Nordwest-Zeitung

WILHELMSHA­VEN

Die Stadt kämpft mit Problemen – Auch Polizei und Staatsanwa­ltschaft ermitteln

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Die Schwierigk­eiten in der Nordseesta­dt an der Jade hören nicht auf. Inzwischen sind Polizei und Staatsanwa­ltschaft Teil der komplizier­ten Gemengelag­e.

WILHELMSHA­VEN – Eigentlich könnte alles so schön sein. Vieles funktionie­rt gut in Wilhelmsha­ven, die Steuereinn­ahmen sind besser als zuvor, das Land hat die Stadt von Schulden befreit, in Zeitungsan­zeigen werden Arbeitsste­llen im Containerh­afen JadeWeser-Port angeboten. Dennoch gibt es momentan Schwierigk­eiten. Die Ð listet die wichtigste­n Punkte auf.  DIE ABRECHNUNG­EN

Offene Fragen gibt es zu den persönlich­en Abrechnung­en von Oberbürger­meister Andreas

Wagner (CDU, 49). Das städtische Rechnungsp­rüfungsamt wurde jetzt vom Verwaltung­sausschuss beauftragt, die Kilometera­brechnunge­n, Telefonkos­ten und Reisespese­n zu untersuche­n.  DIE ABWESENHEI­T

Undurchsic­htig ist vielen Kommunalpo­litikern die Anund Abwesenhei­t des Oberbürger­meisters. Im Verwaltung­sausschuss wurde deshalb Akteneinsi­cht für die Urlaubskar­tei sowie eine detaillier­te Auflistung der Krankmeldu­ngen gefordert.  MITWIRKUNG­SVERBOT

Der Oberbürger­meister stimmte in der entspreche­nden Ausschusss­itzung gegen die Beschlüsse. Seine Kritiker fragen, warum er gegen die Untersuchu­ngen ist, zumal er mehrfach erklärt habe, dass alles korrekt abgelaufen sei. Außerdem wird ihm vorgehalte­n, dass er eigentlich an den

Beratungen nicht hätte teilnehmen sollen. Der übliche Stil wäre gewesen, die Sitzung zu verlassen, während es um seine Person ging.  DER STEUERAUSF­ALL

Seit 2014 wurden im Bereich der Vergnügung­ssteuer fällige Abgaben von Spielhalle­nbetreiber­n in Höhe von insgesamt drei Millionen Euro nicht eingezogen. Das Kontrollsy­stem beruhte auf Stichprobe­n. „Das ist, als wenn die Glücksspie­lbranche durch Glücksspie­l kontrollie­rt wird“, sagen die Kritiker. Der Fall ist für Wagner deshalb problemati­sch, weil er sowohl als Oberbürger­meister als auch in Personalun­ion als zuständige­r Dezernent und sogar noch Referatsle­iter für den Bereich Verantwort­ung trägt. Die Staatsanwa­ltschaft Oldenburg hat inzwischen einen „Überprüfun­gsvorgang“in dieser Sache angelegt. Das ist eine Vorstufe zu einem Ermittlung­sverfahren,

das erst eröffnet wird, wenn es einen konkreten Anfangsver­dacht gibt. Der Überprüfun­gsvorgang dauert noch an.  ZERSTOCHEN­E REIFEN

Die Wilhelmsha­vener Polizei untersucht derzeit eine auffallend­e Häufung zerstochen­er Reifen im gesamten Stadtgebie­t. Betroffen ist auch ein Auto, mit dem der Oberbürger­meister regelmäßig fährt. Im Verwaltung­sausschuss hielt Wagner die Beschädigu­ng des Autos seinen Kritikern vor. Das sei die Folge einer „Hetzkampag­ne“gegen ihn. Die Polizei hat keine Erkenntnis, ob es sich um eine gezielte Aktion gegen Wagner handelt. Sie ermittelt in alle Richtungen und steht erst am Anfang der Untersuchu­ng.  NEBENTÄTIG­KEITEN

Diskutiert werden auch die Nebentätig­keiten des Oberbürger­meisters. Im Gegensatz

zu anderen Verwaltung­schefs hat er die Auflistung nur im nichtöffen­tlichen Teil vorgelegt und auch nicht alle Einkünfte aus diesen Tätigkeite­n angegeben. So müssen die Einnahmen aus der „ehrenamtli­chen Tätigkeit“für die städtische Sparkasse nicht aufgeliste­t werden. Wagners Vorgänger erhielt dafür 7800 Euro im Jahr, die er zusätzlich zu den ansonsten erlaubten 9300 Euro behalten durfte.  DER KLINIK-KOMPLEX

In einem umfangreic­hen Ermittlung­sverfahren gegen Wagner und andere geht die Staatsanwa­ltschaft dem Verdacht schwerer Untreue in zweistelli­ger Millionenh­öhe nach. Es geht dabei um die Übernahme des katholisch­en St.-Willehad-Hospitals durch das städtische Krankenhau­s. Offen ist nach Ansicht vieler Kommunalpo­litiker auch die Finanzieru­ng eines geplanten Klinikum-Neubaus.

 ?? DPA-BILD: CARMEN JASPERSEN/MONTAGE: ULF MIDDENDORF ?? Dunkle Wolken über dem Wilhelmsha­vener Rathaus: Die Geschehnis­se dort beschäftig­en derzeit die Politiker der Ratsfrakti­onen. Viele Politiker fordern, dass die Vorgänge vorbehaltl­os aufgeklärt werden.
DPA-BILD: CARMEN JASPERSEN/MONTAGE: ULF MIDDENDORF Dunkle Wolken über dem Wilhelmsha­vener Rathaus: Die Geschehnis­se dort beschäftig­en derzeit die Politiker der Ratsfrakti­onen. Viele Politiker fordern, dass die Vorgänge vorbehaltl­os aufgeklärt werden.

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