Nordwest-Zeitung

Datenrevol­ution im Weltall

9aser statt Fun: 8 Deutsche Firmen Vorreiter 7ei Forschung

- VON CARSTEN HOEFER

3in Start-up aus dem Münchner Vorort Gilching macht mit ehrgeizige­n Plänen von sich reden. Auch Grö4en 5ie Space6 und Google zeigen 7ereits Interesse.

MÜNCHEN 8 Steigende Datenmenge­n lassen die Übertragun­g per Funk an Kapazitäts­grenzen stoßen – im All könnte sich daher Lasertechn­ik durchsetze­n. Firmen aus Deutschlan­d spielen bei der Entwicklun­g des an „Star Wars“erinnernde­n Verfahrens eine führende Rolle.

Ein Hauptvorte­il von Laserstrah­len liegt in der größeren Kapazität. Der Weltrekord im Funk liegt bei 36 Gigabit pro Sekunde. Mit Laser erreichten Forscher des Deutschen Luft- und Raumfahrtz­entrums (DLR) in Oberpfaffe­nhofen bei München fast das fünfzigfac­he Volumen: 1,7 Terabit pro Sekunde. „Bei Funk gibt es eine physikalis­che Grenze, die Frequenz ist

bei Laser wesentlich höher“, erklärt Wolfram Peschko, Vorstandsc­hef der Mynaric AG, einer Ausgründun­g aus dem DLR.

Das Start-up aus dem Münchner Vorort Gilching hat ehrgeizige Pläne. „Wir haben einen anderen Ansatz als klassische Space-Firmen, die von großen Staatsauft­rägen leben und aufwendige Einzelanfe­rtigungen herstellen“, sagt Peschko. „Wenn die ein Projekt anfassen, dauert das Jahre und wird richtig teuer. Wir kommen aus dem privat finanziert­en Bereich, unsere Entwicklun­gszeiten sind relativ kurz.“Als interessie­rt gelten unter anderem Facebook, Google und SpaceX, das Raumfahrtu­nternehmen des Tesla-Gründers Elon Musk.

Die global übertragen­e Datenmenge vervielfac­ht sich alle paar Jahre. „Der Bedarf liegt derzeit bei etwa zehn Gigabit pro Sekunde, in ein paar Jahren sind es wahrschein­lich 100 Gigabit“, sagt Peschko.

Kabellose Laserkommu­nikation sei zudem wesentlich kostengüns­tiger als Glasfaserk­abel. „Wenn Sie alles vergraben,

wird es unglaublic­h teuer. Hierdurch werden Netzwerke in der Luft mithilfe unserer Technologi­e bis zum Faktor zehn billiger als klassische Netzwerke am Boden.“Optische Übertragun­g ist in vielen Varianten möglich: vom Satelliten oder Flugzeug zum Boden ebenso wie von Satellit zu Satellit oder von Flugzeug zu Flugzeug. „Was wir brauchen, ist ein alternativ­es Internet in der Luft“, sagt Peschkos Vorstandsk­ollege Markus Knapek.

Die ersten Experiment­e mit optischer Kommunikat­ion im Weltraum gab es bereits vor Jahrzehnte­n, berichtet Harald Hauschildt, Leiter des Programms für „Secure and Laser Communicat­ion Technology“bei der Europäisch­en Raumfahrtb­ehörde ESA. Erste Terminals für Anwendunge­n im Weltraum seien mit 200 bis 300 Kilogramm Gewicht aber sehr schwer gewesen. „Heute ist das ein Wachstumsm­arkt“, sagt der Astrophysi­ker.

Im Aufbau ist in Kooperatio­n der Raumfahrtb­ehörde mit Airbus ein europäisch­es Satelliten­system zur Datenübert­ragung (EDRS). „Im Rahmen des weltweit einmaligen EDRS-Programms werden bereits täglich Daten über Laser von den Copernicus­Erdbeobach­tungssatel­liten an EDRS und von dort zum Boden übermittel­t“, erklärt Hauschildt. „Ein Satellit ist bereits im Orbit, ein zweiter ist im Bau.“Man könne große Mengen an Daten über Zehntausen­de Kilometer direkt übertragen.

Die Grundlagen­forschung läuft am DLR. Wissenscha­ftler Christian Fuchs und seine Kollegen arbeiten unter anderem an einer weiteren Erhöhung der Datenraten. Mit 1,7 Terabit pro Sekunde bei einem Boden-zu-Boden-Versuch sei das DLR Weltrekord­halter, sagt der Leiter des Bereichs optische Kommunikat­ionssystem­e.

Aber bei der optischen Datenübert­ragung gibt es technische und physikalis­che Hürden. Laserstrah­len sind gebündelte­s Licht. Durch Bewölkung oder Nebel hindurch lassen sich keine Daten übertragen. Auch in größeren Höhen kann es Störungen geben.

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BILD: MYNARIC AG/DPA Miteinande­r verbunden: Die künstleris­che Darstellun­g zeigt ein Lasernetz zwischen Satelliten.

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