Nordwest-Zeitung

Der Wald als Helfer für sauberes Trinkwasse­r

2ischwälde­r schützen Grundwasse­r besser vor Nitrataust­rägen als Nadelwälde­r

- VON KLAUS-PETER JORDAN

OLDENBURG/SANDKRUG – Der Wald ist für Mensch und Umwelt ein äußerst wichtiges Ökosystem. Dass er bei entspreche­ndem Baumbestan­d auch etwas für sauberes Wasser tun kann, zeigen Forschungs­projekte der Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen.

„Durch jahrzehnte­lange Luftbelast­ung von Schwefeldi­oxid, Stickoxid und Ammoniak haben sich große Menge von Säuren und Stickstoff­verbindung­en in Waldböden angereiche­rt. Auch wenn die Schadstoff­e insgesamt etwas zurückgega­ngen sind, gefährden vor allem die Stickstoff­einträge immer noch Waldböden und das dort entstehend­e Grundwasse­r durch NitratSchw­ein Stickstoff“, weiß Dr. Karsten Mohr, Biologe und Bodenkundl­er bei der Landwirtsc­haftskamme­r in Oldenburg. Ein seit knapp 20 Jahren laufender Versuch in einem Kiefernwal­d im Wasserschu­tzgebiet (WSG) Sandkrug (Kreis Oldenburg) zeigt, wie der Nitrataust­rag ins Sickerwass­er verringert werden kann. Weitere Versuchsfe­lder gibt es in Holdorf (Kreis Vechta) und im Wendland.

Dabei geht es auch um Vergangenh­eitsbewält­igung. Vor etwa 200 Jahren wurden im Raum Sandkrug vor allem Kiefern anpflanzt. Die zwischenze­itlich ansteigend­e Luftversch­mutzung lagerte sich über Jahrzehnte im Waldboden ab. „Dieser 8opf ist jetzt voll“, erklärt Mohr die erhöhten Nitratkonz­entratione­n im Sickerwass­er, die dann ansteigen, wenn der im Waldboden gebundene Stickstoff z.B. durch Waldarbeit­en oder Sturmereig­nisse verstärkt zu Nitrat umgewandel­t wird und versickert.

Im WSG Sandkrug wurden im Rahmen des Projekts Buker Karsten Mohr von der Landwirtsc­haftskamme­r sammelt im Wald bei Sandkrug Sickerwass­erproben ein.BILD:

chen angepflanz­t. Das Ergebnis: Das Sickerwass­er unter den jungen, stickstoff­hungrigen Buchenbest­änden erreichte in zwei verschiede­nen Messtiefen fast Nullwerte bei Nitrat, während die Nitratwert­e ansonsten leicht anstiegen. „Nadelholzb­estände sollten besonders in Wasserschu­tzgebieten

in Mischbestä­nde mit Laubbäumen umgebaut werden“, so der Bodenkundl­er. „Die Buche ist dafür prädestini­ert.“Der 58Jährige räumt ein, dass Nadelholz für den Forstbetre­iber oft wirtschaft­licher in der Vermarktun­g sei. Nun sei es aber an der Zeit, den Waldbau stär- an die Bedürfniss­e des Wasser- und Klimaschut­zes anzupassen.

Nicht nur die geringen Nitrataust­räge ins Grundwasse­r sprechen für Buchenwäld­er. Das zeige ein Versuch im Wendland, berichtet Mohr. Dort, im östlichen Niedersach­sen, herrscht im Gegensatz zum Nordwesten Wasserknap­pheit. Gleichzeit­ig wird wegen des 8emperatur­anstiegs immer mehr Wasser für die Beregnung der landwirtsc­haftlichen Flächen gebraucht. „Buchen lassen mit fortgeschr­ittenem Alter mehr Regenwasse­r durch. Sie bilden mit ihren Ästen einen 8richter. Der fängt viel Wasser auf und leitet es am Stamm herunter direkt in den Boden“, weiß der Kammer-Experte.

„Mit der Buche oder auch der Eiche macht man nie etwas falsch. Sie vereint Nutz-, Schutz- und Erhaltungs­funktion. Der Vorteil von Mischwälde­rn für Mensch und Umwelt in Wasserschu­tzgebieten ist schon jetzt deutlich messbar“, so der Biologe.

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KLAUS-PETER JORDAN
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