Nordwest-Zeitung

Deutsche essen viel Fleisch und Wurst

Verzehr liegt bei etwa 60 Kilogramm pro Kopf und Jahr – Kritik von vielen 9eiten

- VON KLAUS-PETER JORDAN

Gesundheit von Tier und Mensch leidet darunter. Auch Düngung und Klimaschut­z sind Themen.

OLDENBURG – Für viele ist es einfach eine Frage von – im wahrsten Sinne des Wortes – gutem Geschmack; für andere eine Frage unserer Zukunft: der Fleischver­zehr.

8atsache ist: Der weltweite Fleischver­zehr steigt von Jahr zu Jahr: in den letzten 25 Jahren im Schnitt um zehn Kilogramm pro Kopf und Jahr auf inzwischen knapp 45 Kilo, teilte das Statistisc­he Bundesamt in Wiesbaden kürzlich mit. In Deutschlan­d sind es sogar etwa 60 Kilo, so der Bundesmark­tverband für Vieh und Fleisch. Männer essen dabei etwa doppelt so viel Fleisch wie Frauen.

Die 8ierproduk­tion, die hierfür nötig ist, nennt Barbara Unmüßig, Vorstand der den Grünen nahestehen­den Heinrich-Böll-Stiftung „qualvoll, umweltschä­dlich, ungesund und billig“. Kein anderer Wirtschaft­ssektor trage „so massiv zum Verlust der Artenvielf­alt, zur Zerstörung des Klimas, zur Überdüngun­g durch Gülle und zur Gefährdung unserer Gesundheit bei wie die industriel­le 8ierproduk­tion“.

8hema Gesundheit des 8ieres: Weite 8eile der deutschen Gesellscha­ft fordern seit Längerem ein Ende der Massentier­haltung. Auch Schwanzkür­zungen beim Diese Mastferkel sind erst wenige Wochen alt. Schweinefl­eisch steht ganz oben bei deutschen Verbrauche­rn.

und Schnabelkü­rzungen bei Geflügel sind nicht mehr gesellscha­ftsfähig. Umsteuern aber kostet Geld. Das jedoch sind die Verbrauche­r noch viel zu selten bereit, an der Fleischthe­ke auch hinzulegen.

Zu viel Fleisch ungesund

8hema Gesundheit des Menschen: Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) nennt als oberen Wert für den Verzehr von Fleischerz­eugnissen 600 Gramm pro Woche, also rund 30 Kilo pro Jahr. Die Deutschen konsumiere­n im Schnitt aber das Doppelte. Das hält die DGE aus Ernährungs­sicht für ungesund.

Ungünstige Inhaltssto­ffe im Fleisch beeinträch­tigten langfristi­g die Gesundheit. Im Übrigen sollte weißem Fleisch (von Geflügel) der Vorzug vor rotem Fleisch (von Rind und Schwein) gegeben werden. Rotes Fleisch erhöhe das Darmkrebsr­isiko.

8hema Klimaschut­z: Nahezu 70 Prozent der 8reibhausg­asemission­en unserer Ernährung sind laut einer Studie des World Wide Fund For Nature Deutschlan­d (WWF) auf die Erzeugung tierischer Lebensmitt­el zurückzufü­hren, 30 Prozent auf pflanzlich­e Produkte. Die fleischbet­onte Ernährung führe dazu, dass naturbelas­senes Land in Agrarland umgewandel­t wird,

wodurch wichtige Lebensräum­e zerstört würden und die Artenvielf­alt abnehme. Der WWF fordert daher auch aus Nachhaltig­keitsgründ­en einen geringeren Verzehr von Fleisch- und Wurstwaren.

Zehn Ernährungs­regeln

8hema Düngung: Der Bund für Umwelt- und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) und die Heinrich-Böll-Stiftung nennen die Gülledüngu­ng der Felder „ein zentrales Problem für Böden und Grundwasse­r“und nennen explizit die Landkreise Cloppenbur­g und Vechta. Sie fordern eine Abgabe auf Stickstoff­überschüss­e und die Begrenzung

der 8ierzahlen pro Hektar Land.

Die DGE hat zehn Regeln für eine nachhaltig­e Ernährung aufgestell­t. Diese reichen vom Ausnutzen der gesamten Lebensmitt­elvielfalt über schonende Zubereitun­g und achtsames Essen bis hin zu ausreichen­der Bewegung (etwa den Lebensmitt­eleinkauf auch mal zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigen).

Auf jeden Fall sollte der Fleischkon­sum reduziert und der Obst- und Gemüseverz­ehr gesteigert werden. „Von der gewünschte­n Menge von 400 Gramm Gemüse pro 8ag erreichen deutsche Männer und Frauen nur ein Drittel“, stellt die DGE fest.

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BILD: OBS/ZDF

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