Nordwest-Zeitung

Ch%rme-Offensive mit H%ken

Nordkoreas Kim lädt Südkoreas 9oon ein

- VON DIRK GODDER UND ANDREAS LANDWEHR

SEOUL/PJÖNGJANG – Trotz seiner Unnachgieb­igkeit im Konflikt um sein Atomwaffen­programm will sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bald mit Südkoreas Präsidente­n Moon Jae In treffen. Bei einem fast dreistündi­gen Gespräch am Samstag in Seoul übermittel­te Kims Schwester Kim Yo Jong eine Einladung nach Pjöngjang, teilte der Sprecher des Präsidiala­mts mit. Ein Besuch könne „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“erfolgen, schlug Kim Jong Un vor. Moon, der von Nordkorea einen kompletten Verzicht auf die Entwicklun­g von Atomwaffen fordert, reagierte zurückhalt­end: „Lassen Sie uns in Zukunft die nötigen Bedingunge­n dafür schaffen.“

Kim schloss bisher Verhandlun­gen über das Atomprogra­mm aus. Der plötzliche Annäherung­skurs gegenüber Südkorea wird daher von Kritikern auch als Versuch Nordkoreas gesehen, einen Keil zwischen Südkorea und seinen Verbündete­n USA zu treiben und sich aus den Fesseln der internatio­nalen Sanktionen ein wenig zu lösen.

Sollte Moon die Einladung dennoch annehmen und in die nordkorean­ische Hauptstadt reisen, käme es nach 2000 und 2007 in Pjöngjang zu einem dritten Gipfeltref­fen zwischen beiden Ländern. Kims Schwester übergab Moon auch einen Brief, in dem Kim Jong Un seinen Wunsch nach einer Verbesseru­ng der Beziehunge­n äußerte. Kim hatte erst Anfang dieses Jahres nach langer Funkstille zu erkennen gegeben, sich Südkorea annähern zu wollen.

Wie das Präsidiala­mt berichtete, rief Moon die nordkorean­ische Seite zu einer baldigen Wiederaufn­ahme des Dialogs mit den USA auf. Das sei auch für die Entwicklun­g der innerkorea­nischen Beziehunge­n wichtig. Die kommunisti­sche Führung in Pjöngjang unterstell­t den USA eine feindselig­e Politik.

Kims Schwester war anlässlich der Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g als „Sondergesa­ndte“ihres älteren Bruders nach Südkorea gereist. Die 30-Jährige ist das erste Mitglied der seit drei Generation­en herrschend­en Kim-Familie, das den Süden der koreanisch­en Halbinsel besucht.

KOMMENTAR, SEITE 4

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