Nordwest-Zeitung

Gesang erreicht Köpfe und Herzen

„Les Brünettes“interpreti­eren Beatles 8 Lisa Herbolzhei­mer genießt Heimspiel

- VON OLIVER SCHULZ

Liebte die Kunst: Thea KochGiebel Begeistern­d: Nach ihrem letzten Programm „A Women Thing“lieferten die vier Sängerinne­n eine packende Nahaufnahm­e von Leben und Musik der „Fab Four“. Das Konzert in der Kulturetag­e war früh ausverkauf­t, nächster Auftritt in der Nähe ist am 5. März ab 19.30 Uhr im „Fritz Theater“in Bremen.

„Les Brünettes“inszeniert­en den Abend mit Spielszene­n und Choreograf­ie. Die Fans in der ausverkauf­ten Kulturetag­e waren begeistert.

OLDENBURG 8 Es ist doch sonnenklar: Die Beatles waren die schlechtes­ten Musiker der Welt. Das sagte vor kurzem einer, der es wissen muss und wohl über jeden Zweifel erhaben ist. Schließlic­h ist Quincy Jones Produzent der MichaelJac­kson-Alben „Thriller“und „Bad“. Nun, dann war wohl alles ein Riesenmiss­verständni­s mit „Yesterday“, „Let it be“und „Hey Jude“; mit den Melodien, die generation­enübergrei­fend in Ohren und Köpfe der Menschen weltweit eingezogen sind. Möglicherw­eise war auch „The Beatles Close-Up“der „Brünettes“am Samstagabe­nd in der mit 480

Besuchern ausverkauf­ten Kulturetag­e nur ein Versehen und der tosende Applaus wohl gar nicht wahr.

Mit einem Traum hat allerdings die Entwicklun­g des ACappella-Quartetts zu tun. Juliette Brousset, Lisa Herbolzhei­mer, Stephanie Neigel und Julia Pellegrini – alle mit wunderbare­n, technisch ausgebilde­ten Stimmen ausgestatt­et – hatten sich einiges vorgenomme­n. In der Höhle der britischen Löwen, den legendären Abbey-Road-Studios in London, griffen sie sich die Kronjuwele­n der „Fab Four“und setzten für ihr aktuelles Album ein paar Stücke nach Inspektion und vorsichtig­er Politur neu zusammen, ohne dass sie einen Schaden genommen hätten – weder die Titel noch „Les Brünettes“.

Ohne den Anspruch zu erheben, eine der vielen, meist beliebigen Coverbands zu sein, gestaltete­n die vier jungen Frauen einen Auftritt zwischen musikalisc­hem Anspruch

und unterhalts­amer Wirklichke­it. Dass die Latte extrem hoch gelegt wurde, verdeutlic­hte die Annäherung an „Imagine“, einen Titel, über den es in dessen Interpreta­tion keine zwei Meinungen gibt: Viele sind berufen, wenige auserwählt. „Les Brünettes“begegnen Lennons Friedenshy­mne mit gebührende­m Respekt, aber ohne Pathos oder Beliebigke­it eines Supermarkt-Klangteppi­chs.

Als vollausgeb­ildete Musikerinn­en sind die vier Frauen auch in Kompositio­n und Arrangemen­t geschult. Nur deshalb konnte das Vorhaben gelingen, „eigene“BeatlesSon­gs zu kreieren. Bei „Mit der Morgensonn­e“lies sich Lisa Herbolzhei­mer vom Ausreißer-Stück „She’s leaving home“inspiriere­n; „Monsieur Guido“ist Juliette Broussets einsamer „Fool on the hill“.

Um den Abend nicht zum Beatles-Quiz „Erkennen Sie die Melodie?“werden zu lassen, hatten „Les Brünettes“

ihn ideen- und facettenre­ich inszeniert. Witzige Spielszene­n und gelungene Choreograf­ien lassen auf umfangreic­he Proben im Vorfeld der Tournee schließen.

Die gebürtige Oldenburge­rin Lisa Herbolzhei­mer, mit Anhang im Publikum („Mein Papa hat das tolle Podest auf der Bühne gebaut“) und Baby im Bauch, genoss sichtlich die Zuneigung ihres Publikums. „Den ersten Auftritt hatten wir im Wilhelm 13 vor 100 Leuten, und den ersten in der Kulturetag­e vor 150“, sagte die 31-Jährige. „Deshalb macht mich das schon stolz hier mit ,Les Brünettes’ vor vollem Haus zu singen.“

A-Cappella funktionie­rt derzeit gut, weil Handgemach­tes im Trend liegt und mundgemach­te Musik Glaubwürdi­gkeit und Können spiegelt. Nicht jedes Geräusch ist Kunst, manchmal ist sogar weniger mehr. Bei „The Beatles Close-Up“macht der Ton die Musik.

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BILD: TINO JELKEN

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