Von der Basis abgekoppelt
Die SPD-Politikerin Simone Lange (41) ist Bürgermeisterin von Flensburg.
FRAGE:
Fra2 Lange, warum heizen Sie den Personalstreit durch Ihre Kandidatur an? LANGE:
Ich biete den SPDMitgliedern eine Alternative, das ist etwas anderes, als die Personaldebatte zu befeuern. Als Partei, die immer auf eine starke Basis zurückgreift, den Koalitionsvertrag an einen Mitgliederentscheid knüpft, sollten wir die Entscheidung über das höchste Partei-Amt auf eine breite Basis stellen. FRAGE:
Dass nach Martin Schulz’ Rückzug Eile geboten ist, sehen Sie nicht? LANGE:
Nein, wir haben einen starken Bundesvorstand. Außerdem gibt es genügend Stellvertreter, die die Partei übergangsweise führen könnten. Dann könnten wir gemeinsam in Ruhe einen Weg suchen, der die Mitglieder in die Entscheidung über den künftigen Parteivorsitz einbindet. Immerhin geht es jetzt darum, jemanden zu finden, der uns etwas länger erhalten bleibt und den Herausforderungen länger gewachsen ist. Dafür sollten wir uns Zeit nehmen. FRAGE:
Ist Andrea Nahles nicht die Richtige, um die Führung zu übernehmen? LANGE:
Diese Frage stellt sich zumindest. Ich glaube nicht, dass sie als Fraktionsund Parteivorsitzende in einem die Erneuerung vorantreiben kann, die die SPD so dringend braucht. Diese beiden Positionen zu trennen, hätte den Vorteil, dass wir zwei starke Führungspersönlichkeiten haben könnten. FRAGE:
Das Thema Urwahl steht auf der Agenda für einen Reformparteitag im Dezember 2018. Ist Ihnen das zu spät? LANGE:
Ja, wir müssen die Probleme schließlich jetzt lösen. Jetzt ist die Zeit, die Posten in der Partei strategisch klug zu besetzen. Und im Moment entsteht der Eindruck, dass „die da oben“in Berlin alles alleine regeln, sich völlig von der Basis abkoppeln. Die Mitglieder bei uns in Schleswig-Holstein stöhnen angesichts der Berliner Querelen. Wir müssen jetzt endlich nach vorne schauen und Alternativen anbieten. Dazu gehört auch, nicht nur zu kritisieren, sondern selbst vorzutreten, sich einzubringen und anzubieten. So ist auch meine Kandidatur gemeint. FRAGE: Wollen Sie überhaupt Parteichefin werden? LANGE:
Auslöser für meine Kandidatur war das Vorgehen der Parteiführung in den letzten Tagen. Aber ich hätte meinen Hut nicht in den Ring geworfen, wenn ich das Amt nicht anstreben würde.