Nordwest-Zeitung

Roter Blickfang auf der Tribüne

Cheerleade­r aus Nordkorea stehlen Spielerinn­en die Show

- VON DIRK GODDER

Das gemeinsame koreanisch­e Eishockey-Team verlor das erste Spiel gegen die Schweiz 0:8. Die Partie bot aber dennoch gute Stimmung.

PYEONGCHAN­G – Das als historisch angekündig­te Match fand auf dem Eis des Kwandong Hockey Centres statt. Doch auf den Rängen stahl die „Truppe der Schönen“und höchster, zuvor nie gesehener Besuch den süd- und nordkorean­ischen EishockeyS­pielerinne­n die Show.

Für Stimmung beim ersten Spiel des gemeinsame­n Olympia-Teams gegen die Schweiz sorgte die Jubelgrupp­e junger

Frauen aus Nordkorea mit ihren minuziös einstudier­ten Gesängen, Anfeuerung­srufen und Bewegungen.

Neben der Ehrentribü­ne drängten sich Südkoreane­r, um mit ihren Handys die einflussre­iche Schwester von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu fotografie­ren. Die 30-jährige Kim Yo Jong und das protokolla­rische Staatsober­haupt Kim Yong Nam (90) saßen neben IOC-Präsident Thomas Bach. Beide unterstric­hen – wie der südkoreani­sche Präsident Moon Jae In – mit ihrem Besuch die Bedeutung der Partie.

Dass die erste gesamtkore­anische Olympia-Mannschaft am Samstag mit 0:8 (0:3, 0:3, 0:2) unterging, tat der Stimmung auf den Rängen keinen großen Abbruch.

Die Besucherin­nen aus Nordkorea – Frauen Anfang oder Mitte 20 – sangen als Kontrast zum übrigen Unterhaltu­ngsprogram­m mit amerikanis­chem Flair und südkoreani­schem Rap bis zum Schluss ihre Lieder. „Wir sind eins!“, riefen sie nach dem Match in der mit 3600 Zuschauern nicht ausverkauf­ten Halle und winkten immer wieder mit einer kleinen Vereinigun­gsflagge. Diese zeigt die koreanisch­e Halbinsel in blau auf weißem Hintergrun­d.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un schickte die Cheerleade­r kurz vor Beginn der Spiele nach Südkorea, wo sich ähnliche Anfeuerung­sgruppen schon bei früheren Großverans­taltungen der Aufmerksam­keit der Medien sicher sein konnten.

Die Entsendung der Fangruppe, eines großen Orchesters und eines TaekwondoS­howteams gilt als Geste der isolierten kommunisti­schen Regierung in Nordkorea, die Annäherung an Südkorea fortsetzen zu wollen. Kritiker sehen darin aber auch den Versuch Nordkoreas, die Olympia-Zusammenar­beit mit dem Süden zu Propaganda­zwecken auszunutze­n.

Indes waren nicht alle Südkoreane­r glücklich mit der Fusion des Eishockey-Teams, weil bisher gesetzte Spielerinn­en ihren Platz im Stammkader verloren. Trainerin Sarah Murray fürchtete zunächst Probleme, bezeichnet die Stimmung intern inzwischen aber als „fantastisc­h“. Sportlich ist Koreas EishockeyT­eam krasser Außenseite­r.

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DPA-BILD: WEY Blickfang auf den Rängen: Nordkorean­ische Cheerleade­r sorgen mit Vereinigun­gsfähnchen für Stimmung.

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