Nordwest-Zeitung

Bundeswehr soll Ir%k-Mission %usweiten

Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen will Brücke schlagen zwischen Bagdad und Erbil

- VON NICO POINTNER

Deutschlan­d hat im Irak bislang vor allem den Kurden im Norden im Kampf gegen den IS geholfen. Nun will die Bundeswehr den ganzen Irak unterstütz­en. Ein politische­r Drahtseila­kt.

Die Bundeswehr will ihr militärisc­hes Engagement im Irak auf das ganze Land ausweiten und künftig neben den Kurden im Norden auch die irakische Zentralreg­ierung stärker im Kampf gegen den IS-Terror unterstütz­en. „Es wird ein anderes Mandat sein, ein Mandat, das eine neue Balance auch hat zwischen Bagdad und Erbil, gleichbere­chtigt auf beiden Seiten“, kündigte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) am Sonntag bei einem Truppenbes­uch nahe der kurdischen Provinzmet­ropole Erbil an.

Der schwelende Konflikt zwischen der Zentralreg­ierung in Bagdad und den Kurden im Norden ist für die Bundesregi­erung heikel. Deutschlan­d ist mit beiden Seiten verbündet, hilft aber bislang vor allem den Kurden im Norden im Kampf gegen den Terror. Bis heute sind rund 120 deutsche Soldaten zur Ausbildung kurdischer Peschmerga nahe Erbil stationier­t. Die Kurden hatten im September in einem Unabhängig­keitsrefer­endum mit großer Mehrheit für eine Abspaltung ihrer Region gestimmt. Die Zentralreg­ierung rückte in der Folge in kurdische Gebiete vor. Die Lage ist angespannt.

Die CDU-Politikeri­n von der Leyen deutete eine Mittlerrol­le der Bundeswehr in dem Konflikt zwischen Bagdad und Erbil an. Große Hoffnungen würden von beiden Seiten darauf gesetzt, „dass gerade die Zuverlässi­gkeit Deutschlan­ds, die Deutschlan­d immer bewiesen hat und die hier einen ganz hohen Wert hat, dass sie auch dazu führt, eine Brücke zu schlagen zwischen Bagdad und Erbil“. Beide Seiten versuchten derzeit Spannungen zu lösen. „Aber hier ist es sicherlich auch hilfreich, wenn die internatio­nale Gemeinscha­ft vermittelt.“

Nach jahrelange­n schweren Kämpfen hatte die irakische Regierung im Dezember den Sieg über den IS verkündet. Die Islamisten sind zwar aus der Fläche vertrieben worden, verüben aber weiterhin Anschläge.

Union und SPD wollen die Ausbildung­smission im Irak in ihrer aktuellen Form auslaufen lassen. Abziehen soll die Truppe allerdings nicht. Im Koalitions­vertrag haben Union und SPD vereinbart, sich künftig auf „capacity building“zu konzentrie­ren, die verstärkte Ausbildung und Beratung von Sicherheit­skräften.

Von der Leyen besichtigt­e am Sonntag in der Nähe von Erbil einen Klinik-Rohbau und ein Ausbildung­szentrum für die Peschmerga. Dort lernen die kurdischen Kämpfer von der Bundeswehr die Abwehr atomarer, biologisch­er und chemischer Waffen. Die deutschen Soldaten hätten eine außergewöh­nliche Ausbildung­sleistung erbracht, sagte von der Leyen. Jetzt gehe es um die „langfristi­ge Stabilisie­rung des Erfolgs“. Im Irak müssten loyale, einsatzfäh­ige Streitkräf­te aufgebaut werden. „Und hier will Deutschlan­d seinen Beitrag leisten.“Von der Leyen nannte etwa Beratung im Ministeriu­m, Sanität und Logistik.

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DPA-BILD: NIETFELD Mit Transall „Else“in den Irak: Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU) wird in Bagdad von dem deutschen Botschafte­r Cyrill Nunn (links) empfangen.

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