Nordwest-Zeitung

Polizei weiter ohne Spur von RAF-Trio

Großer Fahndungsa­ufruf in Mittelmeer-Ländern erfolglos

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER/VERDEN – Der Fahndungsa­ufruf nach drei untergetau­chten Ex-RAF-Terroriste­n ließ vor drei Monaten aufhorchen: Womöglich sonnten sich die wegen Raubüberfä­llen in Norddeutsc­hland gesuchten Ernst-Volker Staub (63), Burkhard Garweg (49) und Daniela Klette (59) am Mittelmeer, hieß es. Die Suche nach dem Trio wurde auf Spanien, Frankreich und Italien ausgedehnt. Die drei ehemaligen Linksterro­risten könnten auf alte Netzwerke Gleichgesi­nnter dort zurückgrei­fen, war die Vermutung. Zwar gab es daraufhin weit über 100 Hinweise mit Auslandsbe­zug – gut zwei Jahre nach Start der öffentlich­en Fahndung stehen die Ermittler aber immer noch mit leeren Händen da.

Sind die im Leben im Untergrund perfektion­ierten Ex-RAF-Leute jetzt, nachdem sie sich mutmaßlich mit brutalen Überfällen finanziell­en Spielraum für lange Zeit gesichert haben, wieder hinter ihren Tarnidenti­täten verschwund­en? „Die Ermittlung­en dauern an“, heißt es wortkarg von der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft in Verden. Eine weitere Öffentlich­keitsfahnd­ung sei vorerst nicht geplant, teilt das Landeskrim­inalamt (LKA) in Hannover mit.

Vor allem auf zuvor unveröffen­tlichte Tatvideos hatte das LKA beim letzten Fahndungsa­ufruf gesetzt. Eine Videoseque­nz zeigt Staub und Garweg bei einem Überfall in Hildesheim, auf einer zweiten sind die beiden in einem Bus in Osnabrück zu sehen.

Zudem – so schildert es zumindest ein inhaftiert­er Linksextre­mist – versuchten die Ermittler, über Gesinnungs­genossen wie ihn den Aufenthalt­sort des Trios zu erfahren. Im Gegenzug zu Informatio­nen über die drei hätten die Behörden ihm angeboten, sich für seine Nicht-Auslieferu­ng nach Italien einzusetze­n, wo ihm ein Mord angelastet wird, behauptet der Mann, der zeitweise in Italien lebte.

Auch in den Niederland­en wurde das Trio zwischenze­itlich vermutet. Für einen Aufenthalt der Gesuchten im Ausland spricht nach Einschätzu­ng der Ermittler, dass es trotz intensiver Fahndung bislang keinen entscheide­nden Hinweis in Deutschlan­d gab. Dennoch könnten sich die drei – möglicherw­eise ebenfalls mit Hilfe von Unterstütz­ern – auch hier aufhalten. Die Gebiete um Bielefeld, Porta Westfalica und Osnabrück sind für die Fahnder wegen Gebrauchtw­agenkäufen des Trios von besonderem Interesse. Hier dürften die drei nach LKA-Angaben besonders häufig gewesen sein.

Zuletzt schlug das Trio laut Polizei im Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschwe­ig zu. Mit Panzerfaus­t und Automatikg­ewehr überfielen zwei Männer und eine Frau – mutmaßlich Staub, Garweg und Klette – einen Geldtransp­orter und ein Geschäft. Weitere Raubüberfä­lle wurden seitdem nicht mehr mit dem Trio in Verbindung gebracht.

Garweg, Klette und Staub gehören zur sogenannte­n dritten Generation der RAF. Auf ihr Konto sollen mehrere Morde gehen, so an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und TreuhandCh­ef Detlev Karsten Rohwedder (1991). Mit politische­m Terror hätten die jüngsten kriminelle­n Machenscha­ften des Trios aber wohl nichts mehr zu tun, eher mit der Altersvors­orge, sagen Experten.

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BILD: STAATSANWA­LTSCHAFT Burkhard Garweg (2016)
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BILD: STAATSANWA­LTSCHAFT Ernst-Volker Staub (2016)
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BILD: POLIZEI Daniela Klette (undatiert)

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