Rodlerinnen holen Gold und Silber
Geringes Zuschauerinteresse sorgt für Frust bei Sportlern – Späte Anfangszeiten
PYEONGCHANG/DPA – Die deutschen Rodlerinnen haben bei den Olympischen Spielen ihre Ausnahmestellung bewiesen. Natalie Geisenberger holte am Dienstag ihren dritten Olympiasieg, Teamkollegin Dajana Eitberger wurde Zweite.
Ein Grund für die ungewöhnlichen Startzeiten sind die Interessen des Fernsehens. Die Stimmung in Südkorea leidet.
PYEONGCHANG – Die Weltregie zoomt heran. Das hilft. Einerseits beim Ausblenden der größeren Lücken auf den Tribünen in den Bergen von Pyeongchang – und andererseits: Wenn die wenigen, die da sind, dann noch freundlich winken, können 100 Zuschauer durchaus wie 1000 wirken. Die Olympischen Winterspiele kämpfen mit geringem Publikumsinteresse.
„Ich möchte jetzt nicht das Wort Trauerspiel in den Mund nehmen“, sagte BiathlonBundestrainer Gerald Hönig. Zu spät. Auch die Athleten bemerken, dass es in Sachen Fanbegeisterung besonders am Berg recht übersichtlich ausschaut. Kein Wunder, bei minus 18 Grad und schneidendem Wind.
Die Abwesenheit, sagt Skisprung-Olympiasieger Thomas Wellinger, ist „niemandem zu verübeln“. Dennoch macht sich Enttäuschung breit. „Das habe ich mir schon anders vorgestellt“, sagte Laura Dahlmeier nach ihrer ersten Medaillenübergabe. Immerhin rund 700 Leute waren gekommen – aber nach der Ehrung eines koreanischen Shorttrackers gingen die meisten nach Hause. Nur noch ein paar Dutzend Menschen klatschten für Dahlmeier und Wellinger in die klammer werdenden Hände.
Die Kälte hält den einen oder anderen davon ab, ins Stadion zu gehen. Ein wesentwohnt. licher Stimmungstöter sind aber die späten Wettkampfzeiten. Starts um 21.30 Uhr (13.30 Uhr MEZ) haben Wellinger & Co. am Samstag und am Montag noch vor sich.
IOC-Eventchef Kit McConnell wies die Vermutung von sich, dass die Interessen der Fernsehanstalten bei der Gestaltung des Zeitplans Vorrang vor denen der Sportler und Zuschauer am Ort hätten. Für das mitteleuropäische Fernsehpublikum sind die Startzeiten jedenfalls günstig, für die Sportler jedoch unge- Die in den USA sehr populären Eiskunstlauf-Wettbewerbe finden am südkoreanischen Vormittag statt, so dass NBC sie zur besten Sendezeit in den Vereinigten Staaten ausstrahlen kann.
ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann, dessen Sender einen Teil der Übertragungsrechte von Discovery gekauft hat, sagt: „Wir sind nicht die Lizenznehmer, deshalb können wir keinen Einfluss auf den Zeitplan nehmen. In den Zeitplan sind aber die Interessen der europäischen Fernsehmärkte eingeflossen.“
NBC zahlt rund 6,3 Milliarden Euro für die Rechte an den Spielen bis 2032. Discovery hat sich die europäischen TV-Rechte für die Spiele bis 2024 für 1,3 Milliarden Euro gesichert. Fuhrmann dazu: „Wer das meiste zahlt, hat den größten Einfluss.“
In den Eisstadien sieht es besser aus. Bei den Shorttrackern peitschen die Koreaner ihre Helden nach vorne, beim Eisschnelllauf heizt die niederländische Brassband „Kleintje Pils“ein. Eishockey ist auch ordentlich besucht, allerdings nicht so, wie das Organisationskomitee es verkauft. Dessen Sprecher meldete das erste Spiel des vereinten koreanischen FrauenEishockeyteams als ausverkauft. Tatsächlich waren nur 3600 der 6000 Plätze besetzt.
Eines allerdings ist tatsächlich falsch angekommen: Das Olympiastadion war bei der Eröffnungsfeier voll. Das sah anders aus, weil hinter jedem Sitz eine LED-Platte installiert war, mit denen sich Texte, Flaggen und Schneekristalle auf die Tribünen zaubern ließen. Selbst im Stadion wirkte es, als sei die nebenstehende Tribüne leer – war sie aber nicht.
„Wer das meiste zahlt, hat den größten Einfluss“
THOMAS FUHRMANN, ZDF-SPORTCHEF