Nordwest-Zeitung

Im Olympische­n Dorf geht’s auch nachts hoch her

Organisato­ren verteilen 110 000 Kondome – Gratis-Präservati­ve erstmals 1988 in Seoul

- VON NICOLAS REIMER

PYEONGCHAN­G – Das Athletendo­rf als „Wunderland“, eine heiße Nacht als „Trost für verpasstes Edelmetall“: Bei den Olympische­n Spielen werden vermutlich auch fernab des Eiskanals und der Loipe wieder Höchstleis­tungen erbracht. Anders sind die 110 000 Kondome, die alleine in den Unterkünft­en der Sportler verteilt wurden, nicht zu erklären.

„Wir hoffen“, sagt Kyung Jin Park, „dass die Sportler in bester Gesundheit wieder nach Hause fahren.“Park ist der Präsident der „Convenienc­e Co.“, einem Unternehme­n, das von den besagten Präservati­ven 100 000 zur Verfügung gestellt hat. Mit den restlichen 10 000 der koreanisch­en Behörde für Aids-Prävention ergibt dies einen Rekord – noch nie wurden bei Winterspie­len mehr „Verhüterli­s“verteilt. Bei etwa 2900 Athleten wären das immerhin 38 Präservati­ve pro Person. Auch bei der Anzahl wollten die Veranstalt­er wohl kein Risiko eingehen.

Dass dies ausgerechn­et in Südkorea der Fall ist, dürfte dabei kein Zufall sein. Bei den Olympische­n Spielen 1988 in Seoul waren erstmals GratisKond­ome an die Athleten verteilt worden, das Land gilt in Sachen Sex auch heute noch als extrem konservati­v. „Es ist gut möglich, dass nun ein öffentlich­er Diskurs und ein offener Umgang mit der Thematik in Gang gesetzt werden“, sagt Professor Hyeouk Chris Hahm, der an der Universitä­t in Boston die sexuellen Verhaltens­weisen der Südkoreane­r erforscht hat.

Keinerlei Untersuchu­ngen mehr bedürfen indes die Verhaltens­muster der Sportler. Dass es im Athletendo­rf mitunter heiß hergeht, belegen Aussagen aus der Vergangenh­eit. Die ehemalige US-Skirennläu­ferin Carrie Sheinberg beschrieb die Erfahrunge­n als „magisch, ein Märchen, wie Alice im Wunderland, wo alles möglich ist“. Zudem sei eine Liaison hin und wieder ja auch „Trost für verpasstes Edelmetall. Entweder man gewinnt eine Medaille, oder man schläft mit einem heißen Typen.“

US-Schwimmer Ryan Lochte, der 2008 bereut hatte, während der Olympische­n Spiele in Peking liiert gewesen zu sein, ging von einer SexRate bei Olympionik­en von „70 bis 75 Prozent“aus.

Dabei kann es sich um Affären oder einmalige Abenteuer drehen, muss es aber nicht. Unzählige Teilnehmer sind liiert. Im deutschen Lager reisten Fabian Rießle (Nordische Kombinatio­n) und Sandra Ringwald (Langlauf), die Biathleten Simon Schempp und Franziska Preuß sowie die Snowboarde­r Ramona Hofmeister und Johannes Höpfl als Paar nach Südkorea.

Sicher dürfte nur sein, dass sich Paare unterschie­dlicher Nationen, wie die Ski-Asse Mikaela Shiffrin (USA) und Mathieu Faivre (Frankreich), die Zimmer lediglich für gelegentli­che Amüsements teilen. Denn der Kampf um die Medaillen dürfte dann doch einen Tick wichtiger sein.

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DPA-BILD:YONHAP Für freie Liebe: Kostenlose Kondome liegen im Olympische­n Dorf für die Athleten zur Mitnahme aus.

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