Ernste deutsche Stoffe in viel Humor verpackt
22. „Berlin & Beyond“-Filmfestival in San Francisco eröffnet – Flüchtlingskomödie zum Auftakt
SAN FRANCISCO – „Welcome to Germany“– das ist der englische Titel des deutschen Publikumshits „Willkommen bei den Hartmanns“. Mit seiner Flüchtlingskomödie hat Regisseur Simon Verhoeven in der Nacht zum Samstag das 22. „Berlin & Beyond“-Filmfestival in San Francisco eröffnet.
Flüchtlingskrise, die Aufarbeitung des Holocaust, die Sorge um einen behinderten Jungen: Willkommen zu ernsten, deutschen Stoffen. Doch als warmherzige Tragikomödien aufbereitet bestimmen diese Themen das größte deutschsprachige Filmfest in den USA.
Er hoffe auf „angeregte, lange Diskussionen“, sagte Verhoeven vor der Premiere in San Francisco, wenn er seine Komödie über eine Münchner Familie, die einen Flüchtling aus Nigeria bei sich aufnimmt, dem amerikanischen Publikum zeige. Diese Familie könnte auch in Beverly Hills wohnen, witzelt der 45-jährige Regisseur, der die Rolle der Frau Hartmann mit seiner Mutter Senta Berger (76) prominent besetzte.
Verhoeven, der in New York unter anderem eine Schauspielausbildung durchlaufen hat, erhielt aus den USA auch schon Anfragen für ein Remake. An einen Ortswechsel denkt er aber nicht. „Ich bin wirklich sehr glücklich, in Deutschland Filme zu machen“, versichert er.
Mit fast zwei Dutzend Spielfilmen, Dokus und Kurzfilmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wollten sie ein „modernes, facettenreiches und realistisches“Deutschlandbild präsentieren, sagte Sigrid Savelsberg, Leiterin des Goethe-Instituts in San Francisco. Dem Ruf der Deutschen, „dass alles so bierernst ist“, würden sie mit mehr Humor im diesjährigen Programm begegnen.
Regisseur Markus Goller (48) und Hauptdarsteller Frederick Lau (28) feiern in San Francisco die NordamerikaPremiere ihrer Tragikomödie „Simpel“über ein ungleiches Bruderpaar. Lau und sein Kollege Lars Eidinger (42) sind in diesem Jahr die Preisträger des Spotlight Awards als beste Schauspieler. Eidinger präsentiert beim Festival die Tragikomödie „Die Blumen von gestern“, in der er einen Holocaustforscher spielt.
Abschlussfilm des siebentägigen Festivals ist das Expressionisten-Biopic „Egon Schiele“von Regisseur Dieter Berner. „Berlin & Beyond“zog zuletzt mehr als 8000 Zuschauer an.