Im Olympischen Dorf geht’s auch nachts hoch her
Organisatoren verteilen 110 000 Kondome – Gratis-Präservative erstmals 1988 in Seoul
PYEONGCHANG – Das Athletendorf als „Wunderland“, eine heiße Nacht als „Trost für verpasstes Edelmetall“: Bei den Olympischen Spielen werden vermutlich auch fernab des Eiskanals und der Loipe wieder Höchstleistungen erbracht. Anders sind die 110 000 Kondome, die alleine in den Unterkünften der Sportler verteilt wurden, nicht zu erklären.
„Wir hoffen“, sagt Kyung Jin Park, „dass die Sportler in bester Gesundheit wieder nach Hause fahren.“Park ist der Präsident der „Convenience Co.“, einem Unternehmen, das von den besagten Präservativen 100 000 zur Verfügung gestellt hat. Mit den restlichen 10 000 der koreanischen Behörde für Aids-Prävention ergibt dies einen Rekord – noch nie wurden bei Winterspielen mehr „Verhüterlis“verteilt. Bei etwa 2900 Athleten wären das immerhin 38 Präservative pro Person. Auch bei der Anzahl wollten die Veranstalter wohl kein Risiko eingehen.
Dass dies ausgerechnet in Südkorea der Fall ist, dürfte dabei kein Zufall sein. Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul waren erstmals GratisKondome an die Athleten verteilt worden, das Land gilt in Sachen Sex auch heute noch als extrem konservativ. „Es ist gut möglich, dass nun ein öffentlicher Diskurs und ein offener Umgang mit der Thematik in Gang gesetzt werden“, sagt Professor Hyeouk Chris Hahm, der an der Universität in Boston die sexuellen Verhaltensweisen der Südkoreaner erforscht hat.
Keinerlei Untersuchungen mehr bedürfen indes die Verhaltensmuster der Sportler. Dass es im Athletendorf mitunter heiß hergeht, belegen Aussagen aus der Vergangenheit. Die ehemalige US-Skirennläuferin Carrie Sheinberg beschrieb die Erfahrungen als „magisch, ein Märchen, wie Alice im Wunderland, wo alles möglich ist“. Zudem sei eine Liaison hin und wieder ja auch „Trost für verpasstes Edelmetall. Entweder man gewinnt eine Medaille, oder man schläft mit einem heißen Typen.“
US-Schwimmer Ryan Lochte, der 2008 bereut hatte, während der Olympischen Spiele in Peking liiert gewesen zu sein, ging von einer SexRate bei Olympioniken von „70 bis 75 Prozent“aus.
Dabei kann es sich um Affären oder einmalige Abenteuer drehen, muss es aber nicht. Unzählige Teilnehmer sind liiert. Im deutschen Lager reisten Fabian Rießle (Nordische Kombination) und Sandra Ringwald (Langlauf), die Biathleten Simon Schempp und Franziska Preuß sowie die Snowboarder Ramona Hofmeister und Johannes Höpfl als Paar nach Südkorea.
Sicher dürfte nur sein, dass sich Paare unterschiedlicher Nationen, wie die Ski-Asse Mikaela Shiffrin (USA) und Mathieu Faivre (Frankreich), die Zimmer lediglich für gelegentliche Amüsements teilen. Denn der Kampf um die Medaillen dürfte dann doch einen Tick wichtiger sein.