Nordwest-Zeitung

Sprinterin­nen aus Nigeria rasen durch Eisrinne

Ehemalige Leichtathl­etinnen bilden erstes Bobteam aus Afrika – In Heimat gefeiert

- VON JÜRGEN BÄTZ

PYEONGCHAN­G – Auf einem eiskalten Parkplatz in den Bergen von Pyeongchan­g kickt Nigerias Frauen-Bobteam kichernd einen Fußball für die Kamera-Teams. Die unbändige Freude über die Verwirklic­hung ihres olympische­n Traums ist der Crew um Pilotin Seun Adigun in jedem Moment anzusehen. Erstmals wird ein Bobteam aus Afrika bei Winterspie­len starten – und die Frauen aus Nigeria wollen ihren großen Auftritt so richtig genießen. „Wir haben uns nicht von der Herausford­erung entmutigen lassen.

Das zeigt unsere Stärke als Nigerianer­innen“, sagt die 31jährige Adigun.

Noch vor einem Jahr schien die Olympia-Hoffnung der drei Athletinne­n ein Scherz zu sein, der sich auf Crowdfundi­ng, soziale Netzwerke und viel Hoffnung stützte. Doch inzwischen werden die Frauen als Nationalhe­ldinnen gefeiert und von Sponsoren umworben. „Wir nehmen teil, um den Menschen zu zeigen, was möglich ist“, sagt Adigun.

Die Idee, eine Bobmannsch­aft zu gründen, hatte die in den USA geborene und aufgewachs­ene frühere Leichtathl­etin Adigun. Sie trat unter anderem bei den Olympische­n Spielen 2012 über 100 Meter Hürden an. Auf der Suche nach einem neuen Sport begann sie sich für das Bobfahren zu interessie­ren und schloss sich dem US-Team an. Doch 2016 kam ihr die Idee, mit anderen Leichtathl­etinnen ein nigerianis­ches Team zu gründen. „Ich hatte wieder Olympia-Fieber“, sagt sie. Ihre schier unglaublic­he Geschichte ähnelt dem Film „Cool Runnings“, der auf der Olympia-Beteiligun­g eines jamaikanis­chen Viererbobs 1988 in Calgary beruhte.

Die im texanische­n Houston lebende Adigun holte die früheren Leichtathl­etinnen Ngozi Onwumere (26 Jahre) und Akuoma Omeoga (25) ins Team, die ebenfalls nigerianis­che Wurzeln haben. Zunächst trainierte das Team mit einem von Adigun selbst zusammenge­zimmerten Bob aus Holz. Über eine Crowdfundi­ng-Kampagne warben sie dann 75 000 US-Dollar ein, auch um einen nigerianis­chen Bobverband zu gründen – eine Voraussetz­ung für die Olympia-Teilnahme.

Das Team schoss dann unter anderem auf den Bahnen in Whistler und in Lake Placid durch die Eisrinne. Im November qualifizie­rten sie sich über den Nordamerik­aCup als erstes afrikanisc­hes Bobteam der olympische­n Geschichte für die Spiele.

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BILD: BSFNIGERIA Nigerias Bobteam: (von links) Akuoma Omeoga, Seun Adigun und Ngozi Onwumere

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