rechts) – hinten Ray Liotta und Paul Sorvino – in „Good Fellas“(1990).

(Al Pacino) getötet haben. Seit dem Herbst laufen die Dreharbeit­en mit dem altbewährt­en Traum-Team. Der aufwendig produziert­e Streifen soll allerdings erst 2019 in die Kinos kommen.

Pesci hat im Laufe seiner Karriere viele Angebote ausgeschla­gen, doch die Überredung­skünste von Scorsese und De Niro sollen den Hollywood-Gangster aus dem Ruhestand geholt haben. Zuletzt spielte Pesci 2010 an der Seite

von Helen Mirren in „Love Ranch“einen Bordell-Besitzer.

Scorsese und De Niro hatten Pesci schon 1980 zum Durchbruch in Hollywood verholfen. Damals hatte der nur 1,63 Meter große Darsteller bereits sein Filmdebüt mit dem Gangster-Streifen „Death Collector“(1976) gegeben, doch gute Angebote blieben danach aus. Pesci jobbte als Geschäftsf­ührer des Restaurant­s „Amici’s“in der

Bronx, als Scorsese ihn für die Rolle des Joey LaMotta in dem Boxer-Drama „Wie ein wilder Stier“(1980) anheuerte. Prompt wurde Pesci für den Oscar als bester Nebendarst­eller nominiert.

Er musste allerdings noch zehn Jahre warten, bis er die begehrte Trophäe in den Händen hielt. In „Good Fellas“– wiederum an der Seite De Niros – verkörpert­e er den psychopath­ischen Mobster Tommy De Vito. Legendär ist sein minutenlan­ges Geplänkel mit einem Gangster, gespielt von Ray Liotta, das nach anfänglich­en Lachern in eiskalte Bedrohung umschlägt: „Du amüsierst dich über mich? Komisch wie ein Clown? Wie zum Teufel bin ich komisch?“

So gewalttäti­g und wortgewalt­ig vor der Kamera, so unbeholfen und sprachlos erwischte es Pesci dann auf der Oscar-Bühne. Seine Dankesrede bei der Verleihung ging als eine der kürzesten in die Geschichte der Oscars ein: „Es ist mir eine Ehre. Vielen Dank“.

Viele Nebenrolle­n

Dabei wurde er schon als Kind einer Arbeiterfa­milie in Newark (New Jersey) darauf getrimmt, im Rampenlich­t zu stehen. Er nahm Schauspiel-, Tanz- und Musikunter­richt, stand schon früh auf der Bühne und war als Zehnjährig­er in der TV-Sendung „Startime Kids“zu sehen. Er jobbte als Alleinunte­rhalter, Komiker und Sänger, brachte Platten heraus und trat in Nachtclubs auf. Nach seinem Durchbruch im Filmgeschä­ft blieb er in Hollywood dennoch eine Randfigur – seine Erfolge hatte er in Nebenrolle­n.

Als Mafioso mit schwarzer Brille, die schütteren grauen Haare glatt zurückgekä­mmt – so sieht man Pesci auf den ersten Fotos von „The Irishman“. Der genaue Kinostart steht noch nicht fest.

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BILD: IMAGO STOCK&PEOPLE

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