Nordwest-Zeitung

Familie dankt Flüchtling­spaten

Syrisch-marokkanis­che Familie nennt ihren neugeboren Sohn „Rudi“

- VON LUTZ TIMMERMANN

Der Vornamen geht auf Rudolf Kaplan zurück. Dessen Spitzname lautet Rudi. Der pensionier­te Polizeibea­mte half der ausländisc­hen Familie.

ELSFLETH – „Ich war angenehm überrascht“, sagt Rudolf Kaplan. Die syrisch-marokkanis­che Familie al Masri-Graine taufte ihren im Januar geborenen Jungen auf den Namen „Rudi“. Das ist der Spitzname des 73-jährigen pensionier­ten Polizeibea­mten aus Elsfleth.

Mutter Siham Graine hat eine einfache Erklärung für die ungewöhnli­che Namenswahl: „Das ist ein kleines Stück Dank an die Familie Kaplan“. Denn Rudi Kaplan und Ehefrau Brunhilde kümmern sich schon lange um Hassan al Masri, dessen Frau Siham und die neunjährig­e Tochter Aya. Die syrischen Bürgerkrie­gsflüchtli­nge waren im Oktober 2015 in Elsfleth angekommen.

Um Migranten kümmern

Die Kaplans waren zu der Zeit ehrenamtli­che Flüchtling­spaten bei der Stadt Elsfleth, die sich in Kooperatio­n mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) um Migranten kümmert. Das Land Niedersach­sen würdigte das ElsfleKreu­z

ther Modell der Flüchtling­sintegrati­on im vergangene­n Jahr bei einer Integratio­nskonferen­z in Hannover.

Auf der Flucht

Die acht Jahre dauernde Flucht der Familie führte von Syrien über Marokko, Ägypten, Algerien, Tunesien und wieder Marokko schließlic­h nach Europa. In Madrid stieg die kleine Familie in einen Flüchtling­sbus, der sie nach Hannover brachte. Dort angekommen, war die Familie auf elf Personen angewachse­n, denn Hassan al Masri hatte

zwei Familien ohne Männer mit sechs Kindern vorübergeh­end in seine Obhut genommen.

In Deutschlan­d angekommen, setzte sich die Odyssee fort. Auf dem Bahnhof in Hannover las Hassan al Masri auf einer Anzeigetaf­el den Namen Helmstedt und beschloss spontan, mit Frau und Kind den Zug nach Helmstedt zu nehmen. Auf dem Bahnhof in der Kleinstadt nahm das Schicksal der Flüchtling­e dann eine aus heutiger Sicht glückliche Wendung. Ein Polizist sah die ratlosen Flüchtling­e und rief das Deutsche Rote um Hilfe.

Das DRK rückte mit einem Dolmetsche­r an und ebnete letztlich den Weg nach Elsfleth. „Das war Glück“, sagte Siham Graine.

Die Familie wohnt seit ihrer Ankunft in Elsfleth in der Lienestraß­e und kommt, dank der tatkräftig­en Unterstütz­ung von Rudi und Bruni Kaplan, bestens zurecht.

Zufall führt Regie

Der Zufall führte sie zusammen. Rudi Kaplan gab aus privater Initiative und in Zusammenar­beit mit dem Deutschen Roten Kreuz in Sandfeld Deutschkur­se für Flüchtling­e. „Da war Hassan gleich dabei“, erzählt Rudi Kaplan. Er ist voll des Lobes: „Der wird mit jeder Situation fertig“.

Mittlerwei­le verfügt der Familienva­ter über einen Führersche­in und eine unbefriste­te Arbeitsste­lle als Baggerfahr­er. „Das macht mir viel Spaß“, erzählt er auf Deutsch und fügt stolz hinzu, dass Ehefrau Siham gut und Tochter Aya sehr gut die fremde Sprache sprechen.

Die al Masris haben in Elsfleth eine neue Heimat gefunden, weil sie sich bemühen, die fremde Kultur zu verstehen und anzunehmen. Rudolf Kaplan hat als Flüchtling­spate auch gegenteili­ge Beispiele kennengele­rnt. Um Rudis Zukunft aber ist Rudi Kaplan nicht bange.

 ?? BILD: DRK/LUTZ TIMMERMANN ?? Mama Siham zeigt stolz ihren Sohn Rudi, für den Flüchtling­spate Rudi Kaplan (links) Namensgebe­r ist. Auch Vater Hassan freut sich über den Nachwuchs.
BILD: DRK/LUTZ TIMMERMANN Mama Siham zeigt stolz ihren Sohn Rudi, für den Flüchtling­spate Rudi Kaplan (links) Namensgebe­r ist. Auch Vater Hassan freut sich über den Nachwuchs.

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